§Kapitel 43

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P.o.V.: Aeryn Engel

Den Pullover auszuziehen, stellte sich als schwierig heraus. Bei meinen normalen, viel zu großen Pullovern wäre es kein Problem gewesen, doch dieser hier war älter... und kleiner. Ich schaffte es nicht meinen rechten Arm aus dem Ärmel zu bekommen, danach wäre alles ganz leicht. Ich hatte schmerzen, jedes Mal, wenn ich den linken Arm oder die Schulter bewegte, daran ihn zu heben war gar nicht zu denken. Nach mehreren vergeblichen Versuchen wurde ich von Pablo unterbrochen. „Ich hoffe das ist nicht dein Lieblingspullover." Sagte er. Er hatte in der der Zwischenzeit eine Schere gesucht und offenbar auch gefunden.

Ohne auf eine Antwort zu warten begann er den Pullover von dem Ärmel aus aufzuschneiden. Ich ließ es zu und biss die Zähne aufeinander. Es hatte keinen Zweck den Pullover ausziehen zu wollen, wenn ich den Arm nicht heben konnte. Eine weile war nichts zu hören als das Ratschen der Schere, die den Stoff zerschnitt. Dann sog Pablo scharf die Luft ein. Er hatte meinen Pullover so aufgeschnitten, dass ich ihn nun wie eine Jacke abstreifen konnte, ohne meinen Arm bewegen zu müssen.

„Willst du dich hinsetzen? Dann kann ich besser arbeiten." Sagte Pablo schließlich als er meinen Pullover achtlos in die Badewanne geworfen hatte. Ich nickte. Die Wunde blutete stark und ich konnte spüren wie mir das stehen zunehmend schwer viel und nach Pablos Gesichts Ausdruck zu Urteilen war das wohl auch der Grund, weshalb er mich bat mich zu setzen. Ich nickte müde und liess mich auf dem Wannenrand nieder.

„Hat dich einer von diesen.... Diesen großen Wölfen erwischt?" fragte er Zaghaft während er aus einen der Schränke eine Packung Watte, Wundsalbe und ein Handtuch holte. Ich nickte und er drehte das Wasser auf. „Sie sind von überall gekommen und in den Wald gestürmt... sicher 50 Wölfe." Erzählte er während er begann mit dem Feuchten Handtuch das Blut um die Verletzung herum abzuwischen. „Das waren Freunde. Sie wohnen hier in der Gegend." Knurrte ich aus zusammengebissenen Zähnen hervor. Das würde gleich sehr unangenehm werden.

Ich wagte einen kurzen Blick auf meine Schulter. Es war kein Biss, sondern vier langgezogene, parallel verlaufende risse. Es musste einen dieser Wölfe gelungen sein, die versucht hatten auf meinen Rücken zu klettern. Dachte ich, während Meggi angesichts der Verletzung leise wimmerte. Stimmt ja, das ist ja quasi dein erstes Mal. Viel mir auf. Den Moment suchte sich Pablo aus um die Wunde zu Säubern. Ich zischte vor Schmerz während Meggi erschrocken in meinem Kopf quietschte und gleich darauf musste ich den drang unterdrücken Pablo die Zähne zu zeigen und ihn anzuknurren.

Rasch ging ich die Möglichkeiten in meinem Kopf durch. Meggi sollte jetzt möglichst keine Verwandlung herbeiführen, das würde Pablo wahrscheinlich zu Tode erschrecken. „Kannst du uns erklären was du tust?" fragte ich Pablo durch zusammen gebissene Zähne. „Klar, klar! Kein- warte uns?" „Erklär ich dir, wenn du fertig bist." Pablo nickte und begann zu erklären wie er die Wunde erst reinigte und anschließend desinfizierte. Schließlich verband er meine Schulter, den er wo auch immer herhatte. Meggi half es auf jeden Fall. Interessiert konzentrierte sie sich vollständig auf die Wundversorgung. Man merkt, dass er Arzt werden möchte. Bemerkte Sie als Pablo das Verbandsende mit einer Verbandsklammer befestigte und ich kam nicht umhin zu bemerken, dass er sehr routiniert gewirkt hatte und in keinen Moment gezögert hatte, selbst als ich vor Schmerz gezischt hatte, hatte er nur kurz zu mir aufgesehen und dann weiter gemacht.

„So und nun schuldest Du mir eine Erklärung." Beendete Pablo seinen Vortrag. Ich nickte, doch bevor ich mir die Ruhe auf meinem Sessel gönnte, ließ ich Wasser im Waschbecken ein und tauchte den Pullover darin ein. Dennoch hing der Geruch von Blut schwer in der Luft. Ich seufzte und holte eine kleine Schachtel heraus, die verborgen hinter einen Stapel Handtüchern, ganz hinten im Schrank lag.

Darin befanden sich getrocknete Kräuter. Vor allem Lavendel, Thymian und Rosmarin. Duftstarke Kräuter eben. Ich nahm einen der vorbereiteten Beutelchen heraus, dankte den Göttern, dass ich sie vorbereitet hatte und hängte ihn an einen Hacken direkt über der Tür.

Pablo beobachtete mich verwirrt, sagte und tat aber nichts, obwohl sein Blick verriet dass er befürchtete dass ich wieder zusammenbrach. Schließlich setzte ich mich in meinen Lieblingssessel. Erleichtert wieder sitzen zu können. Normalerweise hätte ich das Duftkissen noch mit heißem Wasser übergossen und einige der Stängel zermahlen, um die Ätherischen Öle frei zu setzen. Doch ich war erschöpft. Sollten diese blöden Wölfe doch das Blut riechen. Pablo tat es mir nach und setzte sich mir gegenüber.

„Also. Du erinnerst dich sicher an den Wolf an der Straße? er gehört zu einem Rudel. Werwölfe leben immer in Rudeln..."

Ich begann zu erklären was es mit den Werwölfen auf sich hatte, wie ich damit zusammenhing und erklärte ihm was ich war. Dann erzählte ich ihm was eben gerade im Wald geschehen war und dass ich das ansässige Rudel schützte, weil es meine Freunde waren. Ich nannte zwar keine Namen, da ich jedoch nur wenige Freund hatte und sie ausschließlich Werwölfe waren, wenn man von Pablo absah, dann konnte sich Pablo das wahrscheinlich selbst zusammenreimen, wer unter den Fellen versteckt war. Ich versuchte alle seine Fragen zu beantworten und Pablo hatte wirklich viele Fragen.

Als Pablo endlich keine Fragen mehr hatte und über das ganze nachdachte, begann sich der Himmel bereits aufzuhellen. „Ich würde vorschlagen, wir schlafen jetzt drüber und reden später weiter." Schlug ich vor. Ich hatte mich bereits auf meinem Sessel zusammengerollt und allein Pablos Fragen hielten mich noch wach. Zögerlich stimmte er zu begann dann aber gähnend die Couch auszuziehen und Decken und Kissen aufzuhäufen. Ich hatte den Verdacht, dass er befürchtete, dass ich nicht mehr so auskunftsfreudig war, wenn ich ausgeruht war. Verständlich. Immerhin beantwortest du seine Fragen ja sonnst auch nicht. Bemerkte Meggi amüsiert.

Ich wartete nicht bis er das Sofa vollständig begezogen hatte und zog mich in mein Bett zurück, nicht ohne vorsorglich die Tür zu Schließen.

Ich war mir immer schrecklich bewusst, dass ich im schlaf am verletzlichsten war.

Als ich endlich eine Schlafposition gefunden hatte, in der ich meine Verletzung nicht so sehr belastete meldete, sich Meggi. Also du kannst die Verletzungen von deinen anderen gestalten fernhalten... aber nicht von deinem Urkörper. Wie ist das bei meinem Körper? Fragte sie zögerlich und ich meinte zu wissen warum sie fragte: war sie nur einer meiner vielen Gestalten, mit dem einzigen unterschied, dass sie eine Stimme hatte, oder war sie wie ich.

Ich weiß es nicht. Gab ich nach einer längeren Pause zu. Lass es uns ausprobieren. Schlug ich ihr vor. Doch Meggi lehnte ab. Erst wenn die Verletzung etwas ab geheilt ist... ich will nicht, dass mein Fell blutig wird und wir müssen schlafen.

Passenderweise war dies auch der letzte Satz, den ich vonihr hörte, bevor ich einschlief. 

Die Mate des AlphasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt