Simon, Raphael und Lily saßen im Dumort und sahen sich die Unterlagen an, die Clary ihnen kurz zuvor gebracht hatte. Fast alle Unterweltler, die in Menschen verwandelt worden waren, hatten angegeben, dass sie ihre Fähigkeiten zurück erlangten. ,,Das himmlische Feuer war stark verdünnt." erklärte Simon. ,,Vielleicht zu stark verdünnt." Da kam Magnus in den Raum gestürzt, in seiner Hand ein altes in Leder gebundenes Buch. ,,Leute!" rief er aufgedreht. ,,Ich hab etwas gefunden. Es hat schon mal jemand versucht, Unterweltler zurück in Menschen zu verwandeln und hatte eine ähnliche Situation." Der Hexenmeister schlug das Buch auf und las vor: ,,'Es war mir möglich, die dämonische Energie aus den Kreaturen der Schatten vollständig auszulöschen, jedoch war in ihren verkümmerten Gestalten zu wenig ihrer irdischen Energie übrig geblieben, um die Körper auf den Beinen zu halten. So habe ich die Substanz verschmutzen müssen, doch es gelang mir nur, ihre übernatürlichen Fähigkeiten einzudämmen.' Hätte sie pures himmlisches Feuer genutzt, würden die Unterweltler sterben." ,,Deshalb hat Aldertree es verdünnt." ergänzte Simon. ,,Moment." Lily stand von ihrem Schreibtischstuhl auf und sah Magnus misstrauisch an. ,,Du sagtest 'sie'. Ist Aldertree nicht ein Mann?" ,,Der Aldertree, den wir kennen schon." erwiderte Magnus und blätterte im Buch, ehe er die letzte Seite aufschlug und es hochhielt. Auf der letzten Seite war eine Unterschrift. Josephine Aldertree. ,,Also haben Aldertrees Vorfahren auch schon Experimente mit himmlischen Feuer gemacht?" dachte Raphael laut. ,,Das würde erklären, wo er das Zeug her hat." ,,Aber das ist nicht das einzig Schockierende, was ich hier drin gefunden habe." erwiderte Magnus und fing wieder an, im Buch zu blättern. ,,Anscheinend experimentiert die Familie Aldertree schon seit geraumer Zeit mit himmlischen Feuer. Erst wollten sie eine unzerstörbare Waffe gegen Dämonen daraus entwickeln, dann eine Waffe gegen Unterweltler, bevor sie angefangen haben, die Unterweltler in Menschen verwandeln zu wollen." Da stand Lily von ihrem Stuhl auf, stützte die Hände auf den Schreibtisch und verkündete: ,,Als Anführerin des New Yorker Vampirclans habe ich eine Entscheidung getroffen. Die Familie Aldertree ist viel zu gefährlich. Wir brauchen Hilfe von Shadowhuntern. Allerdings nur von denen, denen wir vertrauen können. Das, was wir gerade gehört haben, darf auf gar keinen Fall an den Rat weitergeleitet werden. Wer weiß, wer in die ganze Sache eingeweiht ist. Jedoch können wir auch nicht Nichts tun. Simon, würdest du bitte jeden vertrauenswürdigen Shadowhunter herholen, den du kennst?" Simon nickte und machte sich ohne weiteres auf den Weg. Er war nervös, das wusste Raphael. Er konnte es ihm ansehen. Und er konnte auch verstehen wieso. Raphael war nicht blind; er wusste, dass der Amerikaner Gefühle für ihn hatte. Und jetzt musste er mit seiner festen Freundin reden, mit der er sich wegen ihm gestritten hatte. Aber sie alle wussten, dass Simon mit Isabelle reden musste. Sie war eine der besten in ihrer Berufung und vertrauen konnte man ihr auch. Als die Tür hinter Simon ins Schloss gefallen war, wendete Lily sich an Magnus: ,,Du schaust bitte nach mehr Informationen. Das, was wir wissen, ist nicht annähernd genug, um uns vor eventuellen Gefahren zu schützen." ,,Aber natürlich." erwiderte Magnus und verließ ebenfalls den Raum. Dann wandte Lily sich an Raphael, woraufhin dieser grinste. ,,Was?" fragte die Ältere, als sie den Ausdruck ihres alten Freundes bemerkte. Raphaels Grinsen wurde breiter. ,,Schön zu sehen, wie du in deiner Rolle als Clanführerin aufgehst." Lily grinste nun ebenfalls. ,,Was hast du denn geglaubt? Dass ich dich enttäusche, wenn du mir einen solch wichtigen Posten überträgst?" ,,Nein." lachte Raphael. ,,Sonst hätte ich dir ihn nicht gegeben." ,,Wie dem auch sei." sagte Lily schließlich und setzte wieder ihre ernste Miene auf. ,,Raphael, du gehst und suchst Unterweltler, mit denen ebenfalls experimentiert wurde. Dann bringst du sie hierher. Ich muss ihnen ein paar Fragen stellen." Raphael nickte. ,,Ja wohl, Boss." Lily nickte und versuchte sich ein Grinsen zu verbeißen, ehe sie noch hinterhersetzte: ,,Ich werde den Clan informieren. Wir werden sie brauchen, sollte es zu einem Kampf kommen. Obwohl ich wirklich hoffe, dass es das nicht tut."
Die Suche gestaltete sich schwerer, als erhofft, doch schließlich kehrte Raphael mit sieben Halb-Menschen ins Hotel Dumort zurück. Er brachte die Leute in den ersten Wohnraum des Hotels, gestikulierte Richtung der goldenen Couch und sagte: ,,Setzt euch doch. Ich gehe und hole Lily." Damit ging er Richtung Lilys Suite, wo sich der gesamte Clan versammelt hatte und den Worten ihrer Anführerin lauschte. ,, . . . nur eine dunkle Vorahnung. Wir wissen nicht mit Sicherheit, womit wir es hier zu tun haben oder wie groß die Ausmaße dessen sind. Trotzdem sollten wir vorbereitet sein-" Als sie Raphael bemerkte, hielt sie kurz inne, fuhr kurz darauf jedoch fort. ,,-Ich wollte nur, dass ihr informiert seid. Noch Fragen?" Keine Reaktion. ,,Das heißt wohl Nein. In Ordnung; sollte es Neuigkeiten geben, werde ich euch selbstverständlich umgehend informieren. Das war's, danke." Die Vampire zerstreuten sich wieder und Lily bahnte sich einen Weg durch die Menge, direkt in Raphaels Richtung. ,,Hey, Raphael. Wo sind sie?" fragte die Schwarzhaarige sofort. ,,Im ersten Wohnraum." antwortete Raphael. ,,Kann ich noch irgendwas tun, Boss?" Lily lächelte schwach und sagte: ,,Nein, gerade nicht. Aber geh doch etwas zu den Anderen; sie haben dich vermisst." Damit ging sie, lange blieb der Latino jedoch nicht alleine. ,,Hey, Mann!" rief Jakob aus und zog Raphael in eine brüderliche Umarmung. ,,Hey, Jake." lachte der Jüngere. ,,Hast'e mich vermisst?" ,,Ob ich dich vermisst hab?" Jake löste sich von ihm und betrachtete ihn mit einem gespielt-empörten Blick. ,,Ich war am Boden zerstört! Ich hab mich jeden Morgen in den Schlaf geweint!" Seine Stimme triefte vor Sarkasmus. Dann grinste er jedoch und meinte: ,,Nein, Spaß. Obwohl etwas gefehlt hast du mir schon. A propos; kommst du wieder in den Clan zurück? Was bist du überhaupt? Eine Art Halbvampir oder sowas?" Raphael zuckte hilflos mit den Schultern. ,,Ich weiß nicht recht." erwiderte er. ,,Kümmern wir uns erstmal um diesen ganzen Aldertree-Mist und dann sehen wir weiter." Jake nickte. ,,Alles klar." murmelte er. Da wurde es plötzlich still im Raum und alle schauten zur Tür. ,,Was ist los?" flüsterte Raphael. ,,Riechst du sie nicht?" erwiderte Jake nur genauso leise, woraufhin Raphael sich konzentrierte. Er visualisierte das Gebäude, jeden einzelnen Raum und fokussierte seine Sinne nur darauf. Da nahm er einen fremden und doch vertrauten Geruch wahr; Engelsblut. Doch da war noch etwas anderes . . . Simon. Das war sein letzter Gedanke, bevor ihm schwarz vor Augen wurde und er in sich zusammensackte.

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In The Shadows
FanfictionSimon Lewis und Clary Fray waren schon immer beste Freunde. Zusammen gehen sie durch Dick und Dünn. Sie kennen einander in und auswendig. Nur eine Sache gibt es, die Clary nicht über Simon weiß. Als sie herausfindet, dass sie eine Schattenjägerin i...