§Kapitel 30

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P.o.V.: Aeryn Engel 

Beunruhigt ließ ich zu, dass Alaric mir die Augen Verband. Unsicher was als nächstes kommen würde schwieg ich. Er schien es die ganze Zeit darauf abgesehen zu haben so abseits wie irgend möglich von allem Menschen Ansammlungen zu kommen. Vielleicht hatte er wirklich herausgefunden was ich war und versuchte mich unauffällig von der Bildfläche verschwinden zu lasse?

Und die Wörter Wald und Klippe hatten mich auch nicht gerade beruhigt. Meggi hatte es längst aufgegeben mich davon zu überzeugen, dass er mehr als Freundschaft für mich empfand und dass das hier ein Date war. Sie hatte sich auf einen beleidigen Beobachtungsposten zurückgezogen. Mein einziger Trost war, dass ich, egal was er tat, mich verwandeln und fliehen konnte. Er konnte dann getrost nach Hause zurückkehren und sagen was auch immer er sagen wollte, um mein Verschwinden zu erklären und ich konnte mir irgendwo neu anfangen.

„Zu fest? Oder kannst du noch etwas sehen?" hauchte plötzlich Alaric Stimme in mein Ohr. Ich zuckte heftig zusammen. Nicht nur dass er mich aus meinen Gedanken gerissen hatte, er war so nahe, dass ich spüren konnte wie sein Atem sanft meine Haut streifte. Er lachte leise und ein warmer Schauer fuhr über meinen Rücken. „Nein es ist alles in Ordnung." brachte ich schließlich heraus und Alaric nahm einer meiner Hände. „gut, dann komm. Es ist nicht mehr weit. Versprochen." Seine Stimme war samtig weich und warm. Zum Glück hatte ich heute nicht bei jedem Blick zu ihm das Bedürfnis mich an ihm zu schmiegen. Es musste am Bändiger liegen, den ich heute schließlich wieder trug. Vielleicht lag es daran, dass Meggi mehr Einfluss hatte, wenn ich ihn nicht trug überlegte ich doch wurde von Alaric wieder unterbrochen der nun seine Hand an meinem Arm hinauf wandern ließ und mich an meiner Schulter an sich zog. „Vorsichtig, jetzt wird es kurz eng, aber keine Sorge, dir wird nichts geschehen." Sagte er so leise, dass ich überzeugt war, dass niemand der in der Nähe gestanden hätte es verstanden hätte.

Angespannt ließ ich mich von ihm führen. Alaric zog mich so nahe an sich, dass sein angenehmer Duft mir wieder in die Nase stieg und ich meinen rechten Arm kaum benutzen konnte. Daher hackte ich meine Hand in den Riemen des Rucksacks ein, den ich immer noch trug. Mit der anderen Hand versuchte ich unauffällig herum zu tasten und spürte nach kurzer Zeit kalten Stein unter meinen Fingern. Das letzte Licht, dass durch meine geschlossenen Augenliedern gedrungen war verschwand und nun hüllte mich vollkommene Schwärze ein. Ich schob das beängstigende Gefühl von Blindheit von mir und konzentrierte mich wieder auf meine Umgebung, ohne allzu tief einzuatmen, um nicht wieder Alarics Geruch zum Opfer zu fallen.

Kalt war es in der Höhle in die Alaric mich geführt hatte und die Luft roch modrig. Brachte er hier immer seine Opfer her? Und was mir ebenfalls am Rande auffiel war die Magie, die auf diesem Ort lag. Nur ganz leicht und uralt durchdrang sie dennoch jeden Stein der Höhle. Gott du bist so unendlich dumm! Das ist nicht der Geruch von Verwesung oder nur sehr unterschwellig. Es ist der Geruch von feuchter Erde und ich würde denken weiter vorn gibt es einen kleinen See. Fauchte mich Meggi wütend an. Okay kann sein, dass es hier nicht nach Leichen und Blut riecht, aber wohin führt er uns dann? Knurrte ich ebenso angespannt zurück. Alaric unterbrach unsere Diskussionen in dem er plötzlich stehen blieb und mich herumdrehte und in eine Umarmung zog. „tut mir leid, ich konnte nicht wiederstehen." Murmelte er leise in meinen Nacken. Er hatte mich so sehr an sich gezogen, dass mein Gesicht nun an seiner Brust gepresst wurde und eh schon blind und von Meggi abgelenkt, verlor ich auch soweit das Gleichgewicht, dass er nun mein ganzes Gewicht hielt. Was ihm keines Wegs aufzufallen schien. Dennoch verkrampfte sich jeder Muskel in meinem Körper. „Du brauchst wirklich keine Angst zu haben. Bitte höre auf zu zittern. Ich verspreche ich werde dir niemals absichtlich weh tun." Fügte er leise und sanft hinzu. Mal wieder klang seine Stimme als würde er mit einem scheuen Tier reden. sanft stellte er mich wieder auf dem Boden ab entfernte sich aber nicht und ging auch nicht weiter. „Ich habe keine Angst. Es ist nur ein wenig Kalt." Versuchte ich mich aus der Situation zu retten. Doch meine Stimme klang rau und kratzig sodass ich mir selbst vermutlich nicht geglaubt hätte, wenn ich nicht wüsste, dass es der Wahrheit entsprach.

Nicht Angst oder kälte hatten mich zittern lassen. Wenn Meggi und ich um die Herrschaft in diesem Körper kämpften oder wir anders im Geiste gegen einander antraten konnte es passieren dass so viel Energie freigesetzt wurde dass der Körper in dem wir gerade waren zu zittern begann, manchmal wenn es besonders schlimme Auseinandersetzungen zwischen uns gab oder bei besonders lange Diskussionen konnte es sogar passieren dass der Körper mit erhöhter Temperatur reagierte. Das passierte verhältnismäßig selten, meist gab einer von uns beiden nach oder wir verschoben die Diskussion auf später. Was habe ich dir gesagt! Rief da auch schon Meggi triumphierend. Ja okay er will uns nichts tun aber was soll das dann alles? Darauf wusste sie nur eine Antwort und es war die gleiche wie schon seit Stunden: es ist ein verfluchtes DATE! Und diesmal widersprach ich nicht. Ich hatte die Wärme in seiner Stimme nun auch wahrgenommen und konnte sie mit nichts begründen außer Zuneigung zu mir. „Dann komm es ist nicht mehr weit." Sagte Alaric und in seiner Stimme mischte sich Enttäuschung und Aufregung.

Ich nickte und er löste sanft meine Hand von dem Schultergurt des Rucksacks und zog mich hinter sich her. „Das hier ist ein versteckter Ort, kaum einer kommt hier jemals her." Begann er zu erzählen. „Er ist schon ziemlich alt, ich hoffe er gefällt dir. Ich hatte nämlich vor den Tag hier mit dir zu verbringen." Erklärte er und ich hörte, dass er lächelte. Plötzlich wich die kälte der Höhle und Licht flutete durch das Tuch um meine Augen. Wärme umfing mich und der süße Duft von Sommerblumen mischte sich mit dem salzigen des Meeres in einer Briese, die meine Haare um mich herum flattern ließ. Wir mussten um einen Felsvorsprung gelaufen sein. Ich lauschte und hörte das zwitschern von Vögeln, das geschäftige Summen von Bienen und das Geräusch von mächtigen Wellen, die gegen einen Felsen brachen. Und nun war die Magie intensiver als jeh zuvor, sie mischte sich unter das Summen der Bienen, war im Duft der Blüten und in der Wärme die mich umfing. Ich konnte sie fühlen, wie sie durch jeden Grashalm und Baum auf dieser Lichtung pulsierte und zu meiner Faszination ähnelte sie meiner Magie mehr als alles andere, dass ich bisher an Magie gesehen hatte. „Bereit?" fragte Alaric neben mir und machte sich bereits an dem Knoten an meinem Hinterkopf zu schaffen. „Ja." Hauchte ich dennoch. Im nächsten Moment fiel das Tuch von meinen Augen.

Die Klippe war eigentlich eher ein riesiger Felsvorsprung der von drei Seiten von hohen Felswänden begrenzt wurde und an einer Seite steil nach unten zum Meer abfiel. Sie war vielleicht hundert Meter breit und doppelt so lang. Saftiges grünes Gras bedeckte den Boden und die verschiedensten Wildblumen wuchsen hier. In der Mitte, vor und erhoben sich die Reste eines kleinen Schlosses. Uns genau gegenüber erhob sich ein Torbogen, links und rechts gehalten von zwei Kirschbäumen in voller Blüte. Dahinter führte ein Gang aus halb verfallenen Säulen, deren Verzierungen kaum noch zu erkennen waren, bis vor eine kleine Treppe. Dahinter erhob sich ein Teil einer Mauer das ein Podest einschloss. Es hatte zwar kein Dach mehr und in den Ritzen zwischen den Steinen wuchsen Mauerblümchen, doch die großen Spitzbogen Fenster eröffneten den Blick auf einen Azurblauen Himmel und das Meer, dass den Himmel makellos wiederspiegelte und das Spiegelbild mit Schaumkronen und funkelnden Reflexionen noch verschönerte. Dieser Teil schien ein Stück über die Klippe hinauszuragen und war sicher einst der Stolz der Bewohner gewesen. Die Säulen waren umgeben von den halbhohen Resten von Mauern, in denen es immer wieder Aussparungen gab in denen manchmal noch Torbögen zu sehen waren und diese wiederum waren umringt von uralten Knorrigen Obstbäumen die ebenfalls alle Blühten. Ich musste an Cair Paravel denken, als die Pevensies das zweite Mal, viele hundert Jahre später den Ort ihrer Krönung gefunden hatten.

Und genau wie die Geschwister fühlte ich mich als hätte ich eine andere Welt betreten.

Die Sonne zauberte ein lebhaftes spiel aus Licht und Schatten auf den Boden durch die Fenster und kleine bunte Schmetterlinge taumelten träge herum.

Es war so warm, dass ich den Rucksack auf den Boden gleiten ließ und meinen langen Schwarzen Mantel auszog. „Wow." Entfuhr es mir als ich wieder aufsah. Meggi war so im Staunen vertieft, dass sie nichts sagte. Einen Frühling hatte sie noch nicht erlebt.

„Freut mich, dass es dir gefällt." Ich sah zu Alaric auf und der grinste mich vergnügt an. Ich musste schon eine ganze Weile hier stehen und staunen denn er hatte ebenfalls seine Warme Winter Jacke ausgezogen und trug den Rucksack, den er auf dem Rücken getragen hatte in der anderen Hand. „Möchtest du mitkommen? Dahinten gibt es eine Art Podest da können wir unsere Decke hinlegen." Schlug er vor und machte einen zögerlichen schritt in die Richtung. Ich nickte und folgte ihm. 

Vielen Dank an todesengel_1-0 (Meine Lektorin) und danke an --LUCY-- :D


Die Mate des AlphasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt