Silber und Drache 57

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Der Holzboden wärmte mich. Träge schloss ich die Augen und lauschte in die Gemächer der Königin hinein. Nicht weit entfernt plätscherte Wasser. Draußen rauschte der Wind in den Blättern des Lebensbaumes.

Das Fieber in meinem Blut ebbte langsam ab. Doch Zorn regte sich in mir.

Nach diesem Übergriff brauchten wir Grenzen.

Mit meinem Körper zu spielen, wie mit einer Puppe, erlaubte ich ihr nicht.

Mühsam rappelte ich mich auf. Mein Haar strich über meine Nackenschuppen. Erschrocken zuckte ich zusammen. Dank ihrer Küsse, war ich dort noch empfindlicher.

„Mörder, Lebensretter und einzige Liebe," zischte ich leise.

Mit der Faust boxte ich frustriert auf meinen Oberschenkel. Im Moment zählte nichts davon. Solange sie mich in der Gegenwart so überfiel, befasste ich mich nicht mit der Vergangenheit.

Benommen kratzte ich mich am Kopf.

Die Königin lag wahrscheinlich in der Badewanne.

Meine Standpauke musste warten.

Der Mord an ihrer Tante, war nicht aus Machtgelüsten geschehen. Keine Uneinigkeit in der Thronfolge. Die Elfe liebte dermaßen tief, vom ersten Augenblick an, dass sie für mich tötete.

Erschreckend. Fast Verrückt. Eine Elfe, besessen von Liebe.

Käme ich in die selbe Situation, wie würde ich handeln?

Im Krieg herrschten andere Spielregeln.

Nun dachte ich doch über die Vergangenheit nach und bemerkte wie meine Wut verrauchte.

Mit einem lauten Seufzen kämpfte ich mich auf die Beine. Das Gespräch ließ sich nicht aufschieben. Mit jeder Sekunden stiegen die Chancen, dass ich ihr wortlos vergab.

Ich folgte dem Plätschern, durch einen Raum gefüllt mit Bücherregalen und breiten Sofas, verziert mit filigran bestickten Kissen.

Ein Portal stand offen. Es gab den Blick frei, auf den Rand einer mächtigen, im Boden eingelassenen, Wanne. Schaumiges Wasser schwappte darin auf und ab.

Die Königin wartete auf mich. Ansonsten hätte sie vermutlich den Zugang zum Badezimmer geschlossen.

Nur ein paar Schritte entfernt, badete meine wunderschöne Geliebte, vollkommen nackt. Ich stockte und bog ab zu einem der Regale.

Zögernd strich ich mit dem Finger über die Buchrücken.

So funktionierte ein Streit nicht. Wenn meine Feigheit verhinderte, dass ich mich ihr stellte.

„Iris. Ich weiß, dass du nebenan bist. Wie kannst du barfuß so trampeln?", rief die Königin.

Ich erstarrte. Weil mein Zorn mir Verbot, leichtfüßig zu trippeln. Verdammt.

„Willst du nicht zu mir reinkommen? Ich bin bis zum Hals im Wasser."

In der grünen See lebten Sirenen. Wunderschöne Mädchen, die Männer in den Tod lockten, mit ihrem Gesang.

Ebenso in Gefahr fühlte ich mich, wenn die Königin mich bezirzte.

Meine verführerische Sirene, der ich nicht entkam.

Zielstrebig näherte ich mich dem Badezimmer. Mir verlangte danach, sie im Wasser zu sehen, die weißen Schultern mit Schaum verziert.

Ich wollte mit ihr reden und unsere Beziehung verbessern.

Drache und SilberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt