Die Rettung

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Als ich morgens um fünf Uhr aufwachte, stellte ich erschrocken fest, dass Grace nicht mehr da war. Direkt malte ich mir die schlimmsten Szenarien aus. Was, wenn ER sie hatte? Hektisch durchsuchte ich die ganze Wohnung nach ihr und weckte dadurch selbstverständlich ihre Eltern und ihren Bruder Sam auf.

„Jersey, was ist denn bloß los? Was ist passiert?", fragte ihre Mutter besorgt.
Mit dem Zeigefinger bedeutete ich ihr, eine Minute zu warten und flitzte zurück in unser Zimmer. Dort kramte ich so schnell wie möglich mein Handy aus der letzten Ecke des Zimmers und rief Grace an.

Das nervtötende Piepen ertönte mehrmals und ich wollte schon fast wieder auflegen, doch da ging sie endlich ran.
„Hmm", erklang Grace verschlafene Stimme und ich atmete erleichtert aus.

„Gott sei Dank. Verdammt Grace! Ich hab mir solche Sorgen gemacht", rief ich durch den Hörer. Inzwischen stand schon Grace komplette Familie im Türrahmen und sah mich eindringlich an.

„Keine Sorge. Mir gehts gut. Ich habe mit jemandem am See geschlafen. Und wenn du mich nicht angerufen hättest, hätte ich auch gerne weitergeschlafen", knurrte sie genervt.

„Du hast was? Mit wem? Stell dir vor jemand hätte euch ermordet", schrie ich und stellte dann erneut fest, dass ja Grace Familie vor mir stand. Ungläubig und fassungslos starrten sie mich an, ohne ein einziges Wort. Ich spürte, wie ich rot im Gesicht wurde und drehte mich schnell wieder um, sodass ich mit dem Rücken zu ihnen stand.

„Jay, jetzt entspann dich mal. Madison ist mit mir hier", erklärte sie ruhig.

„Wer zum Teufel ist Madison?"

„Das mysteriöse Mädchen von damals. Die, die mich am See geküsst hat", erwiderte Grace ungeduldig.

Nun war ich ein wenig erleichterter. „Darüber reden wir nachher", sagte ich mit einer verschwörerischen Stimme und daraufhin legten wir auf.

Als ich mich wieder umdrehte, sahen mich Grace 'Eltern misstrauisch an.

Peinlich berührt neigte ich meinen Kopf zur Seite. „Grace geht es gut. Tut mir wirklich leid, dass ich hier so eine Aufruhr veranstaltet habe."

Genervt wandte sich die Familie wieder von mir ab und ging in ihr jeweiliges Zimmer.
Ups...

Plötzlich klingelte mein Handy und ich zog es wieder aus meiner Hosentasche.
„Ryan?"
„Jay. Ich brauche deine Hilfe. Ich habe etwas getan und ich fühle mich mega schuldig. Bitte komm her, ich kann es nicht alleine ertragen", flüsterte mein bester Freund mit einem Hauch Verzweiflung in seiner Stimme.

„Bin sofort da", entgegnete ich, legte auf und zog mich in Windeseile um.
Ich schnappte mir einen Schlüssel und einen Mantel und im nächsten Moment war ich auch schon raus aus der Wohnung. Es war noch dunkel draußen, die Luft war kühl aber dennoch angenehm.
Was konnte Ryan wohl getan haben? Zu was hatte ihn dieser Bastard gezwungen?
Schon nach zwei Minuten Radeln war ich völlig aus der Puste, so schnell ich fuhr.

Der frische Fahrtwind blies mir die Haare nach hinten und brachte leider auch ein wenig Regen direkt in mein Gesicht mit.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich schwitzend und zugleich mit Schüttelfrost bei Ryans' Wohnung an.
Ich eilte die Treppen des Miethauses hoch und klopfte an seine Haustür, in der Hoffnung, dass seine Mum nicht zuhause war. Nicht, dass ich sie auch noch so früh am Morgen aufweckte.

Ryan öffnete mir die Tür und an seiner verzogenen Miene konnte man erkennen, dass er sich richtig mies fühlte.
„Ist deine Mutter da?", flüsterte ich.
Er schüttelte den Kopf und bat mich in die Wohnung.

„Was ist denn passiert?", fragte ich nun wieder lauter und trat durchgenässt in den Flur.
Er machte ein gequältes Gesicht und bedeutete mir mit der Hand, erstmal ins Wohnzimmer zu gehen und mich hinzusetzen.

𝚃𝚛𝚞𝚝𝚑 𝚘𝚛 𝗗𝗮𝗿𝗲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt