Ich sah das wunderschöne Haus der Kingsleys vor mir und war glücklich. Ich fuhr die Einfahrt hoch und sah schon von weitem wie meine beiden Lieblingszwillinge aus der Haustür kamen und mich in Empfang nehmen wollten. Ohne Zweifel hatte ihre Mutter sie dazu bewegt. Lächelnd brachte ich den Wagen zum Stehen und stieg aus, während sich Freddie und Virgil am Kofferraum zu schaffen machten. Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf und ging zu den Beiden, da sie scheinbar Probleme hatten, ihn aufzukriegen. Sofort richteten sie sich anständig auf und grinsten mich an. Ich erwiderte die Geste etwas spottend und drückte auf einen kleinen Knopf auf dem Autoschlüssel und ein sanftes Klicken war zu hören, als die Klappe des Kofferraums ein bisschen aufgesprungen war. Freddie fing nach einem kurzen Moment an zu lachen und Virgil schlug sich peinlich berührt die Handfläche gegen die Stirn ehe er seinem Bruder mit einstimmte. Dann kamen beide auf mich zu und nahmen mich in den Arm. Kurz verharrten wir so, bevor uns die Stimme ihrer Mutter quasi auseinander riss. ,,Jungs, entweder ihr geht nur kurz aus dem Haus, wenn es so kalt ist draußen oder ihr macht die gottverdammte Tür zu. Wir heizen schließlich nicht für draußen.", sagte ihre Mutter schnaubend, während sie mit den Händen in die Hüfte gestemmt in der Haustür stand. Die Jungs lösten sich von mir und drehten sich zu ihrer Mutter um. ,,Sorry, Mum.", antwortete ihr Virgil. ,,Aber das haben wir im Affekt wohl einfach vergessen..", fügte sein Bruder an. Ich war zu klein, um über die Schultern der beiden Zwillinge hinweg zu schauen, aber ich konnte mir das verwirrte Gesicht ihrer Mutter bildhaft vorstellen. Sie wusste zwar, dass ich an Weihnachten kommen wollte, aber nicht genau wann. ,,Wie- Was für ein Affekt denn?", hörte ich sie fragen. Dann machten die Jungs beide einen Schritt zur Seite und enthüllten damit das kleine Geheimnis. Ich grinste unschuldig und machte eine kleine, winkende Geste, als sich Mrs. Kingsley's und meine Augen trafen. Erst schaute sie verwirrt, doch dann erhellten sich ihre Gesichtszüge und sie strahlte. ,,MIAA!!", rief sie fröhlich und warf die Arme in die Luft. Sie kam schnell auf mich zu und ich ging ihr ein wenig entgegen. Ohne Vorwarnung fühlte ich mich in einer festen Umarmung seitens Mrs. Kingsley. ,,Ach meine Kleine, wie lange ist das her, dass wir uns gesehen haben? Ich freu mich so dich zu sehen. Komm rein, komm rein! Du frierst doch bestimmt. Freddie! Virgil! Macht euch doch mal nützlich und holt Mias Gepäck rein und bringt es ins Gästezimmer.", plapperte sie drauf los. ,,Ich hab dich auch vermisst, Maggie.", sagte ich selig, während ich mich von ihr ins warme Wohnzimmer leiten ließ. Sie trug die rosane Schürze, die ich ihr vor ein paar Jahren mal zu Weihnachten geschenkt hatte. Sie erklärte mir, dass sie diese Schürze immer nur zu besonderen Anlässen trug, so wie heute. ,,Komm mit in die Küche, Mia. Ich backe gerade deine Lieblingsplätzchen.", sagte Maggie und lächelte mich warmherzig an.
Es war bereits später Abend und das Halbdunkel der Dämmerung war einer fast pechschwarzen Winternacht gewichen. Ich saß gemeinsam mit den Kingsleys in ihrem warmen Wohnzimmer und stopfte mir mit den Zwillingen zusammen den Bauch mit Maggie's Zimtplätzchen voll. Normalerweise war ich nicht unbedingt ein Fan von Zimt, aber diese Kekse waren meine absoluten Lieblinge. Da freute ich mich immer das ganze Jahr drauf. Aber noch viel besser als die Kekse war der Teig, den Maggie mich, aber auch nur mich, naschen ließ. Wenn die Jungs ankamen und ihr Glück versuchten, etwas von der köstlichen Zuckermasse abzustauben, schlug ihnen ihre Mutter mit dem Kochlöffel auf den Bauch und meinte, sie müssten auf ihre Linie achten sonst sähen sie in kürze aus wie ihr Onkel Barnabas, von dem ich bisher nur Fotos gesehen hatte. Zu behaupten der gute Mann wäre leicht übergewichtig, wäre eine unverschämte Untertreibung. Ich kicherte albern bei der Vorstellung, wie die Zwillinge nebeneinander durch die Schulflure rollten, was nicht zuletzt den Unmengen an Eierflip zu zuschieben war, die Maggie hervorgezaubert und Freddie, Virgil und ich fast allein vernichtet hatten. Nachdem Mr. und Mrs. Kingsley sich von uns verabschiedet und eine Gute Nacht gewünscht hatten, stand auch ich auf und zog mir meine Jacke und Schuhe an, weil ich noch runter zum Strand wollte. Da war ich an dem Abend noch gar nicht gewesen und ich fühlte eine Art Not nach frischer, kalter Luft, so wie jedes Mal wenn ich ein bisschen betrunken war. Also sagte ich den Jungs Bescheid, wohin ich ging und ließ dann die Haustür hinter mir ins Schloss fallen. Schon von hier hörte ich das sanfte Rauschen der Wellen und atmete einmal tief die salzige Luft ein. Ich ging bis zum Ende des großen, sorgfältig gepflegten Gartens und durch die kleine Pforte, die das Grundstück der Kingsleys vom Strand trennte, über eine kleine Düne und schon stand ich den Küsten Cornwalls gegenüber. Ich ging durch den weißen Sand immer näher zum Wasser. Ich hätte gerne meine Schuhe ausgezogen , aber dafür war es leider zu kalt. Ich blieb stehen und inhalierte die kühle Luft und den herrlich Geruch des Meeres. Wie sehr hatte ich diesen Geruch vermisst. Freddie roch ein wenig so. Frisch und angenehm kühlend, etwas salzig. Ich genoss den Duft noch etwas länger, während ich darüber grübelte, an wen mich der Geruch noch erinnerte. Und als mir sein Gesicht in den Kopf schoss, öffnete ich schlagartig meine bis dato geschlossenen Augen erschrocken. Nein! Ich wollte in den Ferien nicht einen Gedanken an ihn verschwenden! Ich hatte doch frei! Wieso schaffte Jasper Davies es, sich dennoch in meinen Kopf zu mogeln. Jede Sekunde, in der ich an ihn und sein verflixt schönes Grinsen dachte, war eine Vergeudete. Ich schüttelte etwas rabiat meinen Kopf, als könnte ich damit alle Gedanken an diesen grünäugigen Teufel verscheuchen und setzte meinen Weg fort. Ich hatte mir ein ein Ziel gesetzt, das ich heute Nacht noch unbedingt sehen wollte, obwohl ich leicht daran zweifelte, dass ich es mit meinem benebelten Verstand noch fand.
Gute 10 Minuten später stand ich da. Vor der eingetretenen Haustür des Hauses, in dem ich aufgewachsen war, des Hauses, in dem meine Familie noch eine Familie gewesen war. Vorsichtig setzte ich einen Fuß über die zertretene Holztür hinweg und in das ehemahlige Foyer. Alte Erinnerungen kamen hoch. Wie Taze und ich in den weitläufigen aber dennoch gemütlichen Zimmern Fangen spielten. Wie wir 4 zusammen einen Brettspielabend im Wohnzimmer machten. Und ich wurde traurig. Obwohl traurig vielleicht nicht das richtige Wort dafür ist, was ich fühlte. Eher andächtig oder nostalgisch. Ich vermisste die alten Zeiten. Das Gewicht auf meiner Brust wurde immer schwerer je länger ich in schönen Erinnerungen schwelgte und als ich mein altes Kinderzimmer erreichte, schoss mir ein Bild un den Kopf, das die erste Träne meine Wange runterlaufen ließ. Ich sah meinen Vater, der in einem Schaukelstuhl saß und eine kleine 6-jährige Mia im Arm hielt, während er ihr eine Gute-Nacht-Geschichte vorlaß. Ich begann zu weinen, aber nicht weil ich traurig war, nein, sondern weil ich meine Freude kaum fassen konnte. Die Erinnerung war zu schön und ich hatte sie für so lange Zeit vergessen, dass mich Tatsache, dass mein Vater offenbar doch ein Mensch ist und mich lieb hat oder zumindest hatte, so glücklich machte, dass ich die Tränen nicht zurück halten konnte. Ich verfiel in eine merkwürdige Mischung aus Heulen und Lachen, dass ich mir schon fast affig vorkam, aber ich war allein, von daher konnte es mir vollkommen egal sein. Aber es wurde spät, sehr spät. Und ich wollte zurück zum Haus, doch noch bevor ich dahin gehen konnte, stellte mein Unterbewusstsein dummerweise die Frage, ob ich, wenn ich das nächste Mal aufwachte mit Celeste zu rechnen hätte. Und das Chaos kehrte in meinen Kopf zurück. Ich war auf der einen Seite zu hundert Prozent sicher, dass Celeste so eine Art von Freundin war, die mit ihrem Freund Weihnachten verbringen wollte, aber auf der anderen Seite hielt ich Freddie jemanden, dem Weihnachten mit der Familie viel wichtiger war, als seine Freundin zu sehen. Dummerweise wusste ich nicht, wer in der Beziehung der Beiden die Hosen anhatte. Dafür hatte ich mich in der letzten Zeit zu wenig mit Freddie beschäftigt. Jetzt bereute ich das. Meine pessimistische Seite gewann, wie so oft, und ich wurde angesichts der Tatsache, dass ich voraussichtlich mit Celeste McCurdy Weihnachten feiern müsste, mehr als missmutig. Auch bei dem Gedanken an Freddie und Celeste glücklich vereint wurde mir übel. Das zu Weihnachten vermutlich noch extremere Geturtel der Beiden würde mich in kürzester Zeit in den Wahnsinn treiben, so viel war klar. Plötzlich wurde mein Plan, zurück zum Haus der Kingsleys zu gehen, von der Aussicht auf einen sehnsüchtigen Freddie zu Nichte gemacht und ich schlug einen anderen Weg ein.
Den Weg zum Leuchtturm.
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Love's a desperate thing
Fiksi Remaja,,Wenn ich Lust auf etwas Versautes hätte, könnte ich mir das fast überall holen. Dafür brauche ich dich nicht.", stellte er kühl fest. Dieses arrogante, schmierige Gehabe bereitete mir Übelkeit. Das war mir dann doch zu viel und ich entschied, dass...