E-Mails

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Am nächsten Morgen stand ich mit einem unguten Gefühl im Magen auf. Kyrie musste wegen mir ins Krankenhaus. Eigentlich sollte ich ja gar keine Schuldgefühle haben, denn er hatte mir schließlich auch etwas Schlimmes angetan.

Heute brachte mich wieder Olivia zur Schule und da ich gestern Abend spät nachhause kam, konnte sie mich erst jetzt fragen, wie die Geburtstagsparty war.

"Es war ganz gut.", mehr sagte ich nicht, denn ich wollte sie nicht belügen. Netterweise beließ sie es dabei und setzte mich ein paar Minuten später vor der Schule ab.

Im Gebäude angekommen traf ich bereits auf Ryan und Grace, die erstaunlicherweise zusammen standen. Waren die zwei jetzt auch befreundet? Ich wusste nicht einmal, ob Ryan mit mir befreundet war.

Sie begrüßten mich jeweils mit einer Umarmung. Okay, das beantwortete wohl meine Frage.

"Geht es dir gut?", fragte Ryan während er mich noch immer fest in seiner Umarmung hielt.

"Ja alles in Ordnung, aber ich habe ein bisschen Schuldgefühle wegen Kyrie."

"Also erstens hat er dir viel Schlimmeres angetan und zweitens hab ich ihn heute schon wieder in der Schule gesehen, also keine Sorge. Aber eigentlich hätte ich ihn schon gerne ein wenig leiden gesehen.", entgegnete Grace.

Ich atmete beruhigt ein und wir liefen gemeinsam zu den Räumen. Da Ryan nicht in unserem Geschichte Kurs war, bog er schon früher ab. Grace und ich hatten extra alle Kurse gleich gewählt, damit wir nicht alleine sein mussten.

Nach einer Doppelstunde Geschichte verließen wir den Raum. Merkwürdigerweise machte mein Handy einen Piepton und 2 Sekunden später auch das von Grace. Wir schauten uns verwirrt an, denn eigentlich stellten wir unsere Smartphones immer auf lautlos, während wir Unterricht hatten.

Der Lehrer war der Einzige, der außer uns noch im Raum stand. Er ermahnte uns, dass Handys immer auf stumm geschaltet werden sollten und wir liefen schnell aus dem Raum raus.

Mit einem Blick verständigten wir uns, auf die Mädchentoilette zu gehen. Wir sahen zeitgleich auf unsere Handys und stellten beide fest, dass wir unser Handy eigentlich tatsächlich auf stumm hatten.

Noch verwirrter als zuvor gingen wir auf unser Postfach. Wir hatten beide dieselbe Email erhalten und darüber stand fettgedruckt : Unbekannt

"Ich trau mich nicht draufzuklicken.", gab ich zu. "Kannst du anfangen?"

"Was, wenn es irgendein Virus ist?", fragte sie während sie mit leicht zitternden Händen auf die Email klickte.

Ich sah gespannt auf ihr Handy und sie las die Email laut vor:

Liebe Grace,

hiermit lade ich dich dazu ein, das Spiel Wahrheit oder Pflicht zu spielen, wobei es genau genommen nur Pflicht gibt. Aber Achtung, das Spiel ist nicht so, wie du es kennst und es beinhaltet extreme Challenges also mach dich auf etwas gefasst! Du solltest das Angebot lieber nicht ablehnen. Ich wünsche dir viel Glück und vor allem viel Spaß! Folge dem Link.

https/:(Wahrheit)oderPflicht.8/.de

Wir schauten uns entsetzt an und wollten diese E-Mail direkt wieder löschen. Grace drückte auf den Löschbutton, doch ihr Handy reagierte nicht. Die E-Mail verschwand einfach nicht.

"Omg Jay es ist doch ein Virus! Scheiße was soll ich jetzt tun?", flüsterte sie mir panisch zu.

"Bestimmt spielt uns nur jemand einen blöden Streich. Lass uns die E-Mail doch einfach ignorieren.", versuchte ich sie zu ermutigen, obwohl es mir insgeheim sehr Angst machte. Vor allem diese Drohung, man solle das Angebot lieber nicht ablehnen...

Auch ich versuchte die E-Mail sofort zu löschen, jedoch blieb sie bei mir ebenfalls im Postfach.

"Wir brauchen jemanden, der sich mit Technik auskennt. Könnten wir nicht Jason fragen?", sprudelte es aus Grace raus.

"Na schön. Vielleicht weiß er ja, was zu tun ist."

Wir unterhielten uns noch eine Weile darüber und bemerkten, dass die Pause schon seit 10 Minuten um ist. Von daher entschlossen wir uns, Jason in der zweiten Pause anzusprechen.

Wir rannten durch das Schulgebäude zurück zu unserem Raum. Die ganze Zeit über konnte ich mich null auf den Unterricht konzentrieren, denn ich musste immer wieder an die Worte des Unbekannten denken.

Mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche und ich zog es vorsichtig unter dem Tisch hervor.

Die E-Mail war wieder von der Person. Ich öffnete diese zwar nicht, doch ich konnte den ersten Satz dennoch lesen.

Na Jersey, denkst du an mich?

Ich blickte mich nervös im Raum um. Derjenige wusste scheinbar was ich dachte. In mir breitete sich eine Gänsehaut aus und ich entdeckte Grace, die mich besorgt ansah.

Die Lehrerin ließ uns 5 Minuten früher aus dem Unterricht, sodass ich Grace noch vor dem Gespräch mit Jason in die E-Mail einweihen konnte.

Zitternd liefen wir den Gang entlang und hielten die Augen nach Jason offen.

Einige Zeit später fanden wir ihn schließlich in der Cafeteria. Er saß dort mit ausgerechnet Bradley und ein paar seiner Kumpel. Kyrie schien wohl nicht dabei zu sein, doch das tat jetzt nichts zur Sache.

Selbstbewusst ging meine beste Freundin auf die Jungs Gruppe zu und ich lief ein paar Meter hinter ihr. "Jason können wir mal bitte mit dir reden? Es ist wichtig!"

Die anderen Jungs starrten uns an, als wären wir ein Stück Fleisch und sie die Löwen.

Jason nickte und folgte uns stumm. Irgendwie fühlte ich mich dermaßen beobachtet von ihm oder besser gesagt von allen Leuten, die hier so rumstanden.

Langsam fing Grace an zu reden, ohne dabei Genaueres zu den E-Mails zu sagen, die wir erhalten hatten. "Also wir haben eine Frage. Wie löscht man E-Mails, wenn diese sich nicht löschen lässt?"

Das war eine äußerst merkwürdige Frage und auch Jason schien dies zu bemerken. 

"Worauf wollt ihr hinaus?"

"Ok also genauer. Wir haben eine extrem komische Email bekommen und wollten sie deswegen löschen, aber es funktionierte nicht. Es tauchte immer die Nachricht :"Löschen konnte nicht ausgeführt werden." auf. Könnte das ein Virus sein?"

"Könnt ihr mir die Email mal zeigen bitte?"

Wieso musste er immer mit Gegenfragen antworten?!

Grace zeigte ihm nun die Email und er sah verblüfft aus, während er seine Stirn in Falten legte.

"Genau diese habe ich auch vorhin bekommen!", warf er ein.

Grace und ich tauschten Blicke.

"Und konntest du sie löschen?", fragte ich voller Neugier.

"Nein... Ich dachte auch erst es sei ein Virus, aber das kann nicht sein. Ich habe mein Handy so eingestellt, dass es praktisch nicht möglich ist sich ein Virus einzufangen. Außerdem hätte das Virus schon von Anfang an unsere Handys Stück für Stück zerstört. Vielleicht will uns einfach jemand einen Streich spielen."

"Ja das haben wir auch schon gedacht, aber es kommt uns sehr komisch vor. Also was sollten wir jetzt tun? Dieser Unbekannte scheint uns irgendwie zu kennen. Vorhin konnte er praktisch meine Gedanken lesen.", sagte ich.

"Hm ehrlich gesagt weiß ich auch nicht was wir tun können. Ich würde einfach sagen wir ignorieren diese Person und öffnen keine weiteren E-Mails von ihr.", antwortete Jason.

Wir stimmten zu, denn ich vermutete wir waren uns einig, dass Jason am meisten Ahnung von solchen Dingen hatte.

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