XXXIV.

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Es dauerte eine ganze Weile, bis jeder im Hotel untergebracht war, aber schließlich hatten sie es irgendwie geschafft.  ,,Nun, die ungemütlichen Betten in eurem Gästezimmer werde ich nicht sonderlich vermissen," sagte Magnus.  ,,aber trotzdem finde ich es schade, dass ich euch wieder verlassen muss." Er nahm erst Raphael und dann Lily in den Arm.  ,,Du musst mich mal in Idris besuchen kommen." sagte er zu der schwarzhaarigen Vampirin, diese jedoch schien nicht so begeistert von dieser Idee.  ,,Danke, ich verzichte." sagte sie.  ,,Aber du und dein Gefährte seid hier jederzeit herzlich willkommen." Magnus lächelte nochmal, verabschiedete sich von den Anderen und portalierte sich und Alec zurück nach Idris.  ,,Wir sollten dann wohl auch zurück zum Institut." sagte Isabelle schließlich, doch Simon unterbrach sie in ihrer Verabschiedung.  ,,Kann ich kurz mit dir reden?" Sie nickte und folgte Simon in einen leeren Korridor.  ,,Ich kann verstehen, wenn du jetzt gerade nicht darüber reden möchtest," sagte Simon  ,,aber ich wollte dich selbst entscheiden lassen, also . . . Es geht um uns. Und um unsere Beziehung." Isabelles Blick wurde traurig.  ,,Simon, unser Streit-" setzte sie an, wurde jedoch von Simon unterbrochen.  ,,Nein, bitte, lass mich erklären." bat er. Isabelle nickte.  ,,Was ich gesagt habe . . Das war unangebracht." fing er an.  ,,Und du hast jedes Recht, sauer auf mich zu sein. Ich hätte es niemals so sagen dürfen, egal wie  . . .  aus der Bahn geworfen ich war. Aber ich hab das nur gesagt, weil ich nicht . . . Ich war zu feige, um dir zu sagen, dass . . ." Er senkte den Blick und atmete tief durch. Er konnte das. redete er sich ein. Er musste. Sonst wären sie alle nur unglücklich.  ,,Isabelle," Er nahm ihre Hände in seine.  ,,du bist unglaublich. Du bist stark, klug, wunderschön, mitfühlend und noch so viel mehr. Und was wir zusammen alles erlebt haben, werde ich nie vergessen. Du hast mich glücklich gemacht. Aber ich liebe dich nicht. So sehr ich es auch versucht habe, ich kann einfach nicht. Und du verdienst Jemanden, der dich liebt. Von ganzem Herzen. Und so sehr ich auch wünschte, dieser Jemand wäre ich . . . Ich bin es nicht."  Isabelle legte ihre Hand an Simons Wange und sagte:  ,,Schon gut, Simon. Ich weiß."  ,,Du weißt?" fragte er verwirrt. Isabelle nickte und eine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg über ihre Wange.  ,,Ich habe gesehen, wie du ihn ansiehst. Und ich er sieht dich genauso an. Geh zu ihm. Es ist schon okay. Ich komm klar." sagte sie.  ,,Wirklich?" Sie nickte und wischte Simon eine Träne aus dem Gesicht, die er bis dahin nicht einmal bemerkt hatte. Er nahm ihre Hand von seiner Wange und küsste sie sanft.  ,,Leb wohl, Isabelle." wisperte er, drehte sich um und lief den Flur hinunter. Doch auf halber Strecke rief Isabelle nach ihm. Er drehte sich um und sah sie fragend an.  ,,Noch ein letzter Kuss." bat sie.  ,,Nur einer." Simon nickte langsam und Isabelle kam auf ihn zu. Sie legte ihre Hände auf seine Schultern und küsste ihn. Sie küsste ihn voller Trauer, Wut, Liebe und Verzweiflung, ehe sie wieder von ihm abließ und flüsterte:  ,,Leb wohl, Simon." Damit ging sie und ließ ihn allein im Flur stehen. Es war vorbei. Er hatte mit Isabelle Schluss gemacht. Und er wusste nicht, was er davon halten sollte. 

Vorsichtig klopfte Simon an Raphaels Tür, bevor er die Klinke herunter drückte und eintrat. Raphael kam gerade mit nassen Haaren aus dem Bad gelaufen und hielt inne, als er den Jüngeren entdeckte.  ,,Simon." sagte er verwundert.  ,,Was gibt es?"  ,,Isabelle und ich haben Schluss gemacht." sagte er ohne zu zögern.  ,,Oh..." machte Raphael. Der Ton in seiner Stimme konnte Simon nicht ganz einordnen.  ,,Das tut mir leid." sagte der Ältere dann langsam.  ,,Sollte es mir leid tun?" Simon schloss die Tür hinter sich.  ,,Ganz ehrlich," sagte er.  ,,ich weiß nicht genau." Raphael nickte.  ,,Verstehe."   ,,Isabelle ist großartig und unsere Beziehung war es auch, aber ich liebe sie nicht."  ,,Du musst dich nicht rechtfertigen." erwiderte Raphael.  ,,Das ist eine Sache zwischen dir und Isabelle." Simon nickte.  ,,Kann ich heute Nacht hier schlafen?" fragte er.  ,,Ich will grad wirklich nicht allein in meine Wohnung zurück." Raphael lächelte sanft und nickte.  ,,Claro. Aber wasch dir vorher das Gesicht." sagte er.  ,,So kommst du ganz sicher nicht in mein Bett." Kichernd ging Simon ins Bad und zog seine schmutzige Jacke aus. Als er sein Spiegelbild sah, erschrak er fast. Das Blut in seinem Gesicht war zwar nicht seins, sah jedoch trotzdem nicht besonders schön aus. Er wusch sich schnell alles ab und trat wieder ins Zimmer. Raphael borgte ihm ein paar Schlafhosen und ein altes Shirt.  ,,Danke." sagte Simon und legte sich neben Raphael ins Bett.  ,,De nada." Es dauerte nicht lange und Simon war eingeschlafen.

Das Vibrieren seines Handys holte Simon aus dem Schlaf. Müde blinzelnd griff er in seine linke Hosentasche und holte das Gerät heraus. 

Clary

Wir müssen reden.

Simon seufzte und ließ das Handy zurück in seine Hosentasche gleiten. Gerade als er sich umdrehen wollte, um weiter zu schlafen, bemerkte er den Arm um seine Taille. Ein müdes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er den schlafenden Mann neben sich betrachtete. Raphael hatte im Schlaf wohl seinen Arm um Simon gelegt und seinen Kopf in dessen Halsbeuge vergraben. Sein Shirt war etwas verrutscht und seine ungestylten Haare kräuselten sich wild auf seinem Kopf. Simons Lächeln wuchs, als Raphael leise vor sich hin murmelte, ehe er sich schließlich umdrehte. Ein paar Minuten lag Simon einfach nur da und beobachtete den Mann neben sich. Als Raphael schließlich die Augen aufschlug und sich langsam aufsetzte, begrüßte Simon ihn mit einem leisen:  ,,Guten Morgen."  ,,Morgen." grummelte Raphael. Seine Stimme war rau und etwas kratzig.  ,,Hast du mir beim Schlafen zugesehen?" fragte er nach einem kurzen Moment der Stille.  ,,Ein bisschen."  ,,Das ist seltsam." erwiderte Raphael schläfrig und stand langsam vom Bett auf.  ,,Sogar für dich."  Simon kicherte nur und setzte sich etwas auf.  ,,Wo gehst du hin?" fragte er.  ,,Duschen." Damit schlug Raphael die Badezimmer Tür zu. Kurz überlegte Simon, ob er ihm nachgehen sollte, wusste jedoch nicht, ob es für Raphael in Ordnung wäre. Außerdem hatten sie noch immer nicht geklärt, wo sie nun in ihrer Beziehung standen. Also verwarf der Tageslichtler seinen Gedanken wieder und nahm stattdessen sein Handy raus, um Clary anzurufen.  ,,Simon, was zur Hölle?!" rief sie, kaum dass sie abgehoben hatte.  ,,Warum hast du mit Isabelle Schluss gemacht?!"  ,,Hey, Clary, jetzt komm mal runter!" unterbrach Simon sie.  ,,Das ist 'ne lange Geschichte. Wir wär's wenn wir uns später treffen und ich erzähl dir alles? Wir könnten im Taki's  was essen gehen." Clary seufzte, stimmte schlussendlich jedoch zu. Simon wusste, dass sie es nicht mochte Gespräche auf später zu verschieben. Wenn Clary etwas beschäftigte, musste sie es sofort mit ihrem besten Freund diskutieren. Für Simon war das schon immer in Ordnung gewesen, doch hierbei ging es nicht um sie, sondern um ihn. Außerdem wollte er diesen Morgen noch etwas genießen, bevor Raphael und er sich dem ernsten Gespräch stellen müssten.   ,,Okay, dann bis später." sagte Simon und legte auf. Da öffnete sich die Tür zu Raphaels Badezimmer.  ,,Mit wem hast du telefoniert?" fragte Raphael und fuhr sich durch die nassen Haare.  ,,Mit Clary." antwortete Simon und musterte seinen Gegenüber von Kopf bis Fuß. Seine feuchten Locken fielen ihm in die Stirn, an seinem Kinn sah man kleine Stoppeln und er war nur mit einem Handtuch bedeckt. Da fiel Simon etwas auf.  ,,Warst du nicht gestern Abend schon duschen?" fragte er, doch Raphael schüttelte den Kopf.  ,,Nein, ich hatte mir nur die Überreste des Kampfes abgewaschen." sagte er.  ,,Ich war zu müde zum Duschen." Simon nickte.  ,,Falls du auch duschen gehen möchtest," bot Raphael an.  ,,tu dir keinen Zwang an. Solltest du Klamotten benötigen, kann ich dir gern welche von mir geben. Wäre ja nicht das erste Mal, dass du dir meine Sachen ausleihst."  ,,Stimmt." kicherte Simon und stand auf. Im Türrahmen des Badezimmers blieb er jedoch stehen. Eigentlich hatte er geplant, erst beim Frühstück mit Raphael darüber zu reden, aber irgendetwas in ihm wollte diese Angelegenheit endlich geklärt haben.  ,,Raphael?" fragte er.  ,,Was sind wir?"  

In The ShadowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt