Silber und Drache 137

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Juna kratzte über meine Nackenschuppen. Ich keuchte gegen ihre Lippen. Hitze schoss meine Wirbelsäule hinunter und sammelte sich in meinem Becken. Wie so oft, wenn sie eine Diskussion gegen mich verlor, ließ sie mich danach auf andere Weise verlieren. Ihr Verhalten schreckte mich nicht ab, denn ich ergab mich gerne ihren geschickten Fingern.

Vielleicht brauchte sie auch die Bestätigung, dass ich lebte und ein starkes Drachenherz kräftiges, gesundes Blut durch meinen Körper pumpte. Die Sicherheit, dass keine Wunde mir mehr Schmerzen bereitete.

Meine Liebste streichelte unablässig über meine Schuppen, die sich ihren Fingern aufgeregt entgegen reckten. Ich hatte die Augen geschlossen und atmete laut. Wie Blitze schossen ihre Berührungen durch mich hindurch. Hilflos krallte ich die Hände in ihre Schultern.

„Ich sehe, du bist sehr lebendig.", wisperte sie und küsste meine Schläfe.

„Zu lebendig fast, wenn du jetzt schon wieder nur an Schwerter und Kämpfe denkst."

Natürlich dachte ich daran. Ich versuchte unsere Liebe zu verteidigen.

„Ich denke gerade nicht nur ans Kämpfen.", knurrte ich. Denn alle Schwerter und Rüstungen versanken gerade in den wollüstigen Fluten, die meine Gedanken ertränkten.

Juna lachte entzückt.

Sie drückte mich zurück in die Kissen und schob sich auf mich. Ihr Körper so leicht und schlank auf meinem. Ich strich meine Hände über ihren Rücken. Ihr Haar leuchtete im hellen Morgenlicht, wie eine goldene Krone. Die perfekten Zöpfe, die Ama ihr gestern ins Haar geflochten hatte, zerzaust, nur spärlich hielten sie die wilde Masse im Zaum. Junas Augen glänzten wie Edelsteine. Ein neues Feuer brannte in ihnen, dass mich erfreute und erleichterte. Ich hatte sie zurück. Esse hatte sie für mich aus der Dunkelheit geholt.

Meine Liebste strich beide Hände über mein Haar. Nur für einen Moment gönnte sie mir eine Pause und reizte mich nicht mehr, um mich in Ruhe anzusehen.

„Ich hätte wirklich nicht gewusst was ich tun soll, wenn er dich getötet hätte."

Ich erstarrte bei ihren Worten, aus Angst, sie könnte sich wieder in dunklen Gedanken verlieren.

„Hat er nicht. Sieh wie gut es mir geht. Du musst nicht mehr daran denken. Juna."

Ein trauriges Lächeln legte sich auf ihre Züge. Sie küsste mich auf die Stirn, danach presste ich meine Lippen zwischen ihre goldenen Augenbrauen. Als ob wir eine geheime Zeremonie vollzogen, in der wir uns gemeinsam zurück ins Leben holten.

„Oh doch. Ich muss noch daran denken. Weil Armin ein Problem ist, das ich lösen muss. Und weil das Blut der Wunden, die er verursacht hat, noch an dir klebt."

Sie benetzte einen ihrer Finger mit der Zunge und rubbelte über meine Wange. Ich musste dringend ein Bad nehmen und Ama bitten das Bett neu zu beziehen. Damit die Zeichen dieser Wunden ganz verschwanden.

„Doch hab keine Angst. Ich werde mich nicht mehr darin verlieren. Ich sehe ganz klar was zu tun ist."

Ihrer warmer Atem strich über meinen Hals.

„Und ich sehe auch, was ich mit dir tun muss, bevor ich heute dieses Bett verlasse. Bevor ich in den Kampf ziehe. Willst du mir Mut machen, Prinzessin? Für die große Schlacht?"

Sie küsste meinen Hals hinab. Wenn sie ihre Lippen auf mich presste, fing meine Haut Feuer. Ein angenehmes Lodern, dass mir Freude, anstatt Schmerzen schenkte.

Ihre Schlacht bedeutete eine andere als Meine. Die mit Worten und nicht mit Waffen geführt wurde. Tatsächlich blieb mir in diesem Fall nur zurückzustecken.

Drache und SilberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt