Drache und Silber 52

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Zu Glauben, dass Drachen und Elfen in Frieden leben konnten, fiel mir schwer.

Bereits vor dem Rubinkrieg, hatte es keine Beziehung zwischen den Drachenlanden und Elfenhai gegeben. Obwohl die Länder sich eine Grenze teilte. Diese Gleichgültigkeit, war mit den Jahren in Hass umgeschlagen.

„Drachen und Elfen können sich mögen? Lügst du mich an?"

Wieder musterte ich das Bild der Bestie. Bei näherer Betrachtung, sah die Frau wenig furchteinflößend aus. Dennoch eine außergewöhnliche Elfe. Das Gemälde vermittelte mir die selben Gefühle, wie das der Königin, bevor ich sie kennen gelernt hatte.

Macht und Schönheit.

Neugierig versuchte ich den Namen der Frau zu lesen, der in zierlichen, goldenen Zeichen im Rahmen des Bildes eingeprägt stand. Elfenschrift. Ich konnte sie nicht lesen.

Desmon schien einen Sinn für Scherze zu haben.

„Sie können sich lieben. Du solltest es am besten Wissen. Juna hat vollkommen ihren Verstand verloren, seitdem du hier bist. Sie ist eigentlich so vernünftig und pflichtbewusst. Jetzt hüpft sie durch den Palast, wie eine verliebte Jugendliche. Wenn ich ihr dieses Glück nicht so gönnen würde, fände ich ihr Verhalten widerlich."

Mit erhobener Hand trat Desmon zum Gemälde der Bestie und wischte die Staubschicht von der unteren Kante des Rahmens herunter.

„Willst du Wissen, wen diese Elfen geliebt hat? Sie hat ihn mit gebrochenen Herzen zurück gelassen. Du funkelst sie so hasserfüllt an, als wäre sie ein Monster. Das hat sie nicht verdient. Oder hat sie dir etwas Schlimmes angetan?"

Er streichelte kurz mit den Fingern über die Leinwand und wandte sich zu mir. Erstaunt zog er eine Augenbraue nach oben.

„Ach. Sie hat. Wie verwunderlich. Was ist passiert?"

Freundschaftlich legte er mir die Hände auf die Schultern. Eine unglaubliche Ruhe kam über mich. Alle meine Sorgen entschwebten durch die Fenster hinauf in den Himmel.

Seine Nähe hatte den gegenteiligen Effekt der Königin auf mich. Die Elfe wühlte mich auf, brachte alle meine Gefühle zum Tanzen und jagte einen Schauer, nach den Anderem, durch meinen Körper.

Desmon schenkte mir Ruhe.

„Verzauberst du mich gerade eben? Lass es sein. Ich mag es nicht."

Mit einem Lachen klopfte er mir auf die Schulter und ließ mich los.

„Ich kann nicht zaubern. Aber mit den Jahren habe ich viel beobachtet, viele Krisen bewältigt und viel gelernt. Ich habe meinen Frieden gefunden und scheine ihn unbewusst mit meinem Umfeld zu teilen. Wenn du ihn spürst, dann meine ich es gut mit dir. Kleines. Erzähl mir deine Sorgen."

Um meine Probleme mit ihm zu teilen, war er mir nicht vertraut genug. Doch er trug Drachenblut in sich. Ich hatte bisher nicht einen alten Drachen getroffen, der Böses im Schilde führte. Diese Art von weltlichen Einfluss, schienen sie im Alter zu überwinden. Mit Weisheit kam auch Güte. Ich glaubte fest daran.

„Diese Elfe hat mich angegriffen und fast getötet. Deshalb hasse ich sie."

Dieses Wissen konnte ich mit ihm teilen. Der Bestie Hass entgegen zu bringen, war mein Gutes Recht.

Mein mahnender Finger zeigte auf das Gemälde. Er drückte ihn herunter.

„Wo ist das Geschehen? Verzeih mir meine Neugierde, doch es ist eine tote Freundin, die du anklagst. Sie kann sich nicht verteidigen. Ich möchte es für sie übernehmen."

Drache und SilberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt