Ich zog meine Jacke etwas enger um mich, als der kühle Oktoberwind durch die U-Bahnstation pfiff. Es wurde mit jedem Tag ein wenig kälter. Ich ging zügig die Stufen der Betontreppe hinauf, um mich so schnell wie möglich ins warme Innere der Wohnung zu retten, die sich Freddie und Virgil teilten. Ich grinste fröhlich in der Vorfreude auf meine Freunde. Ich hatte sie schon seit ein paar Wochen nicht mehr gesehen, weil sie in der Uni mehr als beschäftigt waren. Ich arbeitete seit mehreren Monaten in einer recht edlen Boutique, um meine Miete zu finanzieren. Nicht, dass meine Eltern das nicht übernehmen würden, aber ich hatte genug davon, immer von ihnen abhängig zu sein. Ich bekam dafür ein gutes Taschengeld von ihnen, das mir also immernoch einen gewissen Lebensstandard ermöglichte.
Ein weiterer, kalter Windstoß ließ mich meine Schritte beschleunigen. Ich liebte London wirklich, aber das Wetter war von Zeit zu Zeit fürchterlich. Nach ein paar Minuten erreichte ich die Wohnung der Zwillinge. Ich klingelte und wartete dann ab bis mir das bekannte Surren anzeigte, dass die Tür geöffnet werden konnte. Ich krakselte die schmallen Stufen bis in den 3. Stock rauf und hoffte, dass ich nicht zu sehr aus der Puste sein würde, wenn ich an meinem Ziel ankam. Als ich mich endlich in der erwünschten Etage befand, sah ich, dass die Wohnungstür meiner Freunde bereits offen war. Ich betrat den langen, schmalen Flur und sah Virgil, der wie von der Tarantel gestochen durch die ganze Wohnung hetzte, während er scheinbar alle möglichen Dinge zusammen suchte.
,,Hallo Virgil...", trällerte ich amüsiert. Er hielt an der Küchentür kurz inne. ,,Hallo, Mia. Es ist schön, dich zu sehen." Er schien etwas außer Atem, als er auf mich zu kam und mich in eine bärige Umarmung schloss.
,,Ich hab leider nicht viel Zeit, mit dir zu quatschen. Ich hab ein Date und bin schon viel zu spät dran.", entschuldigte er sich, während er sich seine Jacke überwarf.
,,Oh la la. Na dann viel Glück, mein Lieber. Aber nimm' noch einen Schal mit. Es geht draußen ein ganz schöner Wind." Er griff noch schnell nach einem Schal und schlang ihn hastig um seinen Hals.
,,Danke, Mia. Freddie is noch in der Dusche, aber er ist bestimmt gleich fertig.", sagte Virgil als er zur Tür eilte. ,,Und sag ihm, er soll nicht auf mich warten. Das hier ist das 3. Date."
Ich schüttelte angesichts seines dreckigen Grinsens amüsiert den Kopf und winkte ihm zum Abschied. Dann verschwand er durch die Wohnungstür.
Etwas verloren stand ich dann im Flur. Ich wippte auf meinen Füßen und überlegte, wie ich mir die Zeit vertreiben konnte, bis Freddie aus der Dusche kam. Ich sah mich hilflos um, während ich nach etwas zu tun suchte. Zum ersten Mal, dass ich in dieser Wohnung war, sah ich sie mir ganz genau an. Vom langen, hellen Flur gingen 5 Räume ab. Zu meiner linken lag die kleine Küche mit Zugang zum Balkon, der einen netten Ausblick auf die breite, gepflasterte Straße ermöglichte. Direkt neben der Küche befand sich das Wohnzimmer, in das die Zwillinge immer wieder Freunde zum Essen einluden. Virgil war wirklich ein grandioser Koch, was er wohl von seiner Mutter geerbt haben musste. Am anderen Ende des Flurs war das mit Waschmaschine, Trockner, Dusche und natürlich Toilette und Waschbecken vollgestopfte Badezimmer, in dem Freddie sich gerade der Körperpflege hingab. Kurz vor Schluss machte der Flur einen kleinen Knick und genau dort lagen die Schlafzimmer der Jungs einander direkt gegenüber. Aus dem Badezimmer hörte ich das Prasseln von Wasser und die gedämpfte, tiefe Stimme von Freddie, die sogar relativ gut Journey's Don't Stop Believin' sang und musste mir ein Lachen verkneifen. Ich ging in die kleine Küche als mir eine Idee kam. Um Freddie wissen zu lassen, dass er nicht allein in der Wohnung war ( und um ihn zu ärgern) , drehte ich den Wasserhahn auf. Keine 5 Sekunden später hörte ich, dass mein kleiner Streich sein Ziel erreicht hatte. Freddie quietschte erschrocken und fluchte lautstark. Ich würde später vermutlich noch bereuen, das Wasser angestellt zu haben, aber für den Moment fühlte ich mich wie beflügelt. Ich schmunzelte vor mich hin und holte mir ein Bier aus dem Kühlschrank.
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Love's a desperate thing
Teen Fiction,,Wenn ich Lust auf etwas Versautes hätte, könnte ich mir das fast überall holen. Dafür brauche ich dich nicht.", stellte er kühl fest. Dieses arrogante, schmierige Gehabe bereitete mir Übelkeit. Das war mir dann doch zu viel und ich entschied, dass...