I.

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Simon hämmerte lautstark gegen die schwere Metalltür.  ,,Hallo?! Ist da jemand?" schrie er.  ,,Ich studiere nur Finanzbuchhaltung, ich bin für niemanden von Wert! Und i-ich hab nicht mal richtig eure Gesichter gesehen, also...Wenn-wenn ihr mich gehen lasst, könnt ich euch nicht mal identifizieren." Da er das Gefühl hatte, dass ihm sowieso niemand zuhörte, wendete er sich dem leeren Raum zu und fing an, mehr mit sich selbst zu reden.  ,,Nicht, dass ich das würde, weil ihr Vampire seid." Aufgebracht warf er die Hände in die Luft.  ,,Wer glaubt mir sowas?!" Er drehte sich wieder zur Tür und rief nun etwas lauter:  ,,Bis gestern wusste ich nicht mal, dass es euch überhaupt gibt!" Da hörte er plötzlich ein Geräusch. Schnell lief er wieder zur Tür und schaute durch das kreuzförmige Loch.  ,,Ist da jemand?" Da tauchte plötzlich ein ihm sehr bekanntes Gesicht vor der Tür auf, woraufhin Simon zurückschreckte und ein paar Schritte rückwärts in den Raum stolperte. Die Tür ging auf und Raphael kam herein. Instinktiv wich Simon zurück und fing nervös an, zu plappern:  ,,Wenn es euer Ziel war, mir eine scheiß Angst zu machen: Die Mission war erfolgreich!" Raphaels Mimik bleib regungslos, als er die Tür hinter sich zuschlug und ein paar Schritte in den Raum kam. Mit jedem Schritt den der Vampir nach vorne machte, machte Simon einen Schritt zurück.  ,,Und was mich betrifft, könnt ihr .... könnt ihr die Shadowhunter ruhig fertig machen! Vor allem, den Blonden..." Daraufhin zog Raphael nur eine Augenbraue in die Höhe.  ,,Ihr-ihr braucht mich nicht." Da reagierte der ältere endlich.  ,,Ganz im Gegenteil." erwiderte er.  ,,Ich brauch dich." Simon schluckte schwer, als Raphael seine Fangzähne entblößte und sich auf ihr stürzte. Es ging so schnell, dass Simon den kurzen Stich am Anfang kaum mitbekam, doch das Vampirgift, spürte er ganz genau. Es war, wie jedes Mal, wenn er sich heimlich nachts wegschlich, um Raphael zu sehen und sich dem Gefühl des Bisses hinzugeben. 

Als die Beiden sich das erste Mal getroffen hatten, war es Zufall. Simon war gerade auf dem Weg nach Hause, als ihn plötzlich etwas an der Schulter packte und ihn herumwirbelte, bis er schließlich gegen eine Wand knallte. Erschrocken sah er den blassen Mann vor sich an. Dieser murmelte nur:  ,,Hunger." und irgendetwas, dass Simon nicht verstand, (Er hätte schwören können, es war spanisch.) bevor er zubiss. 

Beim zweiten Treffen, war es Glück, dass Simon den Mann fand, den er suchte. Er stellte ihn zur rede und nervte ihn solange, bis er eine anständige Erklärung bekam. So erfuhr er von der Schattenwelt (und dass er jetzt tot gewesen wäre, wenn Raphael keine Prinzipien hätte, die gegen Mord sprächen). Das Gift ließ Simon nicht mehr los, und Raphael ging es mit Simons Blut nicht anders. So fingen ihre geheimen Treffen an. 

Als Raphael sich wieder von Simons Kehle löste, musste Simon schmunzeln.  ,,Was?" fragte Raphael nur. Simons Grinsen wurde breiter.  ,,'Ist das der Name, des Mundis? ' ? Dein Ernst?!" Der Vampir schnaubte nur, nahm Simon am Arm und brachte ihn aus dem Raum.  ,,Ich soll dich nach oben schaffen." erklärte er sich und schubste den Jüngeren in einen der vielen Wohnräumen des Hotels.  ,,Und wie endet das hier?" fragte Simon.  ,,Komm ich- äh..Komm ich hier raus, oder was?"  ,,Das kann dir nur jemand oberhalb meiner Gehaltsklasse sagen." Simon drehte sich um und fragte amüsiert:  ,,Gehalt? Man bekommt als Vampir Gehalt?"  ,,Ich würde sagen," erwiderte Raphael.  ,,wir investieren früh und häufig." Simon nickte verstehend, drehte sich um und schlug sich sogleich den Arm an einer teuer aussehenden Statue an.  ,,Setz dich hin." forderte Raphael, doch Simon ignorierte ihn.  ,,Warum setzt du dich nicht?" versuchte er es erneut, doch wieder bekam er nur einen seltsamen Blick als Antwort. ,,Ich kann dieses Rumzappeln nicht ausstehen." Der gefährlich ruhige Unterton, veranlasste Simon dazu, ihm nun doch anständig zu antworten:  ,,Ähm...Ich-äh- seh' mich nur um."  ,,Nach einem Ausweg?" fragte Raphael amüsiert.  ,,Ohhh...Es gibt keinen." erwiderte er mit vorgetäuschtem Bedauern.  ,,Naja, das- äh ... ganze coole Zeug, das ihr so sammelt.... stehlt..." sagte der Jüngere und sah sich die augenscheinlich teuren Gegenstände an. Er nahm eine alte Vase in die Hand und imitierte ein Geräusch, das Raphael nicht richtig einordnen konnte. Lachend fing er an, mit der Vase zu gestikulieren.  ,,Das ist so..." Als er den Blick des älteren bemerkte, stellte er die Vase jedoch schnell wieder hin und murmelte:  ,,Ach, vergiss es." Simon sah sich weiter um, während Raphael erklärte:  ,,Leonidas I. versucht schon seit langem das Zeug loszuwerden. Museen verlangen für Antiquitäten heutzutage einen Herkunftsnachweis."  ,,Ja. Natürlich." stimmte Simon ihm zu, obwohl er keine Ahnung hatte, wovon der Ältere da sprach.  ,,Was sagt man, wenn man danach gefragt wird?" redete Raphael weiter.  ,,Ist es etwa illegal, mein eigenes Grab zu plündern?"  Während Raphael redete, öffnete Simon eine gläserne Vitrine und holte einen antiken Dolch heraus. Ohne wirklich darüber nachzudenken, warf er den Dolch nach dem Vampir. Tatsächlich traf er ihn an der Schulter, doch dieser lachte nur.  ,,Oh, mein Gott!" murmelte Simon und fing nervös an, einen Ausgang zu suchen. Doch Raphael sollte recht behalten: Er fand keinen. Raphael zog den Dolch aus seiner Schulter und betrachtete ihn grinsend.  ,,Oh, bitte!" Da veränderte sich seine Mimik und sein Blick glitt zu seiner Schulter.  ,,Also, ehrlich, die Jacke war ganz neu!" sagte er und sah Simon tadelnd an, ehe er fortfuhr:  ,,Es gibt keinen Ausweg. Du bist eine Geisel. Also, akzeptiere es!" ,,Ich bin 'ne Geisel? Das heißt ihr ... bringt mich nicht um, ja?"  ,,Dich nicht umbringen?" ertönte eine fremde Stimme und kurz darauf trat eine Frau in den Raum. Sie hatte langes schwarzes Haar, trug ein enges Kleid und schwarze hohe Schuhe.  ,,Wer sagt das?" fragte sie und kam langsam auf die beiden zu.  ,,Raphael!" tadelte sie, doch in ihrem Blick konnte man das Amüsement erkennen, das ihr die ganze Situation verschaffte. Ihr Blick glitt zu Simon, während sie weiter auf ihn zuging. Dieser konnte sich vor Angst nicht von der Stelle rühren. Direkt vor ihm blieb die Dame schließlich stehen. ,,Deine Stirn."  sagte sie.  ,,Wie süß; du blutest." Sie hob einen Arm und drückte zwei Finger auf die Wunde, die Simon bis dahin nicht einmal bemerkt hatte. Ihre braunen Augen schauten in seine und augenblicklich hatte Simon das Gefühl, als ob sie durch seine Augen direkt in seine Seele schauen konnte. Sie unterbrach den Augenkontakt nicht eine Sekunde, während sie sich sein Blut von den Fingern leckte.  ,,Ich freue mich schon sehr darauf, dich näher kennen zulernen." sagte sie schließlich. Simon versuchte zu lächeln, was nicht so wirklich funktionierte. Doch das schien sie nicht weiter zu kümmern, als sie sich wieder Raphael zuwendete, der gerade den Dolch zurück an seinen Platz brachte.  ,,Hatte ich nicht gesagt, das sind keine Spielzeuge?" merkte sie ihn an und stemmte einen Arm in ihre Hüfte.  ,,Mir brauchst du das nicht zu sagen." erwiderte er.  ,,Der kleine Mundi hat versucht sich zu befreien," Raphael stellte sich neben die Frau und fügte hinzu:  ,,und hat dabei meine neues Jackett ruiniert!"  Da fing Simon erneut an nervös loszuplappern:  ,,Hey, ich hasse es, Sachen zu werfen! Ich kann es wirklich nicht ausstehen, Sachen zu werfen! Ich war noch nicht mal bereit bei meiner eigenen Bat Mizwa Ideen in den Raum zu werfen! Sachen werfen käme mir, bei Gott, nie in den Sinn! Oh, Gott, ihr dürft nicht 'Gott' sagen, oder?"  ,,Mein Gott, was willst du uns sagen?" fiel Raphael ihm ins Wort.  ,,Eigentlich wollt ich das Ding gar nicht werfen..."  ,,Aber natürlich wolltest du, Kleiner." erwiderte die Schwarzhaarige. ,,Das macht dich ja auch so amüsant!"  ,,Also, ich finde daran nichts amüsant!" meinte Raphael, da fing Simon schon wieder an, zu reden:  ,,Ich auch nicht! Ich kann gar nicht sagen, wie leid es mir tut. Ich kann gern für die Kosten der Reinigung auf-" Die Frau schnippte mit den Fingern, woraufhin Simon sich plötzlich weder bewegen, noch sprechen konnte. Hören konnte er allerdings jedes Wort.  ,,Danke." grummelte Raphael genervt.  ,,Die Lebenden sind so anstrengend!"  ,,Aber der hier wird uns nützlich sein." erwiderte die Vampirin.  ,,Ich weiß nicht." Raphaels Blick glitt von Simons Gesicht über seinen Körper bis zu seinen Füßen und wieder zurück.  ,,Ich bin nicht sicher, ob der Verstoß gegen das Abkommen so klug war. Verzeih bitte meine Offenheit."  ,,Ich verzeihe dir, aber recht geben werd' ich dir nicht. Du weißt genauso gut, wie ich, dass Clary Fairchild ihren lieben Freund versuchen wird zu retten; was auch immer er für sie ist. Wir müssen sie uns nur schnappen. Entweder hat sie ihn selbst, oder sie sagt uns, wo wir den Kelch finden."  ,,Sie wird diese Shadowhunter mitbringen." erwiderte Raphael, doch auch darauf hatte die Vampirdame eine Antwort:  ,,Sie werden nicht mal durch die Tür kommen! Und selbst wenn: Zahlenmäßig sind wir ihnen weit überlegen." Es entstand eine kurze Pause, ehe sie fragte:  ,,Hast du schon mal Shadowhunterblut probiert? Es ist göttlich."   ,,Da kann ich nicht mitreden." erwiderte Raphael.  ,,Zurück zum Thema: Ist das nicht ein schlechter Zeitpunkt, gegen den Rat zu agitieren? Sie sind unsere größte Hoffnung, sollte Valentine je zurückkommen!"  ,,Wie viel länger als du mach ich das hier schon?"  ,,Drei....Vierhundert-"  ,,Die Frage war eigentlich rhetorisch." fiel sie ihm ins Wort.  ,,Es genügt wohl, zu sagen, dass Diejenige, die über den Kelch verfügt, auch die Schattenwelt kontrolliert." Sie wendete den Blick ab und ging um Simon herum, während sie fragte:  ,,Ist er nicht ein kleiner Leckerbissen . . .  Was denkst du?"  ,,Camille!" sagte Raphael nur und warf ihr einen Blick zu.  ,,Im Ernst?!"  ,,Pralinen; erinnerst du dich?" erwiderte sie.  ,,Manchmal beherbergen die einfachsten Hüllen die leckersten Füllungen." Sie stellte sich wieder neben Raphael, sagte:  ,,Wir werden sehen." und schnippte erneut mit den Fingern. Nun konnte sich Simon wieder bewegen, jedoch entschied er sich dazu, so zu tun, als hätte er nichts mitbekommen und sagte einfach nur:  ,,Selbstverständlich komme ich auch für ein ganz neues Jackett auf." Daraufhin schüttelte Raphael nur den Kopf und ging. Camille ging auf ihn zu und sagte:  ,,Keine Sorge, mein kleines Sahnebonbon. Dein Aufenthalt hier wird dir sicher gefallen." 

In The ShadowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt