Chapter 55

35 1 0
                                    

Ich hatte mich in meinem ganzen Leben noch nie so sicher gefühlt, wie an dem Morgen als ich in den Armen meines besten ( und festen?) Freundes auf den Sonnenaufgang wartete. Freddie schien eingenickt zu sein, denn ich hörte ihn ganz leise atmen. Er hatte letzte Nacht aber auch wirklich alles gegeben. Als ich an die vergangenen Stunden dachte, kroch mir wieder die Röte in die Wangen. Das Gefühl von Freddie's nackter Haut an meiner machte es nicht einfacher, an etwas anderes zu denken.

Um 9 Uhr musste ich wieder auf der Arbeit sein und wenn ich vorher noch mal nach hause wollte, um mir was anderes anzuziehen, müsste ich mich bald auf den Weg machen, aber das wohlige und warme Gefühl, das mich gerade umgab, ließ mich nicht. Viel zu schön war es, neben dem Menschen aufzuwachen, dem ich wohl am meisten vertraute. Ich kuschelte mich an Freddie's freien Oberkörper und schloss wieder die Augen. Ich konnte mir ein seliges Seufzen nicht verkneifen. Dummerweise schien genau das meinen Nebenmann aufzuwecken. Er gab ein paar merkwürdige Geräusche von sich, bevor ein kehliges Gähnen durch das Schlafzimmer hallte. Freddie streckte sich kurz, doch dann fiel sein Blick auf mich. Er lächelte mich an und noch bevor einer von uns etwas sagen konnte, rollte er sich über mich und küsste mich. Nicht lang oder wild, sondern kurz, süß und voller Liebe. Als ich ein wenig die Nase kräuselte, entfernte Freddie sich ein Stück.

,,Alles ok?", fragte er besorgt. Ich lachte bloß und nickte. ,,Alles bestens. Es ist nur der morgendliche Mundgeruch." Freddie schmollte gespielt und wollte sich schon von mir wegdrehen, aber ich fasste ihn am Kinn und hielt ihn fest, sodass ich ihm noch einen Kuss aufdrücken konnte, um es wieder gut zu machen. Grinsend legte er sich wieder auf den Rücken und zog mich erneut an seine Brust.

,,Wie spät ist es?" Freddie's noch verschlafene Stimme klang tiefer als sonst, sodass mein Herz einen kleinen Hüpfer machte. ,,Ungefähr 20 nach 6.", antwortete ich, während ich andächtig Freddie's müde Erscheinung bewunderte. Das Licht der aufgehenden Sonne fiel durch die Fensterläden und erleuchtete sein Gesicht. Er sah wirklich wunderschön aus und ich begann, mich zu fragen, wieso mir das erst jetzt auffiel. ,,Ich muss bald los zur Arbeit.", murmelte ich sanft, als ich eine blonde Strähne aus Freddie's Gesicht strich. Er zog die Augenbrauen zusammen. ,,An einem Samstag?", fragte er ungläubig. ,,Ich arbeite in einer Boutique, Freddie. Die haben auch an Samstagen auf."

Einen Moment lang sahen wir beide schweigend aus dem Fenster gegenübers seines Bettes. Irgendwann begann Freddie wieder zu sprechen. ,,Ist vielleicht auch besser so. Dann bekommt Virgil das mit uns nicht sofort mit.", sagte er nachdenklich und sah noch immer aus dem Fenster. ,,Das wäre nicht mal schlimm. Von mir aus kann es die ganze Welt erfahren.", säuselte ich und drückte meine Wange etwas fester an Freddie's Haut. Er malte mit seinem Daumen kleine Kreise auf meinen Oberarm. ,,Auch Jasper Davies?"

...

,,Arschloch!", knurrte ich und wand mich aus Freddie's Armen, bevor ich meine Beine über die Bettkante schmiss und mir mein Shirt überzog. Hastig fing ich an meine Sache zusammen zu sammeln, während Freddie Anstalten machte, sich aus der Decke zu befreien. ,,Mia, warte. So war das nicht gemeint...", fing er an zu erklären, aber ich fiel ihm ins Wort.

,,Na dann, sag mir wie's gemeint war! Sag mir, dass du nicht andeuten wolltest, dass Davies mir was bedeutet! Dass du mir keinen Seitenhieb verpassen wolltest, weil du wegen damals nämlich doch wütend auf mich bist! Ich hab mich deshalb am aller meisten gehasst und das weißt du auch!", wetterte ich drauf los. Wie konnte er das nur sagen? Er wusste doch am besten, wie sehr ich unter meinen Treffen mit Davies gelitten hatte. Was wollte er damit erzwecken, das Thema jetzt wieder aufzuwärmen? Etwas anderes als mich zu verletzen, tat es jedenfalls nicht. Es fühlte sich an, als würde er mir vorwerfen, Davies' ergebenes Hündchen zu sein. Oder dass ich mich für Freddie schämen würde, jetzt da ich ihn mit Davies vergleichen könnte. Es tat weh, mehr nicht.

Freddie hatte sich mittlerweile aus dem Bett geschält und Boxershorts übergezogen.

,,Das wollte ich wirklich nicht!", verteidigte er sich. Ich hatte mein Zeug zusammen und war schon fast wieder angezogen und an Freddies Zimmertür als er mich aufhielt.

,,Hör zu!", sagte er scharf und griff mich am Arm ehe er mich rumdrehte und seine Hände auf meine Schultern legte. ,,Ich wollte dich nicht beleidigen oder verletzen. Es tut mir leid, verdammt noch mal! Aber hast du eine Ahnung, wie es mir seinerzeit ging?!" Freddie war wütend. So wütend wie noch nie. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er nicht wirklich wütend auf mich war.

Er atmete tief ein, als würde er sich beruhigen müssen.

,,Ich war so stinksauer. Als ich dich an dem Abend an der Weide gefunden hab und du mir gesagt hast, dass es mit Jeff aus war, war ich so unglaublich erleichtert. Jedes Mal wenn ich euch zusammen gesehen hab, ist mir schlecht geworden, weil ich an seiner Stelle sein wollte. Ich hätte ihn am liebsten umgebracht. Dann hast du gesagt, dass du wegen einem anderen weinen würdest und ich .... für einen Moment da... d-da hab ich gehofft, es...es wäre vielleicht we-wegen mir. Dass du weinen würdest, weil du glaubtest, dass ich dich nur als Freundin sehen würde, obwohl du in mich... naja du weißt schon...

Dann meintest du, du hättest mit Davies geschlafen, mehrmals, und ich hätte am liebsten geschrien, weil ich so frustriert war, dass du nicht erkennen konntest, dass ich der Richtige für dich bin! Dass du dich auf solche Typen konzentriert hast, Typen, die dich nur unglücklich gemacht haben, anstatt die Augen für das zu öffnen, was immer direkt an deiner Seite war, hat mich wahnsinnig gemacht! Ich konnte nicht verstehen, dass du scheinbar nicht fühlen konntest, was da zwischen uns war..." Freddie fuhr sich mit der Hand über's Gesicht. Ich hatte ihn noch nie so aufgebracht gesehen und von seinem Geständniss war ich sprachlos. Ich begann langsam zu verstehen.

Ich legte ihm eine Hand an die Wange. ,,Ich tue es doch jetzt.", flüsterte ich sanft.

Er seufzte müde als er seine Hand über meine legte und unsere Finger miteinander verschränkte. ,,Ich weiß....... Ich wollte dich nicht beleidigen. Ich schätze, mein eifersüchtiges Herz brauchte einfach nur die Bestätigung, dass du jetzt mir gehörst und nicht ihm. Es tut mir leid."

,,Oh Freddie...Ich habe nie ihm gehört." Ich hatte meine Sachen, die ich aufgesammelt hatte, fallen gelassen, um Freddies Gesicht in meine Hände zu nehmen. ,,Wenn du mich willst, bin ich ganz dein."

Sein Gesicht hellte sich auf und seine Augen strahlten.

Er küsste mich und lehnte dann seine Stirn gegen meine.

,,Ich hab nie was anderes gewollt."

Love's a desperate thingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt