Chapter 52

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Ohne Worte....Meine Mum hatte sich mal wieder selbst übertroffen. Das Kleid, das sie für meinen Abschlussball ausgesucht hatte, war wirklich von allen Kleidern, die ich hatte, das Schönste. Es war so leicht, dass es wie eine kleine Wolke aus Stoff um mich herum wehte, wenn ich mich bewegte. Die kleinen, aufgestickten Zweige und Blüten sahen von Weitem aus als wären sie echt. Der hohe Schlitz am Bein machte mir ein wenig Sorgen, aber die vergas ich schnell. Es war einfach zu schön. Mum hatte mir auch Schuhe dazu gelegt. Schlichte graue Pumps, die überraschenderweise wahnsinnig bequem waren. Außer einem zarten Diamantring war kein Schmuck dabei- das Kleid war ja schließlich verziert genug. ,,Die anderen Mädchen werden vor Neid zerfließen.", sagte Celeste verträumt. ,,Ja, Lucille Redwood zum Beispiel. Sie wird dich danach so hassen, Mia.", fügte Christa kichernd an. ,,Als ob sie das nicht jetzt auch schon tun würde...", meinte ich scherzend, während ich mich im Spiegel begutachtete. ,,Stimmt auch wieder.", kam der zustimmende Kanon meiner Mitbewohnerinnen.

Wir amüsierten uns noch eine Weile über Lucille und erzählten uns gegenseitig, weshalb wir sie nicht ausstehen konnten. Es gab unendlich viele Gründe, das zu tun, aber meinen Hauptgrund erzählte ich meinen Freundinnen nicht. Lucille Redwood war für mich zum Antichristen geworden, als sie damals Davies' kleinem Kumpel den Marsch geblasen hatte, wenn ihr versteht, was ich meine. Diese 'Begegnung' mit ihrem Gestöhne hatte meine Meinung von ihr nur noch mehr verkümmern lassen. Wenn ich nur daran dachte, wurde mir schlecht und der Zorn kochte mir wieder hoch. 'Blöde Schlampe!', dachte ich wutentbrannt. 'Mieses Arschloch!' Ja, auch Davies kam bei meiner imaginären Hasstirade nicht gut weg. Er war genau so abscheulich wie Lucille. Sie waren beide schlechte Menschen und ich hatte, so dachte ich zumindest, jedes Recht, den beiden böse zu sein. Im Grunde passten sie perfekt zueinander. 'Sollen sie sich doch gegenseitig die Seelen aus dem Leib vögeln. Mir soll's recht sein. Dann bin ich die wenigstens los!' Ich hatte genug! Nach der ganzen Zeit, die ich ohne ihn verbracht hatte, nach der ganzen Ablenkung, hatte ich Davies dennoch nicht ganz vergessen können. Das, was er zu Freddie gesagt hatte, hatte ihn in meine Gedanken zurück geholt, aus denen ich ihn eigentlich verbannt hatte. Sogar in meine Träume hatte er sich dieses Mal eingeschlichen. Manchmal brach er mir in diesen Träumen das Herz, aber meistens waren es einfach nur Déjà-vus von unserem Telefonat nachdem ich mich von Jeff getrennt hatte. Nur in meinen Träumen war es noch tausendmal schlimmer. In meinen Träumen lachte er über mich und meine Dummheit. In meinen Träumen sagte er mir die Dinge, von denen ich ausging, dass er sie dachte. Dass es für ihn alles nur ein Spaß gewesen wäre, ein Wette mit Lucille, dass er nicht das empfand, was ich am Silvesterabend zwischen uns gefühlt hatte, und so weiter. Immer wieder suchten mich diese Träume heim und in diesen Nächten fand ich dann keinen Schlaf mehr. Entweder weil ich aus Verzweiflung leise vor mich hin weinte oder weil ich mir den Kopf zergrübelte, warum ich solche Träume überhaupt hatte. Es war als würde mein Kopf nicht wollen, dass ich Davies los werde, als würde er wollen, dass mich der Kerl mit den grünen Augen solange verfolgte bis mich Gevater Zeit erlöste und ich das Zeitliche segnete. Es war zum Verrücktwerden!

Meine Freundinnen und ich gingen in dieser Nacht relativ früh zu Bett. Wir waren alle todmüde und es stand die letzte Schulwoche vor der Tür. Der Abschlussball und die Entlassungsfeier waren mittlerweile in greifbarer Nähe und das machte mir eine Heidenangst. Diese versuchte ich durch Schäfchenzählen zu vertreiben bis ich dann tatsächlich einschlief.

Am nächsten Morgen saß ich gemeinsam mit Daisy beim Mittagessen. Während wir beide unser Essen in uns hinein schaufelten, kam mir ein Gedanke. ,,Worum geht's eigentlich in deiner Abschlussrede, Dai?", fragte ich sie nachdem ich geschluckt hatte. Es war gewissermaßen Tradition, dass die Schülersprecher jedes Jahr eine Rede bei der Entlassungsfeier hielten und da die Alternative Davies war, ging ich davon aus, dass Daisy dieses Jahr dafür zuständig war. Deshalb verblüffte mich ihre Antwort auch so sehr. ,,Ich werde gar keine Rede halten. Davies hat sich dazu bereit erklärt noch bevor ich überhaupt darüber nachgedacht hatte." Ich verschluckte mich an meinen Bratkartoffeln, als ich das hörte. Davies hat freiwillig für etwas Verantwortung übernommen?! Da konnte doch nur was faul sein! Daisy klopfte mir vorsichtig auf den Rücken und schob mir ein Glas Wasser hin. Ich nahm einen großen Schluck und sah sie schockiert an. ,,Davies will das machen? Um Gottes Willen! Das kann ja was werden..." Ich war beunruhigt. Ich glaubte nicht, dass man Davies so eine wichtige Aufgabe hätte anvertrauen dürfen. So wie ich das mitbekommen hatte, war Davies im vergangenen Jahr nicht unbedingt ein Traum von einem Schülersprecher gewesen. Dass man ihn jetzt die Abschlussrede halten ließ, schien mir eine Ehre zu sein, die ihm nicht im Geringsten zustand. Dummerweise war das aber nicht meine Entscheidung. Ich gab mich einfach auf das Endprodukt gespannt auch wenn ich mir kaum vorstellen konnte, dass Davies' Genie tatsächlich eine gescheite Rede entspringen würde.



Hey, ich bin's mal wieder. Das Kapitel war jetzt ganz schön kurz, aber hier noch ein neues Thema anzureißen, hätte keinen Sinn gemacht. Deswegen is Nummer 52 short & sweet. Nur mal so am Rande: Was denkt ihr? Wird Davies' Rede gut oder geht's in die Hose? Würde mich mal interessieren, was ihr euch so vorstellt :)) Naja, dann bis zum nächsten Kapitel...

Hochachtungsvoll

R

Love's a desperate thingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt