XXIV

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Rebecca legte eine Hand auf Simons Schulter und sah ihn bestürzt an. ,,Was ist?" fragte Simon verwirrt, als er den Ausdruck seiner großen Schwester bemerkte. ,,Ich wollte dich gerade dasselbe fragen." erwiderte sie. ,,Ich kenne diesen Blick. Irgendwas beschäftigt dich. Also, was ist es?" Simon wendete den Blick ab. ,,Es . . . Es ist nichts." murmelte er, doch seine Schwester glaubte ihm natürlich nicht. ,,Ich bitte dich, Simon! Ich kenne dich schon dein ganzes Leben; du kannst mir nichts vormachen. Ist es wegen Mom?" Simon schüttelte den Kopf. ,,Nein, das ist es nicht." Beccy dachte einen Moment nach, ehe sie etwas näher kam und leise fragte: ,,Wegen Maia?" Doch wieder verneinte Simon. Es war eine kurze Weile still zwischen den beiden Geschwistern. Da setzte Rebecca sich aufrecht hin und sah ihren Bruder mit einem Ausdruck der Erkenntnis an. ,,Es ist dieser Typ! Dieser Vampir-... Exvampir.... Mensch? Raphael!"  ,,Schrei's doch noch 'n bisschen lauter!" zischte Simon nur. Beccy entschuldigte sich hastig bei ihrem kleinen Bruder und lehnte sich wieder etwas zu ihm hinüber. ,,Aber ich hab recht, oder? Hierbei geht's um diesen Raphael, richtig?" Simon nickte stumm. ,,Was ist passiert?"  ,,Das ist eine lange Geschichte." erwiderte Simon und wollte es eigentlich dabei belassen. Rebecca hingegen sah ihn mit großen Augen abwartend an, also seufzte Simon und fuhr fort: ,,Raphael und ich haben uns schon früher getroffen. Also, bevor Clary erfahren hatte, dass sie eine Shadowhunter ist."  ,,Warte, warte, warte, was?!" fragte die Ältere überrumpelt. ,,Du wusstest von dieser ganzen Welt schon vorher?! Hast du gewusst, dass Clary-" ,,Nein." unterbrach Simon seine Schwester. ,,Ich wusste von den Shadowhuntern generell, aber von Clary, Luke und Jocelyn hatte ich keine Ahnung." ,,Aber du und Raphael habt euch schon vorher gedated?" ,,Es waren keine Dates." erwiderte Simon. ,,Er hat . . ." Sein Blick glitt zu seinem Drink und seine Stimme wurde leiser. ,,Er hat mich gebissen." Erneut sah Rebecca ihren kleinen Bruder entsetzt an. ,,Was?! Wieso?" Simon zuckte verwirrt mit den Schultern. ,,Weil er ein Vampir ist und Vampire trinken Blut?!" ,,Nein," Beccy verdrehte die Augen. ,,Ich meine, wieso hast du das zugelassen?!" Simon sah zu der Älteren auf. ,,Du weißt doch noch, als ich dich . . . gebissen hab?" Rebecca nickte. ,,Das Gefühl, als das Vampirgift angefangen hat, zu wirken . . . Manche Menschen werden süchtig danach und . . ." Simon brach ab, als ihm auffiel, was er da redete. Er war süchtig gewesen. ,,Du warst süchtig?" fragte Beccy schockiert. ,,Um Gottes Willen, Simon! Warum hast du denn nichts gesagt?! Ich hätte dir geholfen und-" ,,Das ist es ja gerade!" unterbrach Simon sie. ,,Ich wollte dir nicht noch mehr Probleme machen. Du hast Dad verloren, musstest dich um Mom und ihr Alkoholproblem kümmern und auf mich aufpassen."  ,,Wobei ich Letzteres nicht gerade besonders gut hinbekommen habe." murmelte die Ältere bitter. ,,Beccy-"  ,,Ist doch wahr!" fiel sie ihm ins Wort.  ,,Immerhin bist du gestorben!" ,,Also, erstens: war ich da schon alt genug, um selbst auf mich aufzupassen." erwiderte Simon. ,,Zweitens: hättest du auch nicht viel ausrichten können. Und drittens: war es meine eigene Entscheidung, zurück ins Hotel zu gehen, um mit Raphael zu reden. Außerdem hat Raphael eine ganze Weile auf mich aufgepasst, nachdem ich von den Toten auferstanden bin." Simon machte eine kurze Pause und nippte an seinem Drink, ehe er weiter sprach: ,,Jedenfalls hat er mich trainiert, mir ein Zimmer im Vampirhotel überlassen und mir- . . . Nahrung geboten." Rebecca nickte verstehend. ,,Irgendwann . . . ist dann etwas passiert und er . . ." erzählte Simon weiter. ,, . . . Er hat mich beruhigt und mir beigestanden. Ich weiß nicht genau, wann aber anscheinend hab ich mich irgendwann-"  ,,-in ihn verliebt?" Simon nickte Zähne knirschend. ,,Und hast du ihm gesagt, was du für ihn empfindest?"  ,,Ich hab ihn gefragt, ob er mal mit mir ausgehen würde." erzählte Simon. ,,Aber da er jetzt ein Mensch ist, meinte er, dass es besser wäre, wenn wir unsere eigenen Wege gehen würden, oder irgendwie sowas. Ich soll ohne ihn weiterleben." Beccy legte eine Hand auf die Schulter ihres kleinen Bruders. ,,Oh, Simon." machte sie. ,,Das tut mir so leid. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, denke ich, er hat recht. Du solltest dein Leben weiter leben. Immerhin wird es ein langes Leben sein." Simon sah zu seiner großen Schwester auf, die sich ein Lachen verbeißen musste, woraufhin er ebenfalls grinsen musste. ,,Wo du recht hast . . ."  ,,Nein, ehrlich." sagte Beccy nun etwas ernster. ,,Wenn dieser Raphael nicht mit dir ausgeht, solltest du dich weiter umsehen. Es gibt viele Männer und Frauen, die sich um dich reißen würden." Doch Simon schüttelte den Kopf. ,,Nein... Nein, ich glaube, ich nehm mir 'ne Weile für mich allein. Und mach dir bitte keine Gedanken um mich. Ich komm schon klar. Achte du lieber auf Mom." Beccy nickte. ,,Okay. Ich werd sie mal anrufen. Du weißt doch, wie paranoid sie ist." Damit ging sie hinaus, um zu telefonieren. Doch erst ein paar Minuten später, wurde sie von einem Dämon angegriffen, woraufhin Alec und Isabelle vorbeikamen. Während die Beiden ihre Arbeit machten, fing Rebecca an, mit ihrem kleinen Bruder zu diskutieren. Sie meinte, er solle es mal bei Izzy versuchen. Erst weigerte Simon sich und meinte, er wäre nicht ihr Typ. Doch Beccy erwiderte, dass die Zwei wie für einander geschaffen wären und redete weiter auf Simon ein. Schlussendlich akzeptierte Simon ihren Vorschlag. Schließlich hatte sie irgendwie recht: Raphael war weg. Er gehörte nicht mehr zu Simons Welt. Und Simons Leben war zu lang, um allein zu bleiben. Also entschied er: Er würde es versuchen. Mehr als 'Nein.' sagen konnte Isabelle schließlich nicht. Nun ja, genaugenommen könnte sie das schon, aber Simon wagte es, zu bezweifeln, dass Izzy ihm etwas antun würde. Schließlich waren sie Freunde. Was hatte er also zu verlieren...

In The ShadowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt