Silber und Drache 75

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Ihre Worte ließen mich erschaudern. Die Königin merkte es und schlang kichernd die Arme um mich.

Anstatt Vigour und meiner Verärgerung darüber, dass die Elfe ihre Versprechen gebrochen hatte, schwirrten mir Ideen durch den Kopf.

Energisch verbannte ich sie aus meinen Gedanken. Zuvor verlangte es mir danach, etwas wichtiges mit ihr zu klären.

„Ich möchte, dass du deine Versprechen mir gegenüber hältst. Nicht nur heute.", sagte ich.

Denn auch wenn meine Wut verpufft war, befürchtete ich meine Geliebte nahm mich nicht ernst. Spielend leicht bekam sie ihren Willen. Immerzu. Sie führte mich an der Nase herum.

Und meine Wünsche ignorierte sie, wenn es ihr passte.

„Ich hab dir doch gesagt, es tut mir Leid. Und das Ganze ist gut ausgegangen. Nicht wahr?"

Die Elfe lächelte und zupfte an meinen Locken.

Kopfschüttelnd schob ich sie von meinem Schoß.

„Es ist nicht gut ausgegangen. Du hast mir die Möglichkeit genommen, mich mit meinem König unvoreingenommen auszusprechen. Ihm zu erklären, was geschehen ist. Nun denkt er, ich habe dich vorgeschickt und bin zu feige, ihm selbst entgegen zu treten. Ich. Seine Beraterin, seine Lehrerin, verstecke mich hinter einer Fremden. Und das ist nicht alles..."

Nervös stand ich auf, um mich zu bewegen. Ich redete mich in Rage, aber wollte nicht mit ihr streiten.

Aufmerksam hörte mir die Königin zu. Sie lehnte am Esstisch und trommelte mit ihren Fingern auf die Tischplatte.

„Ich werde trotzdem mit Vigour reden. Er soll mich offiziell aus seinen Diensten entlassen. Deshalb muss ich ihn entweder anlügen und so tun, als ob ich wirklich ein Feigling ohne Verantwortungsgefühl bin. Oder ich muss vor ihm zugeben, dass du hinter meinem Rücken mit ihm gesprochen hast. Was wirft das für ein Licht auf unsere Beziehung? Und dann sagst du ihm auch noch, dass wir kein Liebesduell austragen sollen. Weißt du überhaupt, was das bedeutet?"

Jetzt brodelte doch Wut in mir hoch. Ich drehte mich fort von der Königin und trat gegen meine Eichenkommode. Unbeeindruckt wackelte diese nur ein wenig.

„Für mich bedeutet ein Liebesduell, dass du verletzt wirst."

Der sture Unterton in ihrer Stimme, ließ mich die Fäuste ballen. Am liebsten hätte ich sie angeschrien. Körperliche Verletzungen war nicht das Schlimmste, was mir passieren konnte. Jede der unzähligen Wunden meines Lebens, war wieder verheilt. Sogar die schwersten.

Doch sie sah es anders. Die Königin versuchte mich vor dem kleinsten Kratzer zu bewahren. Wie eine überbehütende Mutter.

Rasch stampfte ich zu meiner Eingangstür. Wahrscheinlich würde sie mich niemals verstehen.

„Ein Liebesduell bedeutet, dass ich öffentlich zu dir stehe. Für das Recht auf unsere Liebe kämpfe. Damit hätte ich allen Drachen gezeigt, dass ich dich liebe. Jetzt nimmt mich niemand mehr ernst."

Ich stieß die Tür vor mir auf. Die Wachen auf dem Gang zuckten erschrocken zusammen. Eine zog ihr Schwert. Die Klinge schimmerte bläulich im schummrigen Licht.

„Du hast gesagt, du machst heute alles was ich will. Dann räum die Küche auf.", zischte ich.

Wutentbrannt stampfte ich auf den Gang hinaus, ohne auf ihre Antwort zu warten.




Räum die Küche auf.

Drache und SilberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt