Die Rückreise vom Internat nach hause war wenig spektakulär, aber mit jeder zurückgelegten Meile stieg meine Vorfreude auf meinen Bruder und mein Bett. Ich hatte mich am Flughafen in Livingston von den Zwillingen und Daisy verabschiedet, da die Zwillinge mit einem anderen Flieger in Richtung Cornwall weiterreisen würden und Daisy in ein Flugzeug zum Birmingham Airport steigen musste. Ich hatte ungeduldig auf die Landung meines Flugzeugs in Cambridge gewartet und darauf, dass mein Bruder mich vom Flughafen abholen und nach hause bringen würde. Das war jedes mal auf's Neue ein Spaß. Wir hielten dann bei irgendeinem McDonald's im Drive-In und bestellten uns soviel, dass wir es kaum aufessen konnten. Großzügig schlemmten wir uns jedes Mal durch die Fast-Food-Karte und ließen eine Menge Geld dort. Taze studierte in Cambridge und konnte mich deshalb auch immer abholen, wenn ich in den Ferien aus dem Internat nach hause kam. Dann würden wir entspannt heim fahren und zusammen Filme gucken, bis unsere Augen eckig wurden.
So jedoch nicht heute. Als ich die Empfangshalle betrat, stand dort zwar mein Bruder, aber neben ihm auch unser Fahrer, Graham, der mich auch vom Krankenhaus nach hause gebracht hatte. Taze sah gehetzt und unruhig aus. Ganz anders als sonst. Als ich auf ihn zuging, strahlte er zwar von einem Ohr zum Anderen und nahm mich fest in den Arm, aber anstatt, dass wir einfach vergnügt lachten, sprach er mich augenblicklich an. ,,Mia, wie schön, dich zu sehen!", sagte er fröhlich, ehe er mit gesenkter Stimme fortfuhr. ,,Gib einen deiner Koffer Graham. Er wird ihn heim bringen. Du und ich müssen gleich weiter nach London." Ich sah ihn skeptisch an und löste mich aus der Umarmung, in der wir bis dato verharrt hatten. ,,Wieso das denn?", fragte ich irritiert. ,,Termin mit Inspektor Blethyn vom Scotland Yard. Der Dicke mit der Melone, erinnerst du dich?" Ich nickte. ,,Ja, klar. Aber wieso müssen wir denn deshalb nach London?", hakte ich weiterhin misstrauisch nach. Taze flüsterte im Gegensatz zu mir immer noch. ,,Da ist die Hauptzentrale. Sie glauben, dass sie die Typen gefunden haben, die dich.....du weißt schon...verletzt haben." Zögerlich nickte ich. ,,Verstehe.", sagte ich leise. Ich fühlte mich unbehaglich. Wenn alles glatt ging, würde ich in naher Zukunft den Männern gegenüber stehen, die mich durch die Hölle haben gehen lassen. Der Gedanke an den Fetten und den Ungepflegten machte mir Angst. Ich gab, wie mein Bruder verlangt hatte, einen meiner Koffer unserem Fahrer. Dann sah ich zu Taze, der mich freundlich anlächelte und dann einen Arm um mich legte und mich zum Gate führte.
Der Flug von Cambridge zum Londoner Heathrow dauerte eine knappe Stunde. Nachdem wir den Flughafen verlassen und eines der vielen hübschen, schwarzen Taxis organisiert hatten, nachdem die Eile, die uns bis dato in Atem gehalten hatte, abgeklungen war, richtete Taze sich ruhig an mich. Er sah durchgehend aus dem Fenster, während er mit mir sprach. ,,Denkst du, du packst das gleich, Ammi?", fragte er leise. ,,Ich glaube schon...", antwortete ich und nickte dabei zögerlich, mehr für mich selbst, als für Taze. Ich atmete einmal tief durch und spürte dann fast augenblicklich einen warmen Druck um meine rechte Hand. Ich sah weiter die Fassaden der Londoner Innenstadt an mir vorbei ziehen, während ich meine Hand etwas drehte und Taze' Hand leicht zur Antwort drückte.
Wir ließen uns von dem Taxi ein paar Straßen vom Hauptquartier des Scotland Yards entfernt absetzen, weil Taze der Meinung war, es wäre weniger auffällig. Mir schien das Ganze zwar etwas überzogen und paranoid zu sein, aber es war mir im Grunde relativ egal. Das Einzige, was für mich dagegen gesprochen hätte, noch mehr Weg auf sich zunehmen, als nötig, wäre mein Gepäck gewesen, aber da Taze bereitwillig meinen Koffer durch die Gegend schleppte, wurde auch dieses Argument zu einer Nichtigkeit. Gute 10 Minuten stratzte Taze durch die Straßen, während ich mehr schlecht als recht versuchte, mit ihm Schritt zu halten. Etwas außer Puste hielt ich neben Taze, der vor dem großen Eingang eines noch größeren, gläsernen Gebäude zum Stehen gekommen war. Ich spürte, wie er mich aus dem Augenwinkel heraus ansah. ,,Bereit?", wollte er sanft wissen. ,,Bereit.", bestätigte ich ihm tapfer, ehe er meine Hand nahm und mich in das Hochhaus aus Glas führte.
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Love's a desperate thing
Teen Fiction,,Wenn ich Lust auf etwas Versautes hätte, könnte ich mir das fast überall holen. Dafür brauche ich dich nicht.", stellte er kühl fest. Dieses arrogante, schmierige Gehabe bereitete mir Übelkeit. Das war mir dann doch zu viel und ich entschied, dass...