So kalt. Selbst die leichteste Spätsommerbrise bereitete mir heftigste Schüttelfrostattacken. Vermutlich lag es daran, dass ich nur ein dünnes Nachthemd trug, dass mir die frische Nachtluft durch Mark und Bein ging. Naja vielleicht waren es auch Angst, Schuldgefühl oder Panik, der Schock, die mich schüttelten. Erneut begann der kühle, harte Waldboden förmlich unter mir zu beben. Ich griff mir an die blutverschmierten Arme und keuerte mich in Embriostellung zusammen, den Kopf zwischen den Händen.
Wie war es eigentlich dazu gekommen? Ich war weggelaufen nachdem meine Mum mal wieder einen ihrer sadistischen Anfälle gehabt hatte und sich "abreagieren" musste. Ich hatte es einfach nicht mehr ausgehalten, den Schmerz und die Demütigung. Also hatte ich nicht nachgedacht und war aus dem Haus, durch den Garten und in den Wald gelaufen, hatte Morrin Manor hinter mir gelassen ohne zurück zu sehen. Das Adrenalin, die Angst vor meinen Eltern und der pure Selbsterhaltungstrieb hatten meine Füßen quasi schweben lassen. Ich weiß nicht mehr wie lange ich gelaufen bin nur noch, dass es weit und schnell gewesen sein muss, denn mit einem Mal wurde mir die Erschöpfung durch die eben ertragene Foltern und den im Sprint zurückgelegten Weg vollkommen bewusst. Atemlos sackte ich wie ein Sack Mehl zusammen und versuchte mich wie eine Schiffbrüchige an den nächsten Baumstamm zu retten. Als ich den am nähesten stehenden Baum- eine alte Eiche- erreichte, klammerte ich mich daran fest als wäre es das Leben selbst, das ich da hielt. Nachdem ich meinen Kopf gegen das wenig bequeme Stück Holz gelehnt hatte, bin ich entgegen meiner eingenen Erwartungen augenblicklich in einen unruhigen, traumlosen und unerholsamen Schlaf gefallen, aus dem mich nichteinmal das Rumgepöbel dieser beiden widerwärtigen Typen hatte aufwecken können. Erst der Gestank, den mir der eine buchstäblich ins Gesicht bließ, hatte meinen Schlaf grob beendet.
,,Na, Kleines. Was tust du denn ganz allein hier draußen?", hatte er mir ins Gesicht gelallt, während sich der andere lüstern mit der Zunge über die Lippen fuhr und mich mit seinen Blicken auszog.
,,Wow, Püppchen. Du bist echt mächtig scharf. Lass mich doch deinen süßen Arsch vernaschen."
Das war das Letzte, was er gesagt hatte, bevor er und sein Kumpel sich über mich hermachten. Am Anfang hatte ich noch versucht, mich zu wehren aber gegen zwei so massige Kerle hatte ich nicht den Hauch einer Chance. Also ließ ich die Tortur stumm schweigend über mich ergehen, allerdings ohne nicht auch ein paar Tränen zu vergießen.
Das Mondlicht fiel durch die Baumkronen und beleuchtete meine blasse Haut. Wieder durchfuhr mich ein Schauer. Ich ging mit meinen Blicken den Schnitt entlang, der jetzt meinen Körper vom Schlüsselbein abwärts bis zum Unterleib zierte. Tränen stiegen mir in die Augen unkontrollierbar, unzählbar.
Wieso war ich abgehauen? So schlimm war es dieses Mal gar nicht gewesen! Meine Mutter hatte mir schon Schlimmeres angetan als das hier. Ich hätte es aushalten können! Noch 2 Wochen, dann hätte ich sie und meinen Vater wieder vom Hals gehabt. Wenigstens bis Weihnachten! Ich wäre wieder da gewesen, wo ich mich auch wirklich wohl fühlte. Zusammen mit meinen Freunden, meinen besten Freunden. Mit Freddie! Bei dem Gedanken an ihn und seinen Zwilling musste ich -trotz meiner aktuellen Situation- unwillkürlich lächeln. Er war der Einzige, dem ich wirklich vertraute. Ihm und meinem großen Bruder Taze. Doch bei Taze war das noch etwas gänzlich anderes. Er war der, mit dem ich sprach, wenn Mum mal wieder tobte oder wenn Dad die Hand ausrutschte. Er wusste, wie es mir dabei ging, weil er das Selbe erlebt hatte, selbst so gelitten hatte. Taze und ich hatten einfach eine Beziehung, die noch tiefer ging als beste Freunde oder Bruder und Schwester. Wir waren Seelenverwandte. Er war zurück gekommen wegen mir, um mir beizustehen in der Qual durch unsere Eltern. Ich war für ihn da, als er aufgrund des Drucks, den Mum und Dad auf ihn ausübten, in Drogen und Alkohol zu versinken drohte. Das hatte uns damals zusammen geschweist. Als ich an ihn dachte, daran ihn nie wiederzusehen, ihn allein zu lassen mit unseren Eltern, ihm die Sorgen zubereiten, den Schmerz, wenn ich jetzt sterben würde, rannen mir die Tränen in Strömen die Wangen herunter.
,,Mia?! Mia, wo steckst du?!"
Na toll, jetzt hörte ich meinen liebsten Bruder sogar schon nach mir rufen.
,,Ameliah?! Komm schon! Wo bist du?"
Moment, das war keine Halluzination, keine Einbildung. Taze war tatsächlich hier. Er hatte mich irgendwie gefunden. Mit krächzender Stimme versuchte ich ihn auf mich aufmerksam zu machen.
,,Taze! Taze, ich bin hier!"
Bei jedem Wort fühlte sich meine Kehle an, als würde ein Reifeisen in sie hineingestopft und hinunter gejagt. Vergeblich versuchte ich mich zu bewegen. Bei jedem Versuch aufzustehen versagte ich kläglich. Das Brennen in meinen Gliedern erlaubte es mir nicht. Kurz bevor der Schmerz mich zu übermannen drohte, hörte ich entfernte, immer schneller werdende Schritte. Schritte, die ich aus Hunderten wiedererkennen würde. Und als Taze aus dem Dickicht brach, verzogen sich meine geschundenen Lippen zu einem erleichterten Lächeln. Das Letzte, was ich spürte bevor ich wieder in ein schwarzes Loch der Ohnmacht abdrifftete, war wie ich hochgehoben, sanft geschüttelt und dann auf raschen aber behutsamen Schritten von diesem schrecklichen Ort weggetragen wurde.
Soooooooooo... Das ist meine erste Soloarbeit.
Nur das ihr's wisst: ich bin ein Teil des Autoren- duos. Ich hatte diese Geschichte schon letztes Jahr im Kopf gehabt und wollte mal sehen, wie sie so ankommt. Daher bin ich für konstruktive Kritik immer offen und bitte auch sehr darum, damit ich euch auch eine schöne Geschichte schreiben kann.
Alsooo wenn sich überhaupt jemand hierher verirrt, bitte ich doch recht herzlich um Rückmeldung. Danke schon Mal im Vorraus
R
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Love's a desperate thing
Teen Fiction,,Wenn ich Lust auf etwas Versautes hätte, könnte ich mir das fast überall holen. Dafür brauche ich dich nicht.", stellte er kühl fest. Dieses arrogante, schmierige Gehabe bereitete mir Übelkeit. Das war mir dann doch zu viel und ich entschied, dass...