XII.

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Es dauerte eine ganze Weile, bis Simon und Clary endlich das weiße Buch fanden. Und als dann auch noch Jace von Valentine entführt wurde, fühlte Simon sich nur noch mies. Gerade als sie im Institut ankamen, wurde Hodge von ein paar Shadowhuntern weggebracht.  ,,Na, immerhin haben wir Hodge, oder..." versuchte Simon vergeblich, die Stimmung aufzulockern.  ,,Clary?"  ,,Wir müssen Jace finden." sagte sie.  ,,Er glaubt, dass Valentine irgendwas mit ihm gemacht hat; Ihn zu einem bösen Menschen erzogen, aber....Ich weiß, wie Jace tickt. Er ist gut."  ,,Und taff." erwiderte Simon. ,,Er wird klar kommen. Außerdem ...So wie ich Jace kenne, wird uns Valentine anflehen, ihn in einer Woche zurückzunehmen."  Doch auch der zweite Versuch, Clary zum Lächeln zu bringen, scheiterte. ,,Simon, jetzt nicht."  ,,Wir holen ihn raus." sagte der Vampir daraufhin etwas ernster.  ,,Was Valentine über seine Freunde gesagt hat, dass sie ihn schwach machen, das stimmt nicht! Liebe macht uns stärker. Du hast mich vor den Vampiren gerettet. Ohne dich und Jace, wär ich gar nicht hier. Wir holen ihn da raus. Versprochen!"  ,,Danke." flüsterte Clary nur.  ,,Was du auch tust, verlier' nie die Hoffnung!" meinte Simon.  ,,Ich liebe dich, Clary."  ,,Ich dich auch, Simon." 

Später am Abend lag Simon auf Clarys Bett, während diese etwas Zeit mit ihrer Mutter verbrachte. 

Er ließ die Ereignisse des Abends noch einmal Revue passieren. Wie konnte so schnell so viel schief gehen? Camille war begnadigt und auf freiem Fuß, Jace war entführt worden und Clary ist am Boden zerstört. Aber das, was Simon gar nicht mehr losließ, war Raphaels Blick, als er ihn gefunden hatte. 'Du hast mich wirklich enttäuscht!' hallte die Stimme des Latinos in Simons Kopf wider. Seine Stimme war ruhig geblieben, so wie immer. Sein Blick jedoch, war ganz anders als sonst. Darin war keine ironische Freude, kein Spott, ja noch nicht einmal Sarkasmus. Es war purer Schmerz und Enttäuschung. Er hatte in seinen Augen das Wort 'Verräter!' regelrecht lesen können. 

Simon wurde aus seinen niederschmetternden Gedanken gerissen, als es an der Tür klopfte.  ,,Komm rein." rief er und setzte sich auf. Luke steckte den Kopf durch die Tür und lächelte Simon warm an.  ,,Du kannst sie jetzt sehen, wenn du möchtest." sagte er, woraufhin der Vampirfrischling sofort vom Bett aufsprang und meinte:  ,,Natürlich will ich!" Sie gingen nach unten in eine Art riesiger Garten, wo Jocelyn und Clary standen. Als Jocelyn Simon sah, lief sie sofort auf ihn zu.  ,,Simon?!" fragte sie entsetzt und fing an ihn zu mustern.  ,,Hey, Misses F." erwiderte Simon nur freundlich.  ,,Schön, dass sie wieder auf den Beinen sind. Sie sehen toll aus, wenn man die Koma-Sache bedenkt." Doch Jocelyn ignorierte die Höflichkeiten und fragte stattdessen verwirrt:  ,,Was machst du hier?"  ,,Ähm..." Simon dachte kurz darüber nach, wie er es ihr sagen sollte.  ,,Ist 'ne längere Geschichte." Clary kam zu den beiden und stellte sich neben Ihre Mutter.  ,,Also, ähm..." setzte sie an.  ,,Es ist echt ganz schön viel passiert, seit du weggingst."  ,,Ja..." Stimmte Simon seiner Freundin zu, woraufhin die Frau vor ihm die Hand nach ihm ausstreckte und fragte:  ,,Ja? Was denn?" Bei der Berührungen der warmen Finger auf seiner Wange, musste Simon automatisch lächeln, wobei er versehentlich seine Fangzähne entblößte. Schnell zog Jocelyn ihre Hand zurück und Simon schlug erschrocken die Hand vor den Mund.  ,,Du bist ein Vampir..." wisperte sie. Da durchbrach das Klingeln von Clarys Handy die unangenehme Stille.  ,,Wir müssen sofort in die Einsatzzentrale." 

Maryse Lightwood stand am oberen Ende der Treppe, die zum inneren des Instituts führte und hielt eine Rede. Simon verstand nicht viel von dem, was sie sagte. Es vielen Worte, wie 'Krieg' 'Valentine' 'Armee' und 'der Rat'. Zum Ende hin stellte sie einen Mann namens Victor Aldertree vor. Anfangs waren auch seine Worte nur höfliche Floskeln, als er sagte, 'er freue sich, mit den Anderen hier zu sein', doch dann wurden seine Worte ernster und Simon wurde etwas hellhörig.  ,,Wir müssen Jace Wayland finden." verkündete Aldertree.  ,,Er ist ein Shadowhunter und als solchen geben wir ihn nicht auf. Wahrscheinlich gibt es in diesem Institut hinweise, wo er sich befindet. Ich möchte deshalb jeden sprechen, der ihn auf seiner letzten Mission begleitet hat." Er machte eine kurze Pause, ehe er hinzufügte:  ,,Eine Sache noch: Mit sofortiger Wirkung verhänge ich eine Ausgangssperre." Die Menge fing an, zu tuscheln.  ,,Aber nur vorübergehend. Bringen wir das Institut wieder auf Kurs!" Eine Ausgangssperre. Andererseits wusste Simon sowieso nicht, wo er hin sollte. Er ging zurück in Clarys Zimmer, wo er wartete, während sie von Aldertree verhört wurde. Da ging plötzlich ein Alarm los. Simon folgte seinem ersten Impuls und machte sich auf den Weg in die Einsatzzentrale. Dort erwartete ihn etwas, womit er überhaupt nicht gerechnet hatte: In der Mitte des Raumes schwebte ein Bild von Jace mit den Worten 'Gesucht. Tot oder lebendig.' darunter. Ein Stück weiter vorne hörte er Clary: ,,...dass ich Jace retten will!"  ,,Genau genommen hab ich gesagt, dass ich ihn finden will." erwiderte Aldertree.  ,,Du hast mir genau den richtigen Hinweis gegeben."  ,,Was hast du ihm gesagt?!"  ,,Alec, es ist-"  ,,Sind wir vollzählig?" unterbrach der Institutsleiter das Stimmengewirr, als sein Blick plötzlich auf Luke fiel.  ,,Fantastisch. Zunächst einmal ist allen Unterweltlern das Betreten, des Instituts nur mit meiner Erlaubnis gestattet." sagte er, während er immer näher an den Werwolf herantritt.  ,,Diejenigen, die noch hier sind: Auf Wiedersehen!" Doch Luke reagierte nicht.  ,,Mister Graymark!"  ,,Ich verlasse Jocelyn nicht." erwiderte dieser, versuchte dann aber in etwas ruhigerem Ton, den Shadowhunter zu überzeugen, dass er bei der Suche helfen kann. Doch Aldertree wollte davon nichts hören.  ,,Wirklich großzügig."  zischte er.  ,,Ich muss aber darauf bestehen." Schließlich gab Luke nach, woraufhin Aldertree zu Simon hinüber kam.  ,,Du auch." sagte er.  ,,Simon. Stimmt doch, oder?"  ,,Es dämmert gleich." erwiderte Simon leise.  ,,Und ich weiß nicht, wo ich hinsoll-"  ,,Hey," unterbrach sein Gegenüber ihn.  ,,Bist 'n schlauer Junge. Dir fällt ganz bestimmt was ein!" Einen Moment stand der Frischling unschlüssig da, bis Luke ihm sagte, er solle mitkommen. Mit einem letzten Blick über die Schulter verschwand Simon aus dem Institut. Doch auch im Jade Wolf durfte er nicht lange bleiben. Kaum dass Luke weg war, verbannten ihn die Werwölfe in ein altes Boots-/ Lagerhaus, wo Simon in einem Kanu schlafen musste. Noch nie hatte Simon so sehr gemerkt, dass er ein Vampir war, wie in dieser Nacht. Er hatte einen unglaublichen Fehler gemacht und nun wurde er dafür bestraft. Trotz seinen Überzeugungen und seiner Liebe zu seiner besten Freundin, bekam er immer mehr das Gefühl, dass er ihr nicht hätte helfen dürfen. Am liebsten wäre er zurück zum Dumort gegangen und hätte sich bei Raphael und dem gesamten Clan entschuldigt. Er wollte Raphael um Vergebung bitten und ihm danken, dass er ihn durch seine ersten Tage als Vampir geholfen hatte. Doch er konnte nicht. Es fühlte sich so an, als hätte er kein Recht dazu. Als hätte er es vermasselt. Schon wieder. Bei all den vielen erdrückenden Gedanken, fiel es ihm schwer, einzuschlafen. Und als er kurz davor war, es zu schaffen, hörte er ein Geräusch. Er brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass es die Tür des Bootshauses war.  ,,Simon?" hallte eine bekannte Stimme leise durch den Raum und augenblicklich setzte Simon sich auf. Ein Blick über die Kante des Kanus verriet ihm, dass er nicht halluziniert hatte. Schnell schwang er die Beine über das Boot und hüpfte hinunter auf den Boden. Sofort hob er abwehrend die Hände und sagte:  ,,Ich kann alles erklären!" Lily verschränkte die Arme und musterte den Frischling kühl. Sie hatte die schwarzen Haare streng nach hinten gekämmt und trug einen schwarzen Hosenanzug. Ihre hohen Schuhe klackerten gegen den Boden, als sie auf ihn zukam.   ,,Clary und ich waren schon immer beste Freunde." fing Simon an, zu stottern.  ,,U-und sie hat meine Hilfe gebraucht...Und- und Jocelyn war schon immer wie eine zweite Mutter für mich. Ich konnte keine der Beiden im Stich lassen! Und es tut mir so unglaublich leid, dass ich dich und Raphael und die Anderen dafür verraten musste. Wirklich! Ich wollte niemanden verletzen, das musst du mir glauben! Glaubst du mir?" Direkt vor ihm blieb Lily stehen, ihre Mimik hatte sich kein bisschen verändert.  ,,Bitte sag mir nicht, dass du in einem Kanu schläfst." Simon antwortete nicht, stattdessen starrte er sie nur verwirrt an. Da breitete sich ein Lächeln auf ihren roten Lippen aus und Simon lachte nervös.  ,,Dann bist du nicht sauer?" Lily schüttelte den Kopf.  ,,Sauer nicht, nein. Etwas traurig, dass du einfach abgehauen bist vielleicht, aber wegen einer so niedlichen Freundschaft könnte ich nicht sauer sein." Ihre Mimik veränderte sich ein weiteres Mal, als sie mit einem traurigen Unterton hinzufügte:  ,,Raphael jedoch . . . " Simons Blick wanderte gen Boden.  ,,Er hat sich wirklich viel Mühe um dich gegeben." erklärte Lily sanft.  ,,Er versuchte, dich von den Shadowhuntern fernzuhalten, damit du lernst, was es bedeutet, in einem Clan zu leben. In unserem Clan. In seinem Clan. Selbstverständlich würde er es niemals zugeben, aber dein Verrat hat ihn schwer getroffen. Das sehe ich ihm an."  ,,Dann..." Simon wusste nicht ganz, was er sagen sollte.  ,,Soll ich . . . keine Ahnung... wieder zurückkommen?"  ,,Noch nicht." meinte Lily.  ,,Lass ihm etwas Zeit." Simon nickte.  

In The ShadowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt