Bradley POV:
Bei der Polizeiwache angekommen rannte ich zu einer großen, schlanken Frau, die am Empfang stand.
„Hallo, was kann ich für Sie-", begrüßte sie mich, doch ich unterbrach sie direkt.„Ryan Baker. Es geht um Ryan. Wegen ihm bin ich hier, ich bin ein Freund von ihm"
„Haben Sie ihren Ausweis dabei? Ich muss ihn sehen", entgegnete sie ruhig, während meine Hände geradezu zitterten. Ich war froh, dass ich tatsächlich meinen Personalausweis dabei hatte und kramte ihn aus meiner Jackentasche.
„Nun, Sie können mit Mister Baker sprechen. Die Security dort vorne begleitet sie zu ihm", mit dem Finger deutete sie auf einen breitgebauten, großen Mann. Er hatte eine Polizeiuniform an und eine Pistole an seinem Gurt befestigt. Er winkte mir mit der Hand zu und ich lief nervös, mit schlotternden Beinen zu ihm.
Wir gingen eine Treppe hoch, er gab einem anderen Beamten die Anweisung, Ryan in das „Sprechzimmer" zu bringen und wir liefen durch abgedunkelte Korridore, auf die von oben dumpfe Lichter hinabfielen.Nach ein paar Minuten waren wir beim richtigen Raum angekommen. Links neben der Tür befand sich ein kleines Schild mit der Aufschrift: „S 21".
Der Mann öffnete vor mir die schwere Metalltür und ich trat nach ihm hinein. Es war etwas heller in diesem Zimmer, doch es wirkte dennoch beängstigend auf mich. Es war eine durchsichtige Wand mit einer Glastür in der Mitte des Raumes zu sehen. Hinter dieser befand sich ein Tisch, der etwa drei Meter breit war und an dessen zwei Seiten jeweils ein schwarzer Stuhl stand.„Setzen Sie sich auf den rechten Stuhl. Sobald Mister Baker da ist, läuft die Zeit. Sie haben zehn Minuten um mit ihm zu sprechen. Legen sie ihre Hände frei auf den Tisch", befahl mir der Polizist.
Mit wackeligen Beinen begab ich mich zum Stuhl, setzte mich darauf und legte meine Hände auf den Tisch.Einige Sekunden später erschien Ryan in der Tür, begleitet von einem Beamten, welcher ihm hinter seinem Rücken die Hände zusammenhielt. Ryan war in einen orangenen Overall gepackt und sein Gesicht glich dem eines Gespenstes. Er hatte einen kalten Gesichtsausdruck und seine Haare lagen unordentlich auf der Stirn.
Die Security Männer erklärten ihm die gleichen Regeln und kurz darauf saß Ryan gegenüber von mir.„Was ist passiert, Ryan? Du hast doch nicht wirklich jemanden umgebracht? Musstest du das tun? Warum bist du hier?", bombardierte ich ihn direkt mit Fragen. Unsicher sah Ryan sich um. Ihm schien nicht wohl dabei zu sein, dass uns die Beamten sehen und vielleicht sogar hören konnten. Zwar lag die Glastür verriegelt zwischen uns, doch sie brachte mit Sicherheit den Schall auch nach außen. Die Männer beobachteten uns mit gleichgültigem Ausdruck und wenn ich ehrlich war, machte mir die ganze Situation hier ebenfalls extreme Angst.
„Nein, also ja, aber ich habe niemanden getötet", flüsterte er und beugte sich ein Stück zu mir rüber, woraufhin unsere Beobachter skeptisch zu uns blickten. Ich runzelte die Stirn.
„Also bist du UNSCHULDIG hier?", rief ich wohl etwas zu laut, denn die Männer spitzten die Ohren.
Ryan legte unauffällig einen Finger an seine Lippen. Ich verstand nur Bahnhof.„Ich kann es dir nicht sagen. Das Einzige, was du mir versprechen musst, ist dass du gut auf Jay aufpasst. Bitte, sei immer für sie da und lass sie nicht alleine. Sie braucht zurzeit jemanden. Gib auf sie Acht, okay?", wisperte er und verwirrte mich nur noch mehr.
„Jay ging es vorhin echt schlecht. Ist was mit ihr passiert? Sie war wie weggetreten, hat auf nichts reagiert und kein Wort geredet. Was hat es damit auf sich? Ryan, wenn du was weißt, dann sag es mir bitte", flüsterte ich verzweifelt.
„Oh scheiße. Du musst hier sofort weg. Ich glaube, sie ist in ernsthafter Gefahr. Bitte, ich flehe dich an, geh von hier weg und beweg dich so schnell es geht zu Jay. Es könnte jeder Zeit zu spät sein. Sag ihr, dass es mir leid tut", sagte er eindringlich und zugleich ängstlich.
„Wa-", fing ich an zu reden, doch Ryan ließ mich nicht zu Wort kommen.
„VERSPRICH ES MIR!", rief er nun lautstark und ich zuckte kurz zusammen.
„Versprochen."
Die Beamten stürmten aufgrund von Ryans Schrei in den Raum, nahmen seine Hände wieder hinter dem Rücken zusammen und schleppten ihn aus dem Zimmer. Perplex ließen sie mich alleine zurück und ich saß wie angewurzelt auf dem Stuhl, bis mir wieder einfiel, was Ryan mir eingetrichtert hatte. Jay. Sie war in Gefahr.
Gerade wollte ich aus dem Raum rennen, da stand erneut ein Polizist vor mir und hielt seine Hand vor meine Brust.„So wie du hier wie ein Bekloppter lang rennst, willst du wohl, dass wir dich auch in den Knast stecken", lachte er und seine Kollegen, die ein paar Meter weiter einen Kaffee tranken, stiegen mit ein. Haha, wie lustig.
Ohne den Typen auch nur eines Blickes zu würdigen, machte ich einen Satz und stürmte an ihm vorbei.„HEY!", hörte ich ihn hinter mir her schreien, doch ich hatte nur noch ein Ziel. Und das war, so schnell wie möglich zu Jay zu gelangen. Ich fegte durch die Flure, die Treppe runter, vorbei an der Empfangslady und sprang draußen sofort in mein Auto.
Mit Höchstgeschwindigkeit fuhr ich zurück zu Kyries Villa. Die Straßen waren noch immer etwas vereist und die Ränder bedeckt mit hohem Schnee.Ich parkte das Auto in der Einfahrt, riss die Tür auf und eilte durch den Seiteneingang in das Haus hinein.
Mehrere Male rief ich unüberhörbar nach ihrem Namen, doch es kam keine Reaktion. Ich machte mir allerdings nichts daraus, denn vorhin hatte sie ja schließlich auch nicht geredet. Trotzdem verließ mich das schreckliche Gefühl nicht, dass ihr etwas zugestoßen war.Im nächsten Augenblick kam Kyrie von oben die Treppe runtergelaufen.
„Ich hab sie auch überall gesucht, aber sie ist irgendwie weg", äußerte er besorgt.„SIE IST WEG? Kyrie, verdammt du solltest doch auf sie aufpassen!", schrie ich und ballte die Fäuste zusammen.
„Ich wollte uns nur etwas zu Essen aus der Küche holen und als ich wiederkam, war sie weg. Seither habe ich sie weder gehört noch gesehen. Es tut mir echt leid. Aber ich hab gedacht, sie bewegt sich nicht, sondern bleibt einfach so sitzen", verteidigte Kyrie sich. Ich schlug mit der Faust auf den Tisch neben mir und ärgerte mich im nächsten Moment über den Schmerz, den dies verursachte.
„Mein Gott Kyrie, du hattest nur einen beschissenen Job! Was machen wir denn jetzt?", rief ich verzweifelt.
Er zuckte mit den Achseln.„Naja ich würde sagen, wir suchen sie. Wenn sie nicht im Haus ist, dann muss sie irgendwo hingegangen sein. Vielleicht ist sie zu Grace gefahren oder so", warf Kyrie ein.
„Bist du dir auch ganz sicher, dass sie nicht mehr hier im Haus ist? Hast du überall nachgesehen? Auch auf dem - auf dem Dach?", fragte ich zögerlich, woraufhin Kyrie nur nickte.
„Toll und wo sollten wir jetzt suchen? Wir können ja schlecht die ganze Stadt durchsuchen", stellte ich fest und versuchte ruhig zu bleiben, obwohl mein Herz bereits Purzelbäume schlug.
„Tja, uns bleibt wohl nichts anderes übrig."
Damit gingen wir durch die Vordertür hinaus und was ich dort als Erstes sah, ließ mich erschaudern.
Auf dem Boden hatte sich eine gigantische Blutlache gebildet und immer wieder tropften weitere Blutstropfen auf das Pflaster.
Als ich meinen Kopf nach oben neigte, setzte mein Herz für einen ewig langen Moment aus.
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𝚃𝚛𝚞𝚝𝚑 𝚘𝚛 𝗗𝗮𝗿𝗲
Mystery / Thriller~ Er trat gefährlich nah an mich heran und packte mich an der Kehle. Ich keuchte und meine Atemwege wurden durch seinen festen Griff behindert. Trotzdem ließ ich mich nicht einschüchtern, sondern starrte ihn nur zornig an. „Nur, dass das klar ist S...