Der kühle Lufthauch des Morgens weckte mich. Ein feuchter Kuss. Tau bedeckte meinen nackten Körper, spärlich geschützt durch Junas Mantel, den sie über uns ausgebreitet hatte. Mein ehemaliger Mantel, der ihr ebenso gehörte, wie ich selbst.
Meine Liebste schlief noch, das Gesicht verborgen in wilden, goldenen Locken.
Meine Frau.
Sanft strich ich die feuchten Strähnen fort, um mich an ihrem friedlichen Gesichtsausdruck zu erfreuen.
Rot betupfte Wangen. Die langen Wimpern warfen zarten Schatten auf ihre Haut, ihre vollen Lippen halb geöffnet. Ich horchte ihrem leisen Atem.
Wenn ich sie berührte, mit der Hand sanft die weiche Wange umspannte, spürte ich die Kraft, die in ihr ruhte.
Meine Königin. Meine Frau.
Ich küsste sie, nahm mir Küsse, die mir ohnehin gehörten. Die sie mir schenkte und mir stahl.
Dann ließ ich sie allein. Nachdem ich den Mantel fester um die Silhouette ihres Körpers gestopft hatte, damit sie nicht fror, während ich Frühstück für uns suchte.
In der Hoffnung, der Lichterwald würde sich auch heute als gnädig erweisen und mich zu Büschen dicht behangen mit süßen Beeren führen.
Die Statue der Mutter leuchtete in Gold, doch unter meinem forschenden Blick bildeten sich hellblaue Schwaden im Licht, die langsam zu mir herüber glitten.
Sie kribbelten, als sie sich wie eine Schlange um mein Handgelenk wanden. Ein angenehmes Gefühl, dass mich an die Berührungen meiner Liebsten erinnerten.
„Ich gehöre dennoch dem weisen Drachen.", flüsterte ich der Mutter zu. Und Juna. Antwortete mir die Göttin, oder ich selbst? Mein Herz klopfte schneller. Denn ich wusste, ich gehörte meiner Liebsten mehr als den Göttern. Die Mutter der Elfen triumphierte sicherlich, hatte sie mich doch erfolgreich dem weisen Drachen entrissen.
Ob der weise Drache mir gnädig vergeben würde, wusste ich nicht, bevor ich seine Tempel besucht hatte.
Tief in mir wollte ich glauben, dass er ebenso zärtlich auf meine Liebe blickte, wie es die Mutter tat. Denn ich wünschte mir, ihn mit dieser Verbindung ebenso zu ehren.
Als ich mich dem Abbild der Mutter entriss, merkte ich, dass der kühle Morgenhauch meine nackte Haut reizte.
Gefangen in den Gedanken an die Stunden gefüllt mit Liebesspielereien, hatte ich jeden Anstand vergessen. Im Gegenteil zu meiner Liebsten, zog ich es vor, nicht nackt wie mich der weise Drache ins Leben hauchte, durch den Wald zu streifen.
Meine Kleidung lag auf der Wiese verstreut, vergessen im Liebespiel, feucht vom Tau.
Wild wedelte ich mein Unterkleid durch die Luft, in der Hoffnung den Stoff zu trocknen, bevor ich es mir überwarf. Als ich in meine enge Lederhose schlüpfte, fühlte ich mich wieder wie der Drache, der in Schmerz und Blut, im ersten Kampf um Leben, geboren wurde. Roh und rau, wie der Winter und die Berge.
Das Gegenteil des engelsgleichen Wesen, meiner Liebsten, die im dicken Stoff eingehüllt ruhig schlief.
Juna störte es nicht, splitternackt durch den Wald zu wandeln. Ein Drache brauchte seine Rüstung.
Wie versprochen legte ich mein Hemd an ihre Seite, zu den Überresten ihres Kleides, damit sie es tragen konnte.
Dann zog ich los, um Beeren und Pilze zu sammeln. Ein Frühstück, dass eine Elfe glücklich machen würde.
Ich kehrte zurück mit prall gefüllten Beuteln, voll süßer Früchte, die ich Juna stolz entgegenhielt. Sie zog einen Schmollmund, kaum dass ich die Lichtung betrat.
Ihre Haare, eine wilde, verfilzte Mähne, glitzerte im goldenen Morgenlicht. Den Mantel fest um sich geschlungen, blinzelte sie den Schlaf aus ihren Augen.
„Selbst am Morgen nach unserer Hochzeitsnacht erwache ich allein. Meine grausame Frau lässt mich ganz und gar herzlos allein zurück."
Ohne Mühe hielt ich ihrem vorwurfsvollen Blick stand, denn ich wusste ihr Ärger war von kurzer Dauer. Er verrauchte als ich mich neben sie setzte und ihr den Sack mit den Früchte in den Schoß legte.
„Nur damit du nicht hungern musst. Ich will dich gut versorgen."
Juna kicherte und zog mich zu sich her.
„Was für eine gute Frau ich doch gefunden habe. Wirst du mir immer Essen besorgen, Bäume fällen für ein warmes Feuer und mir ein Haus bauen."
Ein schelmisches Glitzern lag in ihren Augen und sie strich mit ihren warmen Fingern über meine Wange.
„Wenn du das möchtest.", wisperte ich und weckte ein Strahlen in ihrem Gesicht.
„Ich möchte es. Mit dir hier in diesem Wald leben, in einem Haus, dass du gebaut hast. Ohne Verpflichtungen, leben wir in den Tag hinein, aber..."
Ihr Gesicht verdüsterte sich und sie seufzte laut, während sie den Kopf auf meine Schulter legte.
„...unser Empfangskomitee steht schon am Rand des Waldes und wartet, um uns zurückzubringen. Sie lassen uns nie genug Zeit zu zweit."
Überrascht blickte ich mich um, als könnte ich besagtes Empfangskomitee durch das bloße Augen finden, obwohl sie sich außerhalb des Waldes befanden.
„Wie...?"
Juna nahm meine Hand und verflocht ihre Finger mit meinen.
„Magische Worte, mein süßer Drache. Sie haben mir eine Nachricht gesandt und warten sehr ungeduldig."
Ruhig zog sie die Öffnung des Beutels mit ihrem Frühstück auseinander, wählte eine große, rote Beere aus den Früchte aus und hielt sie mir hin. Brav aß ich sie aus ihrer Hand.
Ich hatte mir auf der Suche nach dem Frühstück versagt die Beeren zu kosten, um mit meiner Liebsten später zusammen zu essen.
Juna drückte mir einen raschen Kuss auf und suchte die nächste Frucht für mich heraus. Eine dicke, gelbe Nuss, die ich bereits für sie geknackt hatte.
„Aber wir können sie noch warten lassen. Lass uns in Ruhe frühstücken und es genießen, wie unsere Henkersmahlzeit."
Deutlicher Trübsinn lag über ihr wie eine dunkle Wolke. Ich presste meine Lippen gegen ihre Schläfe und schlang die Arme fest um sie. Zum Trost und damit sie spürte, dass ich immer direkt neben ihr war, egal wo wir uns befanden.
„Wir sind doch trotzdem zusammen. Hier. Im Palast. Überall."
Es gab keinen anderen Weg, wir musste zurück.
Zwar würde mich niemand vermissen, ein unbedeutender Drachengeneral, der seinem Heimatberg den Rücken gekehrt hatte, aber eine Königin konnte ihr Volk nicht verlassen, ohne dass ihr zumindest ein Teil davon folgte.
Hallo 😊
Ich weiß nicht, wie regelmäßig ich die Geschichte von nun an updaten werde, aber ich schau das immer wieder mal ein neues Kapitel kommt, damit ich sie mal fertigkriege. Die Geschichte zu beenden, ist immer noch mein Plan.
Danke, dass ihr immer noch so viel Liebe für die Geschichte zeigt, obwohl ich euch so warten lasse.
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Drache und Silber
RomantikIris wird von ihrem König losgeschickt, um einen Heiratsantrag an die Elfenkönigin zu überbringen. Als dieser abgelehnt wird, läuft alles aus dem Ruder. girlxgirl