§Kapitel 44

3.7K 171 17
                                    

Der nächste Morgen wäre eigentlich ein Morgen gewesen an dem ich ausgeschlafen hätte. Und geschadet hätte es nicht. Ich war erst seit vorgestern Morgen wieder wach und die neue Verletzung und der Nahrungsmangel raubten mir zusätzlich Energie.

Doch die Werwölfe im Haus waren mit einem Mal entsetzlich Laut und Aufregung hing in der Luft. Fast greifbar.

Auch Meggie war schon hellwach. Lass uns nachsehen. Quengelte sie, sobald ich mich aufgesetzt hatte, nicht ohne mein Gesicht vor Schmerz zu verziehen.

Schon gut, schon gut. Grummelte ich, doch eigentlich war ich fast genauso neugierig wie sie was im Haus vor sich ging.

Flink hatte ich den größten Pullover aus meinem Schrank geholt, übergeworfen und eine Jogginghose angezogen. Zumindest war das mein Plan und auch wenn die Jogging Hose leicht anzuziehen war, kämpfte ich einige Zeit mit dem Pullover. Die Verletzung tat zwar nicht mehr so sehr weh wie Gestern, doch ich hatte Schwierigkeiten meinen Arm zu heben. Das hieß wahrscheinlich, dass ich heute alles mit Links handhaben musste. Seufzend warf ich mir den Bändiger um den Hals, dankbar für meine Idee die Kette lang genug zu machen, dass man sie gerade so über den Kopf bekam.

Barfuß verließ ich mein Zimmer und stieß fast mit Pablo zusammen der mich verwirrt ansah, eine Hand zum Klopfen auf Schulterhöhe erhoben.

Er war wohl schon eine Weile wach. Er hatte zumindest schon Zeit gefunden sich die Haare zu kämmen und sein improvisierten Schlafplatz schon einzuräumen.

„Ah gut, du bist schon wach." Meinte ich mit einem schiefen Grinsen und schob mich an ihn vorbei.

Er zögerte und spielte nervös mit dem Saum seines T-Shirts als er sich drehte, um mich weiter ansehen zu können. „Ähm, also.... Ich wollte gerade Frühstück machen, aber wie es scheint sind gerade Gäste bei euch angekommen... soll ich lieber nach Hause fahren?"

Ich hielt an der Zimmertür Inne. Stirnrunzelnd musterte ich ihn. Er meinte die Frage tatsächlich ernst. Ich hatte ihn hier Gestern zwar spontan einquartiert, aber Frühstück gehörte zu einer Übernachtung, oder? Oder vielleicht gerade, weil ich ihn gegen seinen eigenen Willen hier hergebracht hatte?

„Lass uns zusammen Frühstücken gehen." Meinte ich daher schulterzuckend. „Wir haben andauernd irgendwelche Leute im Haus die hier nicht wohnen. Allein Aiden und Cole leben doch quasi hier." Pablo öffnete den Mund, um irgendetwas zu sagen, doch er schloss ihn wieder und folgte mir nur kopfschüttelnd.

Im Erdgeschoss wurde mir klar warum der Tumult mich sogar in meinem Zimmer im Dachgeschoss erreicht hatte.

Leute stürmten aufgeregt tuschelnd (zumindest vermutete ich dass es „Tuscheln" sein sollte) vom einen ins andere Zimmer, trampelten die Treppe rauf und runter und veranstalteten insgesamt ein solches durcheinander dass ich einen Moment auf der Treppe stehen blieb um mir einen Überblick zu verschaffen. Und viele versuchten einen unauffälligen Blick durch die Wohnzimmer Tür zu erhaschen, die zu meiner Überraschung angelehnt war.

Doch keiner von ihnen schien sich hinein zu trauen.

Genervt von dem verhalten, dass nun eher dem von Hühnern als den von Wölfen glich, drängelte ich mich schließlich zwischen ihnen durch, dicht gefolgt von Pablo, der es um einiges schwerer hatte als ich. Endlich ist meine geringe Größe mal ein Vorteil. Dachte ich und hätte geschmunzelt, wenn diese dummen Wölfe nicht andauernd gegen meine Schulter gestoßen wären, sodass ich befürchteten musste, dass sie sich wieder öffnen könnte. Das Blut würden sie dann auf jedenfalls wittern. Und Verletzungen solcher tiefe zu erklären konnte schwierig werden.

Sie sollten uns Platz machen. Grummelte Meggie um einiges genervter.

Schließlich stolperte ich endlich in das Wohnzimmer. Und mir war sofort klar wer die Aufregung im Haus ausgelöst hatte: ein schlanker junger Mann saß auf einen der Sessel vor dem Fernseher. Er sah gut aus. Wenn auch ziemlich müde. Er hatte eine blasse Haut, als habe er noch nie viel Sonnenlicht abbekommen, seine langen, blauen Haare waren zu einer unordentlichen Locke geflochten und lagen über seine Schulter. Unter seinen Grünen Augen hatte er dunkle Schatten, die darauf hindeuteten dass er länger nicht geschlafen hatten, doch der Ausdruck in ihnen sah eher herausfordernd als Müde aus. Er hatte ein selbstgefälliges Grinsen aufgesetzt und saß auf dem Sessel wie ein gewisser Elbenkönig auf seinem Thron.

Die Mate des AlphasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt