Woche 2 Ryan

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Ryan POV:
Wir liefen nun zu viert zum Schuldirektor, wobei ich mich fragte wieso Bradley mit dabei war.

"Wieso seid ihr hier? Ihr solltet im Unterricht sein!", warf uns der Direktor vor, doch als er Grace weinen sah verschlug es ihm das Sauersein.

"Was ist passiert?", nun klang er eher besorgt. Jersey und ich erklärten ihm das Ganze, wobei wir natürlich auslassen mussten, dass Grace eine Challenge machen musste.

"Um Gottes Willen! Wisst ihr wer das getan hat? Derjenige hat sich auf alle Fälle strafbar gemacht!", fluchte der Direktor.

Wir zuckten mit den Achseln. "Wir haben selber keine Ahnung."

Nun ja. Ich habe leider keine andere Möglichkeit, als alle ausdrücklich zu bitten, das Video zu löschen."

Ich wurde wütend, obwohl ich nicht wusste was er sonst hätte tun können. "Verdammt nochmal es gibt unzählige Menschen auf unserer Schule, die das Video trotzdem nicht löschen werden. Es muss eine andere Möglichkeit geben!"

"Es tut mir leid, aber es ist nicht mein Recht alle Smartphones einzusammeln und das Video selber zu löschen. Ich könnte allerdings noch den Elternrat herbei trommeln. Dann können sie sich darauf einigen, die Handys ihrer Kinder nach diesem Video zu durchsuchen. Ich weiß nur leider nicht, ob das klappt. Ich werde es aber auf jeden Fall der Polizei melden.", erzählte er weiter.

Damit gaben wir uns einigermaßen zufrieden und verabschiedeten uns vom Schuldirektor.

Ich schloss Grace, die noch immer weinte in eine Umarmung und versuchte sie zu trösten.

"Das ist doch Müll!", fluchte Bradley neben uns.

Nach diesem beschissenen Schultag ging ich zu mir nachhause. Ich wohnte mit meinen Eltern in einer kleinen, aber gemütlichen Wohnung.

Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen und checkte nun mein Postfach. Natürlich hatte ich eine Email vom Unbekannten bekommen.

Deine erste Aufgabe für diese Woche:
Gehe heute Abend um 19 Uhr zum chinesischen Restaurant "Lan Ramen"

Stirnrunzelnd blickte ich auf mein Handy. Was sollte das denn schon wieder für eine merkwürdige Aufgabe sein??

Deine zweite Aufgabe für diese Woche:
Gehe am Dienstagabend um 23 Uhr an den See bei dir in der Nähe und beobachte Grace ohne dass sie dich bemerkt. Mache dann ein Video von dem was du siehst und schick es mir per Email.

Gott dieser Unbekannte trieb mich noch in den Wahnsinn. Wieso musste ich jetzt irgendwo hingehen?! Und was hatte es mit Grace auf sich?

Um 18 Uhr gab es Abendessen. "Na wie geht es dir?", fragte mich meine Mum.

"Alles super.", entgegnete ich. Die Stimmung beim Essen war irgendwie angespannt. Mein Vater redete kein Wort und meine Mutter machte nur Smalltalk mit mir.

"Entschuldigt mich aber ich muss jetzt los. Ich habe noch Geschäftliches zutun.", damit drückte mein Vater meiner Mum einen Kuss auf die Stirn, schnappte sich seine Jacke und verschwand nach draußen.

Es war inzwischen schon 18:40 Uhr. Ich musste also jetzt auch los. "Ich muss auch nochmal weg. Bis später."

Meine Mutter klang traurig als sie mich verabschiedete und sie tat mir irgendwie leid.

Schnell schnappte ich mit den Autoschlüssel, schwang mir eine Jacke über und ging ebenfalls aus der Wohnung.

Es war mittlerweile sehr frisch geworden. Kein Wunder. Es war ja schon Ende Oktober.

Ich stieg ins Auto und fuhr los, unwissend was mich im Restaurant erwarten würde.

Zum Glück wusste ich schon, wo sich das Restaurant befand, denn es war nur eine Viertelstunde von uns entfernt.

Bei der Adresse angekommen stieg ich aus und war leicht nervös. Ich trat in das Restaurant ein und wurde von einer freundlichen Dame empfangen.

"Haben sie reserviert?",fragte sie.

Ich konnte mich allerdings nicht so gut auf sie konzentrieren, denn ich versuchte etwas hinter dem roten Vorhang zu erkennen.

"Ähm nein. Ist noch irgendwo ein Tisch frei?"

"Klar doch. Folg mir!"

Damit folgte ich der Lady und überstreifte jeden einzelnen Tisch nach Personen, die ich möglicherweise kennen würde, doch niemand kam mir bekannt vor. Merkwürdig...

Die Frau deutete auf einen kleinen Tisch für zwei Personen. "Der Tisch ist frei. Oder erwartest du noch mehrere Personen?"

"Nein...Nein ich denke nicht. Vielen Dank.", sagte ich lächelnd und doch geistesabwesend.

Ich nahm Platz und zog mir meine Jacke aus. Ein Blick auf mein Handy zeigte mir, dass es erst 18:58 war. Vielleicht passierte ja noch etwas.

Ein Kellner kam an meinen Tisch. "Kann ich dir ein Getränk anbieten?"

"Ja gerne eine große Cola", nickte ich bestätigend.

"Kommt sofort!"

Im nächsten Moment wurde ich von etwas überrascht. Beziehungsweise von jemandem. Mein Vater kam aufgestylt in das Restaurant hinein.

Sofort versteckte ich mein Gesicht hinter meiner Kapuze. Was tat mein Vater hier? Und wann hat er sich so gestylt? Und für wen? Ich dachte, er hätte was Geschäftliches zu tun.

Er ging lächelnd und aufgeschlossen auf einen Tisch zu. Am Tisch saß eine Frau. Und es war nicht meine Mum! Sie hatte lange schwarze Haare und war schlank. Ich schätzte sie auf Anfang bis Mitte 20 und ekelte mich langsam vor meinem Vater, denn er war schon Ende 40.Er begrüßte sie mit einer Umarmung und mir wurde mit einem Mal übel.

Sicherlich ist es eine Kollegin von ihm und es ging tatsächlich nur um Geschäftliches, redete ich mir ein, obwohl ich wusste dass es nicht stimmte.

Als mein Vater die Hand auf die der Frau legte verfinsterte sich meine Miene. Mir war so heiß und ich hatte das ungute Gefühl, gleich zu kotzen.

Jetzt passierte es! Mein Vater setzte sich auf ihre Seite, legte seine Hand auf ihre Oberschenkel und fing an, sie wild zu küssen. Schnell zog ich mein Handy heraus und machte ein Foto. Vielleicht konnte ich es irgendwann gebrauchen.

Das wurde mir hier alles zu viel. Ich rannte aus dem Restaurant raus und hatte das Gefühl mich übergeben zu müssen. Und genau das tat ich dann leider auch. Mitten ins Gebüsch!

Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und setzte mich wieder ins Auto. Mit etwas verschwommenen Augen fuhr ich wieder nachhause. Kurz bevor ich da angekommen war, entschied ich mich dagegen. Ich konnte meiner Mum jetzt nicht in die Augen schauen und meinem Vater, wenn er nachhause kam erst Recht nicht!

Er hatte sie verdammt nochmal betrogen. Wütend schlug ich mit den Fäusten aufs Lenkrad und schrie. Das konnte alles nicht wahr sein.

Ich entschied mich Jersey anzurufen und zu fragen ob ich bei ihr schlafen konnte. Ich brauchte dringend jemanden zum Reden.

Ein Glück nahm sie direkt ab und lud mich zu sich ein.

𝚃𝚛𝚞𝚝𝚑 𝚘𝚛 𝗗𝗮𝗿𝗲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt