Silber und Drache 145

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„Töte sie. Tötet die Hexe. Wacht auf! Ihr Idioten."

Armin schrie nur noch. Wie ein verwundetes Tier stürmte er verzweifelt in den letzten Angriff. Blind. Wütend. Als läge er in seinen letzten Atemzügen und bäumte sich vor dem unausweichlichem Ende auf.

Er stolperte näher, zwischen seinen Händen entzündete sich ein grelles Licht.

Bevor ich auf die Beine kam, stand Juna bereits. Ihr Arm schnellte vor und sie krampfte die Finger zur Faust. Ein schreckliches Würgen und Keuchen erklang. Armin fasste sich an die Brust. Die Augen des Ministers quollen vor, wie die eines Frosches. Das Licht in seiner Hand erlosch.

Ein dichter, grüner Nebel stieg vom Boden auf und umhüllte Armin. Er erstarrte mitten in der Bewegung, sein Gesicht versteinert in einer Maske aus Angst, den Mund weit aufgerissen, im verzweifelten Versuch nach Luft zu schnappen.

„Verehrte Königin. Die Gefahr ist gebannt. Bitte löst euren Zauber.", ertönte die dunkle Stimme des Gartens. So erstaunlich sanft und völlig gegensätzlich zu dem Horror, der sich vor unser aller Augen abspielte.

Meine Liebste runzelte die Stirn. Ich brauchte keinen Gedankenleser, um zu erkennen, dass sie wenig geneigt war, die Bitte des Gartens zu erfüllen.

„Es gibt keinen Grund ihn zu töten. Der weise Rat wird Armin von Schimmerose seiner gerechten Strafe zuführen. Dabei wird er auch diesen weiteren Ausbruch und die Unwilligkeit seine Schuld zu akzeptieren in das Urteil mit einbeziehen. Wenn ihr ihn jetzt tötet, macht ihr euch ebenfalls einer Strafe schuldig. Verehrte Königin."

Diesmal klang die Stimme des Gartens streng und trotzdem rührte sich Juna nicht. Vermutlich wog sie ab, mit welchem Ausgang sie besser leben konnte. Ohne Frage, wollte sie Armin töten. Ein Hauch dunkler Energie wehte von ihrer Hand fort, mit der sie den tödlichen Griff ausführte. Er umschmeichelte den Körper des Ministers, als liebkoste er sein Ofer. Aber Armin war es nicht wert, dass meine Liebste erneut in Verzweiflung verfiel und die Dunkelheit an ihrem strahlenden Wesen nagte. Dieser Bastard hatte genug Unheil angerichtet. Juna durfte nicht auch noch die Schuld seines Todes tragen.

Ich stellte mich dicht neben sie und strich meine Finger sanft durch ihr Haar. Ein leichte Berührung, um sie nicht zu erschrecken. Meine Liebste zuckte dennoch zusammen. Die Falte auf ihrer Stirn grub sich tiefer in ihre Haut.

„Wie unfair. Ich darf ihn nicht töten, aber du darfst? Das hatten wir nicht ausgemacht.", wisperte ich.

Juna seufzte. Sie wand den Kopf zu mir, aber hielt ihren Zauber unnachgiebig aufrecht.

„Soll ich ihn am Leben lassen?", fragte sie. So ruhig, als sprachen wir darüber, was wir morgen frühstücken wollten. Nur die dunklen Flecken in ihren Augen verrieten mir, dass ein Sturm durch ihr Inneres fegte.

„Lass ihn bitte los. Juna. Er verdient den Tod, aber ich möchte nicht, dass du dir deine Hände mit solchem Dreck schmutzig machst."

Es gefiel mir besser, selbst im Schmutz zu wühlen.

Meine Liebste schnaubte und presste die Faust so eng zusammen, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Armin röchelte laut und die anwesenden Elfen keuchten und tuschelten in Aufregung. Dann ließ Juna die Hand sinken. Die Menge atmeten erleichtert auf, während Armin hustend auf die Knie fiel und gierig Luft in seine Lungen sog.

„Sollte der weise Rat nicht so über euch richten, wie ich es für angemessen halte, werde ich ein weiteres Urteil über euch Aussprechen, Armin! Alle hier Anwesenden haben eure Niedertracht mitangesehen und werden sich kaum mit einem milden Urteil zufriedenstellen lassen."

Die Stimme meiner Königin donnerte über allem, mächtiger noch als die des Gartens. Sie hatte den weisen Rat einberufen, doch es schien mir beinahe so, als wollte sie den alten Waschweibern klar machen, dass sie in ihrem Reich den letzten Ton angab. Und Armin hatte ihr mit seinem öffentlichen Angriff ausreichend Gründe geliefert, um ihn ohne Gegenwehr verurteilen zu können. Vielleicht war es von Anfang an ihr Plan gewesen. Eine Strategie, die gut zu ihrem Wesen passte.

Drache und SilberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt