Drache und Silber 134

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Esses Hände wanderten über meinen Körper und verteilten wohlige Wärme auf meiner Haut. Die Berührungen kribbelten viel weniger, als Junas es taten, wenn sie mich heilte. Keine Erregung mischte sich in die heilende Kraft. Ich begrüßte es sehr, dass mein Körper auf vollkommen neutrale Weise auf Esse reagierte. Wenn meine Liebste ihr heilendes Licht auf mich legte, vergaß mein Körper nie mir bewusst zu machen, wie sehr er ihre Zuwendung schätzte. Selbst wenn ich nebenbei beinah zu Tode blutete.

Die Heilerin drückte ihre beiden Hände auf meinen Bauch und ich zuckte zusammen. Dann begann meine Haut zu brennen, als hätte sie glühende Kohlen auf mir abgelegt. Ich biss fest die Zähne aufeinander, um keinen unwillkürlichen Laut des Schmerzes auszustoßen. Damit ich Juna nicht in Aufruhr versetzte. Sie sollte sich sicher sein, dass es mir gut ging.

Esse runzelte die Stirn, während sie die Hände immer fester gegen mich presste. Meine Faust zuckte. Ich unterdrückte meine übliche Reaktion, wenn mir jemand große Schmerzen zufügte. Es hätte sicher nicht zu unserer Freundschaft beigetragen, wenn ich Esse vom Bett geprügelt hätte.

Meine kurzen Fingernägel bohrten sich in meine Handfläche, so fest ballte ich die Fäuste. Ich nahm tiefe Atemzüge, bis das Brennen endlich nachließ und Esse die Hände von mir löste.

Die Stirn in tiefe Falten gezogen, blickte sie mich an.

„Nein. Das geht so nicht. Isi-lein. So geht das nicht. Du musst aufpassen verstanden. Aufpassen. Ja."

Während sie mich belehrte, wedelte sie den ausgestreckten Finger vor meiner Nase herum. Die Lichtkugel, die an der Fingerspitze klebte, leuchtete im hellen grün. Das grelle Licht blendete mich, so schloss ich die Augen.

Ich nickte, um Esse zu zeigen, dass ich sie verstanden hatte. Obwohl ich diesmal nicht vorsichtiger hätte handeln können. Das Leben hatte einen Feind aus dem nichts auf mich geworfen und ich hatte großes Glück gehabt. Der weise Drache hatte heute seine Schwingen über mich gebreitet und mir weitere Lebensjahre geschenkt.

„Sie war vorsichtig. Es war nicht ihre Schuld. Danke für eure Dienste, doch es ist nicht notwendig, dass ihr Iris auf diese Weise ausschimpft."

Juna klang ungewohnt gereizt. Ich öffnete die Augen, um sie anzusehen.

Vorgelehnt, die Finger fest ineinander verschränkt, blickte meine Liebste zu uns. Die Augen in Schwarz getaucht. Tränen hingen in ihren Wimpern. Es verpasste mir einen Stich ins Herz, dass ich ihr Weinen nicht bemerkt hatte.

„Es scheint mir, als benötigst du ebenso Heilung. Ich bin hier gleich fertig."

Mit den Worten klopfte mir Esse zufrieden auf den Bauch, doch sie hielt den Blick auf meine Liebste gerichtet. Diese schüttelte den Kopf, mit aufeinander gepressten Lippen. Dann vergrub sie das Gesicht in ihren Händen. Ihre Schultern zitterten.

Ihr Anblick ließ mich auffahren, doch ich sank kraftlose zurück aufs Bett. Ich wollte zu Juna eilen und sie mit einer festen Umarmung trösten. Mit aller Kraft versuchte ich mich aufzurichten.

Die Heilerin bemerkte den Ruck, der durch meinen Körper lief und drückte mir bestimmt die Hand auf die Brust. Sie warf mir einen verärgerten Blick zu.

„Bleib liegen. Du brauchst Ruhe. Die Heilung wirkt noch nach."

Ein scharfer Befehl, im leisen Ton. Ich kämpfte gegen Esse an, doch verlor gegen den unnachgiebigen Druck ihrer Hände auf meinen Körper. Trotz meiner Schwäche gab ich nicht auf und verstärkte stattdessen meine Anstrengung. Weil meine Liebste litt und ich sie nicht damit allein lassen würde. Es interessierte mich nicht, dass die Heilung noch nicht ganz abgeschlossen war. Juna brauchte mich jetzt. Mein Körper würde später genug Zeit bekommen zu ruhen.

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