Waffen

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Isabelle POV:
Wir bahnten uns einen Weg durch die wegen des Feuer herabgefallenen Äste und durch das verbrannte, kahle Gebüsch des Waldes. Trotz der eisernen Kälte, die ich heute Morgen verspürt hatte, war es hier vergleichsweise warm und stickig. Wir alle vier hatten jeweils eine Pistole in unseren Jackentaschen. Bradley und Kyrie hatten zusätzlich noch ein großes Gewehr in ihren Händen. Die zwei gingen zügig voran, dichtgefolgt von mir und nur Jason hing ein Stück weit hinterher, was mich ziemlich nervte, denn schließlich mussten wir uns beeilen um Grace lebendig wieder zu holen.

„Jason, kannst du mal n Zahn zulegen?", schnauzte ich ihn an und lief rückwärts weiter, sodass ich ihn sehen konnte.
„Es ist nicht so leicht wenn du mir die ganzen Scheiß Äste direkt in die Fresse peitscht", zischte er eingeschnappt zurück.

„Oh man, jetzt tust du mir aber echt leid. Ist ja nicht so, dass wir gerade dabei sind eine Freundin oder was auch immer von uns, von einem Psychopathen zu befreien", entgegnete ich sarkastisch, woraufhin er nur genervt mit den Augen rollte, „machst du dir denn gar keine Sorgen um sie?", warf ich hinterher.

„Ich kenn sie ja nicht mal wirklich."
„Warum bist du dann überhaupt hie-", plötzlich rempelte ich mit voller Wucht gegen jemanden und konnte nur schwer die Balance halten.

„Verdammt, Isabelle. Kannst du nicht mal vorwärts laufen und gucken wo du hinläufst?", flüsterte Kyrie.
Oh man, heute waren wohl alle gegen mich.

„Wieso flüsterst du?", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue, während ich mich zu ihm hindrehte.
Sofort legte Kyrie mir einen Finger an die Lippen und stieß ein leises „Shhttt" aus.

„Dahinten. Siehst du es?", Bradley deutete mit seiner Hand nach rechts und ich folgte ihr.
Versteckt hinter einem dicken Baum und verbrannten Büschen ragte ein steiniges, graues, rundes Dach hervor. Von Weitem sah es aus wie eine Art Bunker, auch wenn es vermutlich nur sehr klein war.

„M-meint ihr, er hält sie dort gefangen?", meine Stimme zitterte leicht.
Kyrie hatte inzwischen ein Fernrohr gezückt und versuchte mehr von der Hütte zu erkennen und Jason war bei uns angekommen. Bradley zuckte nur mit den Achseln.

„Das werden wir wohl herausfinden müssen", ergänzte er.

Auf einmal hörten wir ein dumpfes, dröhnendes und siegessicheres Lachen. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem ganzen Körper aus. Dieses Lachen konnte nur von ihm stammen. Diese Roboterstimme, tief, rau und ungeheuerlich gruselig.
Wir wechselten einen geschockten Blick und gerade wollte ich meine Pistole aus der Tasche holen, da hielt mich Kyrie am Arm fest.

„Halt. Wir können nicht einfach so dahin rennen und ihn mit einer Schießerei attackieren. Was wir brauchen, ist ein strukturierter und durchdachter Plan", ermahnte mich Kyrie und ich steckte die Waffe zögerlich zurück in die Tasche.

„Und was bitte ist dein Plan?", wisperte ich.

„Wir haben den Überraschungseffekt auf unserer Seite, also werden wir ihn nutzen. Als aller Erstes rufen wir die Polizei und den Krankenwagen, die dürfen allerdings nicht mit Blaulicht und Sirene hier ankommen. Dann müssen Bradley und ich den Psycho ablenken und die Aufmerksamkeit auf uns ziehen, indem wir auf ihn schießen und ihn bestenfalls auch treffen. Dabei dürfen wir ihn jedoch leider nicht töten, denn das wäre zu leicht für ihn und zu scheiße für uns, weil Ryan sonst immer im Knast bleibt und das Arschloch seine gerechte Strafe nicht bekommt. Während wir ihn also ablenken, werden du und Jason erstmal warten und euch verstecken, bis sich eine günstige Möglichkeit ergibt und euch dann an Grace ran schleichen, wo auch immer sie sein mag, sie befreien und von hier wegschleppen", erzählte Kyrie von seinem überhaupt nicht gefährlichen Plan.

𝚃𝚛𝚞𝚝𝚑 𝚘𝚛 𝗗𝗮𝗿𝗲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt