zweite Pflicht

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Immer wenn niemand darüber steht, ist es von Jersey erzählt, nur so zur Info ;)

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Bevor ich gestern mit Grace ins Fitnessstudio ging, musste ich noch Kyrie küssen. Dies tat ich nach einer Unterrichtsstunde und Kyrie wirkte extrem überrascht. Ich wusste schon ab dem Moment, dass er sich etwas darauf einbildete, aber vielleicht war er auch ein kleines bisschen schlau und konnte sich denken, dass es eine Pflichtaufgabe war.

Diese Sache mit Grace kam mir schon ein wenig komisch vor. Stand sie vielleicht auf Mädchen? Aber warum hatte sie mir nie etwas gesagt. Traute sie mir nicht? Ich würde sie doch nie verurteilen. Gegebenenfalls hatte es aber tatsächlich keine größere Bedeutung.

Jedenfalls als ich abends nach dem Fitnessstudio nachhause ging, entdeckte ich Isabelle an einer Bushaltestelle stehen, wie sie Bradley ins Gesicht schlug und sehr aufgebracht aussah. Was dort wohl geschehen war? Die ganze Unwissenheit machte mich schon jetzt extrem verrückt. Ich hasste Dinge, die ich mir nicht erklären konnte.

Gespannt klickte ich auf die neue Email des Unbekannten. Mittlerweile machte es mir nicht mehr ganz so viel Angst, sondern eher neugierig. Ich bekam einen Glückwunsch für meine bewältigte erste Aufgabe und checkte kurz aus, wer von uns 8 noch wie viele Pflichten zu erledigen hatte.

Kyrie hatte wie erwartet 0 Aufgaben, Ava hatte noch zwei und der Rest von uns noch eine. Ich machte mir ein wenig Sorgen um Ava, denn sie war ein sehr schüchternes Mädchen und ich war mir nicht sicher, ob sie es alleine schaffte die Aufgaben zu erledigen, aber ich wollte nicht voreilig urteilen oder sie unterschätzen und deswegen verwarf ich meine Gedanken sofort wieder.

Nun war es also soweit meine zweite Pflicht anzuschauen.

Hier ist deine zweite Pflicht:

Gehe am Samstag auf Kyries Party und bitte Bradley vor allen anderen dich zu "entjungfern". Viel Spaß ;)

Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Was hatte diese Person gerade von mir verlangt?!

Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. Das kann ich doch nicht tun! Meine Überzeugung von vorhin  nur noch neugierig und nicht mehr ängstlich zu sein, löste sich in Luft auf. Wollte dieser Unbekannte nicht LEICHT anfangen? Wenn das leicht war, was war dann schwer?

Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter und ging die Treppe runter in die Küche, denn meine Mom hatte uns zum Essen gerufen.

"Wie geht es dir Schätzchen? Wir kriegen nur noch so wenig aus deinem Leben mit. Wie läuft es in der Schule?", fragte meine Mutter.

"Gut, mir geht's gut. Es passiert eigentlich nichts Spannendes im Moment.", das war mehr als gelogen, denn soviel war in meinem Leben noch nie auf einmal passiert.

Nach dem Essen schlenderte ich erschöpft von meinen eigenen Gedanken wieder in Mein Zimmer und kuschelte mich in meine Bettdecke. Erst nach einigen Stunden konnte ich schließlich einschlafen.

Am nächsten Morgen ging ich schon früh los zur Bushaltestelle und Grace, die auch schon dort stand hatte wohl den gleichen Gedanken.

"Ist deine zweite Pflicht auch so schlimm wie meine?", fragte sie mich besorgt. "Ich denke meine ist sogar schlimmer als deine."

"Noch schlimmer geht es gar nicht", entgegnete Grace.

Vor der Schule trafen wir uns mit Ryan, welcher uns mit einer Umarmung begrüßte. Gerade wurde mir klar, dass heute schon Donnerstag war. Übermorgen war meine Pflicht fällig!

Als ich die Schule alleine betrat, da Grace und Ryan sich noch etwas zu Essen im Supermarkt neben der Schule kaufen wollten, kam Kyrie auf mich zugelaufen und legte seinen Arm um meine Schultern. Na super! War ja klar, dass er dachte der Kuss hatte eine größere Bedeutung. "Na Süße. Was hältst du davon, wenn wir die Sache mit dem Kuss gestern fortführen? Soll ich nachher zu dir kommen?"

Heftig schüttelte ich seinen Arm von meinen Schultern und machte ein angeekeltes Gesicht. "Ich weiß, dass du es willst!"

Als er mir nun die Lippe mit seinem Finger streichelte, wurde es mir dann doch zu schlimm und ich konnte nicht anders, als ihm in die Fresse zu schlagen. Sein Kopf lag nun schief und er schaute mich misstrauisch an, doch meine Hand tat vermutlich mehr weh.

Noch nie zuvor hatte ich einen Jungen geschlagen und es fühlte sich erstaunlicherweise gut an.

"Ich liebe Herausforderungen!", grinste er spöttisch und lief damit netterweise davon.

Verdutzt davon, dass er so schnell aufgab ging ich ins Klassenzimmer und entdeckte Bradley, der mich irgendwie traurig ansah. Vielleicht bildete ich mir das aber auch nur ein. Wieso war er überhaupt hier? Er war doch eine Klassenstufe höher als ich.

"Jersey können wir bitte reden?" sprach er mich beim Vorbeigehen an.

Diesen Moment wollte ich eigentlich vermeiden, aber ich wollte ihn jetzt nicht ablehnen. "Na schön."

Wir ließen uns auf zwei Stühlen in der Ecke des Raumes nieder und er begann zu sprechen.

"Dieser Kuss da letztens. Hatte der etwas zu bedeuten? Ich war sehr überrascht. Aber nicht negativ, falls du das jetzt denkst.

"Tut mir leid was du dir erhofft hast Bradley aber der Kuss hatte rein gar nichts zu bedeuten. Bitte sei nicht wie Kyrie und bilde dir etwas darauf ein."

"Du hast Kyrie auch geküsst?", ich merkte, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten.

"Ja das habe ich, aber das geht dich ehrlich gesagt nichts an. Wieso interessiert dich das so?"

"Ich... Ich weiß auch nicht.", stotterte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

Unser Biologielehrer kam in den Raum hinein, bevor ich noch etwas erwidern konnte und Bradley verschwand auf den Flur.

"Bitte setzt euch alle auf eure Plätze und packt alles außer einen Stift vom Tisch. Wir schreiben einen Test."

Ein Raunen und ein genervtes Stöhnen aller Schüler ging durch den Raum.

Ich hatte keine Ahnung von dem Thema und konnte nicht eine einzige Aufgabe lösen, also musste ich am Ende der Stunde einen leeren Zettel abgeben. Inzwischen waren mir Noten allerdings egal geworden. Früher war ich immer den ganzen Nachmittag damit beschäftigt zu lernen und Hausaufgaben zu erledigen, doch jetzt gab es meiner Meinung nach Wichtigeres.

Die Lehrerin sah mich mitleidig an und wollte wissen, was denn los gewesen sei, doch ich hatte keine Lust auf ein Lehrer-Schülergespräch, also ging ich einfach.

𝚃𝚛𝚞𝚝𝚑 𝚘𝚛 𝗗𝗮𝗿𝗲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt