§Kapitel 18

7.6K 235 13
                                    

P.o.V.: Aeryn Engel 

Genervt schlug ich am nächsten Morgen den Wecker aus. Montag. Was ist das denn? Fragte mich meine Innere Wölfin gereizt. Das nennt man einen Wecker. Es ist 6 Uhr. Das heißt wir müssen Aufstehen. Wir gehen in eine Schule. Das ist ein Ort, in dem man etwas lernen soll. Erklärte ich ihr grummelnd und setzte mich auf die Bettkannte. Es war eiskalt im Zimmer. Was auch kein Wunder war, denn ich ließ über Nacht immer das Fenster offen. Die kälte weckte mich endgültig sodass ich aufstand und das Fenster Schloss. Das klingt lustig! Meinte nun auch meine Wölfin motiviert. Ich schüttelte den Kopf und zeigte ihr Erinnerungen an verschiedene Schulen und Lehrern.

Leon nahm mich wie immer mit und ich erklärte meiner Wölfin noch mehr. Warum wir mit dem Auto fuhren und was das überhaupt genau war. Warum wir zur Schule gingen, dass es eine Schulpflicht gab, dass man gewisser Regeln einhalten musste und wir keineswegs Freunde suchten. (Einen Punkt in dem wir zum Glück übereinstimmten. Sie schien genauso einzelgängerisch zu sein wie ich. Außer es ging um Alaric, da war sie komisch.) Als wir ankamen stellte ich ihr die einzelnen Menschen vor. Ich war so beschäftigt meiner Wölfin die Schule zu zeigen und zu erklären, dass ich erst auf Pablo reagierte als er mir gegen die Stirn schnippte. „Aeryn? Alles klar? Du bist heuet so abwesend." Meinte er mit einem besorgten Blick. Wir standen bei den Jungs und warteten darauf, dass der Unterricht begann. Und auch das wurde mir erst jetzt so richtig bewusst. „Äh.. ja, ich habe nur schlecht geschlafen." Erklärte ich ihm schnell. Die Jungs sahen mich alle ein bisschen seltsam an. Abwartend und ein bisschen belustigt. Anscheinend hatte man mir eine Frage gestellt, nur wusste ich beim besten Willen nicht was man mich gefragt hatte. „Richard hat gefragt was du heute Nachmittag machst." Half mir Pablo wieder und warf einen finsteren Blick auf Cole, der zu kichern begonnen hatte. Einen Moment musterte ich die Runde. Sie hatten sicher wieder irgendwas ausgeheckt. „Ich will heute in die Städtische Bibliothek. Ich muss ein bisschen was nachlesen." „Ich komm mit, ich habe gehört der Medizinische Teil ist ziemlich gut dort." Meinte Pablo und fing sich dadurch einen bösen Blick von den Jungs ein.

Die Schule verging super schnell, vor allem weil es plötzlich wieder Spaß machte zuzuhören. Für meine Wölfin war alles neu was wir im Unterricht behandelten. Und sie lernte alles super schnell. Nur in Mathe fehlte ihr das Vorwissen. Das Lesen lernte sie in der ersten Stunde was mich wieder einmal ihr lern tempo bewundern ließ.

Nach der Schule verabschiedete ich mich mit Pablo von den Jungs und fuhr mit ihm in seinem Auto zur Bibliothek.

„Alles gut bei dir Aeryn? Sie haben dir doch nichts getan als ich gegangen bin, oder? Du bist heute so still und in dich gekehrt." Fragte er vorsichtig als er vor der Bibliothek hielt. Ich musterte ihn von der Seite aber in seinem Gesicht zeichnete sich nur echte Besorgnis ab. „Nein, mir geht's gut, ich hatte nur viel zum Nachdenken... Aber in ein Paar Tagen bin ich wieder ganz und gar bei der Sache." Er nickte schien aber nicht ganz überzeugt. „Versprochen." Grinste ich ihn an. „Okay. Aber du sagst mir Bescheid, wenn sie dich nicht gut behandeln, ja?" Ich schmunzelte. Er hatte wirklich sorge, dass die Jungs mir was taten. „Mach dir keine Sorge, ich kann mehrere Kampfsportarten. Sollte mal wirklich jemand eine Linie überschreiten weiß ich mich zu verteidigen." Unwillkürlich musste ich jedoch daran denken, dass ich neben Alaric aufgewacht bin. Aber das war ja keine Grenzüberschreitung. Kommentierte die Wölfin meinen Gedanken. Ich antwortete ihr nicht und schob sie bei seite. Das war ein Thema, bei dem wir keine Einigkeit finden würden. „Was wolltest du eigentlich in der Bibliothek?" fragte ich ihn während wir das Gebäude betraten. „Ich möchte nach der Schule Medizin studieren. Aber ich lese mir jetzt schon ein bisschen was an. Und du? Was willst du nachlesen?" Ich hätte am liebsten gefragt warum, doch der düstere Gesichtsausdruck, den er plötzlich trug, hielt mich davon ab. „Ich möchte ein bisschen was zu einer Mythologie nachlesen, auf die ich in einem neuen Buch gestoßen bin." Erklärte ich rasch.

Wir teilten uns in der Bibliothek auf. Ich war hier schon zwei Mal gewesen. Sie war nicht sonderlich groß und umfasste im Großen und Ganzen vielleicht 20.000 Titel. Ich lass gerne meine eigenen Bücher. Da beschwerte sich niemand über Knicke in Seiten und Faltabdrücke im Bücherrücken.

Wie mir nun auffiel gab es einen sehr großen Anteil an Büchern die sich mit Werwolf relevanten Themen beschäftigte: Bücher über das Verhalten von Wölfen und Werwölfen, Anatomie von Werwölfen und Legenden. Bücher voller Mondtabellen und Mondereignissen, Bücher über Wälder, deren Bewohner und Pflanzenbestimmungsbücher. Und was mich faszinierte auch eine besonders schöne, wundervoll Illustrierte Reihe über Legenden und andere Fabelwesen. Bisher hatte ich ihnen keine Beachtung geschenkt denn sie waren sehr unauffällig mit ihren unbeschrifteten Roten Lederrücken. Doch nahmen sie den Großteil eines Regals an der hinteren Wand ein. Als ich eines von ihnen aufschlug stellte ich fest, dass sie Handgeschrieben und uralt waren. Verwundert über solche Schätze stellte ich es zurück und nahm mir einen vielversprechenden dicken Band über Werwölfe und ihre Sitten mit zu dem Tisch an dem Pablo bereits saß. Ich würde mich später den Manuskripten widmen.

Still arbeiteten wir nebeneinander her. Ich fand an diesem Tag vieles heraus was mit Werwölfen zutun hatte. In manchen Punkten waren sich die meisten einig: Werwölfe leben in Rudeln. Ihr Anführer wird Alpha genannt, die Anführerin Luna. Eine Art Berater oder Stellvertreter jeh nach Quelle wurde Beta genannt. Im Prinzip ähnelte die Hierarchie den von Wölfen in Gefangenschaft. Die meisten Quellen bestätigten auch dass ein Biss einen in einen Werwolf verwandelte. Gebissene standen in einem Rudel jedoch meist unter den geborenen Werwölfen, da geborene Werwölfe meist stärker waren. (Wir ordnen uns nicht unter! Das ist definitiv ein Grund uns keinem Rudel anzuschließen. Meckerte meine Wölfin als wir es das erste mal lasen und ich stimmte ihr zu.) Der Biss selbst wurde unterschiedlich beschrieben. In manchen Quellen musste der Biss im Nacken oder am Hals sein, bei anderen konnte er auch durch einen Angriff erfolgen, in manchen Geschichten verheilte der Biss sofort wieder, bei anderen wurde er zu einer Narbe. Da ich keine Narben finden konnte, die auf einen Biss hindeutete, musste wohl das mit der Heilung stimmen.

Andere Dinge wurden nur in einer Quelle erwähnt oder wurden in zig verschiedenen Werken anderes dargestellt und wiedersprachen sich gegenseitig: Werwolfe beteten oder auch nicht wahlweise eine Mondgöttin, Satan oder gleich mehrere Götter an. Werwölfe töten oder töten auch nicht Menschen aus vergnügen. Werwölfe Opfern zu bestimmten Mondfesten ihre eigene Luna, um ihr Blut zu trinken oder auch nicht. Werwölfe hatten oder hatten auch nicht eine Telepathische Verbindung zu ihrem Rudel. Ihr Alpha war wahlweise der gewissenloseste und bösartigste oder der Gerechte Herrscher. Und ähnliches mehr.

Auch meine Wölfin fand alles ziemlich spannend, denn sie konnte mir nichts über ihre eigene Art sagen bis auf, dass sie überzeugt war dass es eine Göttin gab: eine Mondgöttin.

Ich las gerade in einem besonders schwierigen Schinken, in dem Werwölfe bei de den alten Germanen beschrieben wurden, als Pablo mir auf die Schulter tippte. Ich erschrak und wirbelte in dem Gemütlichen Sessel herum. „Ganz ruhig!" lachte er. „Bei den Göttern! Pablo!" „Ich wollte dir nur sagen, dass die Bibliothek gleich schließt und wir langsam nach Hause gehen sollten." Ich nickte und stellte das Buch zurück in das Regal. Es hatte eh keine neuen Informationen mehr für mich. Schweigend fuhr er mich nach Hause. Ich hatte mal wieder eine Diskussion in diesem Punkt gegen ihn verloren.

Am Abend lehnte ich wieder auf der Terrassenbrüstung und versuchte alles still zu verarbeiten was ich heute erfahren hatte. Auch meine Wölfin hatte sich zurückgezogen sodass wir einfach nur still den Wald und die Sterne am klaren Nachthimmel betrachteten.

Ich fand es schön mit meiner neuen Partnerin und ich hatte jetzt schon das Gefühl eine Freundin gefunden zu haben. Dennoch musste ich daran arbeiten dass ich wieder mehr auf meine Umgebung achtete und auch hörte wenn andere mit mir redeten.

Die folgende Woche arrangierte ich mich mit meinerWölfin soweit dass sie nicht mehr ganz so viele Fragen stellte. Daher konnteich auch wieder den Gesprächen lauschen und wusste zumindest worüber geredetwurde.

Die Mate des AlphasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt