Chapter 4

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Kurze Zeit nachdem Taze gegangen war um meinen Arzt zu holen, kam er auch direkt mit ihm zurück. Meine allerliebste Krankenschwester (*hust*) folgte ihnen wie ein hilfloses Hundbaby. Mit großen Augen und geröteten Wangen schaute sie sich im Raum um, anscheinend auf der Suche nach dem Platz, von dem sie meine Mutter, ihren Vorgesetzten oder meinen Bruder am besten beobachten konnte. Mein Vater war augenblicklich aufgestanden als Dr. McNair das Zimmer betreten hatte und schüttelte ihm jetzt die Hand. Es war ziemlich witzig, die beiden Männer zu beobachten, wie sie sich fachmännisch über Dinge unterhielten, von denen ich teils noch nie etwas gehört hatte, geschweige denn verstand. Die Ähnlichkeit der Zwei war verblüffend. Sie könnten glatt Brüder sein. Im meinem Kopf malte ich mir mögliche Szenarien aus, die eine Trennung zweier Zwillinge schon im Kreissaal erklären könnten, wurde aber schon nach kurzer Zeit aus meiner kleinen Fantasie herausgerissen.

,,So", begann Dr. McNair,, Da jetzt ja alle da sind, können wir ja anfangen.", sagte er und sah ziemlich gestresst aus wie er sich so die Schläfen massierte. ,,Miss Morrin, wenn es Ihnen nicht zu große Umstände macht, möchten Sie uns denn nicht einfach mal erzählen, was Ihnen zugestoßen ist?", fragte der schwarzhaarige Mann jetzt an mich gewandt. Gerade als ich ansetzen wollte, etwas zu sagen, ging die Tür einen Spalt auf und ein merkwürdiges, rundes Gesicht mit Brille und Schnauzbart schaute herein. ,,Haben wir schon angefangen? Bin ich zu spät?", fragte ein kleinerer, dicker Mann mit Melone und Mantel, während er jetzt auch seinen Körper durch einen nun etwas breiteren Spalt durchschob.

,,Ah, Inspektor!", sagte Dr. McNair freundlich, ,,Da sind Sie ja! Wir haben gerade angefangen... Meine Damen und Herren, darf ich vorstellen? Inspektor Blethyn von Scottland Yard.", erklärte er schon beinahe feierlich weiter. Der Inspektor machte eine kleine Runde und gab allen die Hand ehe er bei mir ankam und ich ihn verwirrt ansah.

Er nahm meine rechte Hand in seine.,,Inspektor Jamie Blethyn, sehr erfreut.", sagte er höflich und drückte mir seine aufgequollenen Lippen auf den Handrücken. Das war nicht unbedingt angenehm.

Nicht schön, aber selten., dachte ich leicht angewidert. Aber mir war immer noch nicht so ganz klar, was ein Inspektor von Scottland Yard hier zu suchen hatte.

Überfordert sah ich zwischen den Anwesenden hin und her.

,,Äh, ähm. Wie-was- äh We- weshalb ist ein Inspektor hier?", stotterte ich. Das mussten die Nachwirkungen der Gehirnerschütterung sein. Sonst war ich eigentlich immer relativ schlagfertig.

,,Miss Morrin, Inspektor Blethyn ist hier, weil wir vermuten, dass Sie Opfer eines Gewaltverbrechens geworden sind. Oder liege ich falsch in der Annahme, dass Sie sich diese Wunden nicht selbst zugefügt haben?", antwortete wieder mal Dr. McNair. Meiner Meinung nach hatte der Typ schon viel zu oft heute, was gesagt. Seine Stimme wollte ich nicht hören. Sie war gruselig.

,,Also, Miss...", begann der dicke Inspektor während er sich Block und Stift aus seiner Manteltasche fischte.,, Was ist Ihnen über den Weg gelaufen letzten Donnerstagabend?"

Sollte ich ihnen wirklich erzählen, was/ wem ich begegnet war, nachdem ich abgehauen war? Würden sie dann fragen, wieso ich weggelaufen bin? Würde ich es ihnen dann sagen? Was wären die Konsequenzen, mit denen ich klar zukommen hätte, sollten sie mir nicht glauben?

Ein Seitenblick zu Taze genügte, um eine Entscheidung zu treffen. Ein kaum zu erkennendes Nicken seinerseits, was mir sagen sollten :" Sag es ihnen! Dann können sie die Mistkerle finden, die dir das angetan haben." ließ die metaphorische Münze fallen.

,,Ich wollte einen Spaziergang machen. Ich hatte ziemlich viel um die Ohren an dem Abend....", begann ich leise. Ich starrte auf meine Hände, die ich sorgfältig im Schoß gefaltet hatte. ,,Also bin ich in den Wald gegangen. Das ist mein Lieblingsplatz, wissen Sie. Ich bin ziemlich weit gegangen. Weiter als sonst und es wurde immer dunkler. Ich hab' es aber kaum mitbekommen, so in Gedanken versunken war ich. Und als ich dann Stimmen hörte und aufgemerkt habe, wusste ich nicht mehr, wo ich war. Die Stimmen kamen immer näher und ich wollte schnell umdrehen, weil ich nur ein Nachthemd trug. Sonst kommt nie jemand in diesen Teil des Waldes, deshalb hatte ich es nicht für nötig gehalten, mich richtig anzuziehen. Aber als ich dann die ungefähre Richtung ausgemacht hatte, in die ich gehen wollte, hatten sie mich schon gesehen. Zwei große, dicke Kerle kamen auf mich zu. Sie waren betrunken und dann sprachen sie mich an. Sie haben angefangen mich anzufassen und sie- si-sie haben mich........ vergewaltigt.", sprach ich mit meiner heiseren Stimme. Meine Mutter zog gespielt erschrocken die Luft ein, mein Vater sah stur auf den Boden, Taze konnte nur schwer an sich halten. Er war unglaublich wütend. Seine geballte Faust verriet ihn, allerdings glitzerten in seinen wie auch in Schwester Russo's Augen Tränen. Dr. McNair nickte bekümmert und der Inspektor kritzelte alles, was ich sagte auf seinen kleinen Ringblock. Sie schienen alle schon ziemlich fertig zu sein, aber ich war ncoh nicht fertig.

Love's a desperate thingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt