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Eine Weile unterhielten sich die drei, bis Raphael von jemandem gerufen wurde und aus dem Zimmer verschwand. Sofort rückte Lily ein Stück näher an Simon heran.  ,,Okay, Frage." sagte sie.  ,,Deine ehrliche Meinung zu Raphael?" Simon sah sie perplex an, doch sie schien anscheinend nicht zu verstehen, was an ihrer Frage so kompliziert war. Einen Moment dachte der Frischling darüber nach, ehe er anfing, herumzustottern.  ,,Naja, also... Er-äh- er . . . Als-als er mich entführt hat, fand ich ihn nicht so cool..." Lily seufzte.  ,,Das meinte ich nicht, du Erbsenzähler!" sagte sie mit einem leichten Grinsen.  ,,Ich meinte charakterlich. Magst du ihn?"  ,,Naja..." Simon dachte einen Moment nach. Mochte er ihn?  ,,Er kann schon manchmal ein Arsch sein, aber eigentlich..." stellte er fest.  ,,...eigentlich ist er ganz cool. Er hat Humor, wenn auch einen etwas fiesen. Er lässt mich hier wohnen, hat mich in seinen Clan aufgenommen, er trainiert mit mir. Selbst als ich noch ein Mensch war, hat er mich nicht umgebracht, er hat mich gehen lassen. Und als ich tot war, hat er mich zu Clary gebracht." Erst als Simon es laut aussprach bemerkte er, wie viel Raphael für ihn getan hatte.  ,,Ja, Raphael hat das Herz am rechten Fleck." stimmte Lily dem Jüngeren zu.  ,,Auch wenn er manchmal etwas anstrengend ist. Oder ungeduldig. Und manchmal, da hat er so schlimme Stimmungsschwankungen, dass man denken könnte, er wäre ein vierzehn jähriges Mädchen, das gerade ihre Periode bekommen hat!" Simon lachte. Er fing an, Lily wirklich zu mögen und konnte sich gut vorstellen, mit ihr befreundet zu sein. Da fiel ihm plötzlich etwas auf und er fragte:  ,,Kennst du ihn gut? Steht ihr Beiden euch nahe?" Die Ältere nickte.  ,,Ja, ziemlich." Mehr sagte sie nicht, stattdessen wechselte sie das Thema:  ,,Du hast eine Freundin bei den Shadowhuntern, richtig?"  ,,Ja, Clary." Simon fing an, von seiner Freundschaft zu der rothaarigen Nephilim zu erzählen, bis Lily ihn schließlich unterbrach:  ,,Also, verstehe ich das richtig:  Clary ist bei den Menschen aufgewachsen? Als Irdische?" Simon nickte.  ,,Kein Wunder, dass du unsere Abneigung gegenüber den Nephilim nicht nachvollziehen kannst!" meinte die Schwarzhaarige, woraufhin Simon sie fragend ansah.  ,,Shadowhuntern wird klein auf beigebracht, dass sie sich vor uns hüten sollen. Sie sehen uns nur als Unterweltler." erklärte Lily.  ,,Deshalb wurden wir schon oft, wie niedere Kreaturen behandelt; weil die Nephilim uns als genau das sehen. Clary jedoch hatte diese Erziehung nicht. Für sie bist du immer noch Simon, ihr bester Freund. Und nicht Simon, der Vampir. Für die anderen Shadowhunter allerdings schon. Was das angeht, hat Raphael vollkommen recht: Du solltest aufpassen." Simon nickte verstehend, da kam Raphael auch schon zurück und sie wechselten erneut das Thema. 

An diesem Tag schlief Simon schlecht. Er hatte realisiert, wie sehr er Raphael tatsächlich mochte. Er wusste nicht genau, was es war, aber irgendwas an ihm faszinierte den Frischling. Die distanzierte und dennoch höfliche Art, diese seltsame Mischung aus ruhig und gefährlich und vor allem: Wie er ihn ansah. Dieser intensive Blick, der ihn jedes Mal klein fühlen ließ. Raphael strahlte eine gewisse Dominanz aus, die Simon nicht richtig beschreiben konnte. Er war schon eine Weile in Clary verliebt gewesen, doch im Moment, fiel ihm auf, dachte er mehr an Raphael, als an irgendjemand anderen.  Aber ob es Raphael genauso ging, wusste Simon noch immer nicht. Er hatte nie eine Antwort auf seine Frage bekommen. Als er also die nächste Nacht mit Raphael im Trainingsraum stand, sprach er das Thema nochmal an. 

Simon landete gerade mal wieder auf dem Hintern und Raphael stand mit verschränkten Armen vor ihm.  ,,Das war keine Vampirgeschwindigkeit." merkte der Ältere an. Etwas genervt stand Simon wieder auf und versuchte einen erneuten Angriff. Diesmal konnte er seine verbesserten Reflexe nutzen, jedoch ohne jede Kontrolle. Mit voller Geschwindigkeit raste er auf Raphael zu, der einen Schritt zur Seite machte, ihn am Arm packte und wieder zurück auf die Matte beförderte. Diesmal blieb der Frischling sitzen.  ,,Das war besser." meinte Raphael.  ,,Nur musst du es noch kontrollieren lernen. Komm schon, steh auf."  Doch Simon rührte sich nicht, er starrte einfach weiter auf die Matte.  ,,Was ist?"  ,,Du hast meine Frage nie beantwortet." murmelte der Jüngere. Raphael zog nur fragend eine Augenbraue hoch.  ,,Wovon sprichst du?"  ,,Magst du mich?" Simon sah zum Älteren hoch, der nur perplex dreinblickend im Raum stand. Eine Weile war es still, ehe Raphael schließlich sagte:  ,,Du gehörst zu meinem Clan; zu meiner Familie. Ich werde dir immer beistehen." Dann drehte er sich um lief Richtung Ausgang, während er noch hinterhersetzte:  ,,Das reicht für heute. Geh spazieren." Damit verschwand er und ließ Simon allein im großen Raum zurück. Immer noch verunsichert davon, ohne Antwort zurück gelassen geworden zu sein, zog Simon sich um und ging zum Jade Wolf, um mit Luke zu sprechen.  

,,Du hast also gesehen, wie sich Michael Wayland in Valentine verwandelt hat?" fragte Simon als Luke gerade wieder aus der Küche kam.  ,,Nachdem ich mich um Blackwell gekümmert hab, konnte ich nicht in den Raum, solang die Dämonen da waren." erklärte der Werwolf und setzte sich wieder gegenüber von Simon an den Tisch.  ,,Dann hatte ich nur Augen für Jocelyn."  ,,Und du liebst sie noch." stellte der Vampir fest.  ,,Dass du ein Werwolf bist, hat nichts geändert!"  ,,Nein." stimmte Luke ihm zu.  ,,Clary hatte recht: Manche Dinge ändern sich nicht. Und wenn du die richtige findest, dann ist es das." Simon schnaubte halb amüsiert, halb frustriert auf.  ,,Ja." machte er.  ,,Ich weiß nicht, ob du's gewusst hast, aber ich . . . ich hab gedacht, ich hätte die Richtige. Naja . . . ist jetzt auch egal." Er schaute nachdenklich auf den Tisch.  ,,Aber da war 'n anderer Typ. Er war groß, gut aussehend . . ein riesen Arsch..." Als ihm auffiel, dass er einen Kraftausdruck benutzt hatte, schaute Simon schnell auf, doch Luke lächelte nur, also redete er weiter.  ,,Naja, was soll's; ich-ich versteh's schon. Alles in Ordnung. Er ist in Ordnung. Ich bin drüber weg. Schätze ich werd nur immer allein sein." Damit stand Simon auf und wollte das Restaurant verlassen, doch Luke hielt ihn von seinem Vorhaben ab.  ,,Simon."  ,,Ja?" Der Vampir drehte sich um und sah den Älteren fragend an.  ,,Da ist noch mehr passiert im Renwick; Wenn du's denn wissen willst." Neugierig wie er war, antwortete Simon sofort mit:  ,,Ja."  ,,Wie es aussieht ist Valentine nicht nur der Vater von Clary, sondern auch von Jace. Sie sind Bruder und Schwester." Es dauerte einen Moment bis Simon begriff. ,,Äh . . . Bruder und . . .O-okay, Moment! Also...." Er war sich immer noch nicht sicher, ob er es richtig verstand.  ,,Clary und Jace sind Bruder und Schwester das bedeutet..bedeutet, sie können nicht..." Er machte eine Bewegung, bei der seine Beiden Fäuste aufeinander trafen, woraufhin Luke den Kopf schüttelte und mit einer Bewegung seiner Finger deutlich machte, dass er auf Simon achten würde. Doch Simon interessierte das kaum. Er grinste nur.  ,,Sieh mal einer an." Damit verließ er entgültig das Restaurant und kehrte zum Hotel zurück.   ,,Sieht aus, als gäbe es gute Neuigkeiten." sagte Lily lächelnd, als sie zu Simon in die Küche kam.  ,,Naja, wie man's sieht." meinte Simon und nahm einen Schluck aus seinem Glas. Die Vampirin setzte sich mit einer Blut-Wodka-Mischung dem Jüngeren gegenüber und sah ihn neugierig an.  ,,Jace und Clary haben sich getrennt. Sie sind Geschwister."  ,,Geschwister?" fragte Lily überrascht und nippte an ihrer Bloody Mary.  ,,Na, wer hätte das gedacht!"  ,,Ich weiß." murmelte Simon und sah schräg lächelnd in sein Glas.  ,,Freust du dich darüber?" Bei dieser Frage sah Simon wieder auf.  ,,Ich weiß, ich sollte nicht." sagte er.  ,,Aber ich mag Jace einfach nicht. Er ist arrogant, herablassend und egoistisch." Lily fing an zu kichern, woraufhin Simon sie nur verwirrt ansah.  ,,Ein richtiger Shadowhunter eben." murmelte sie. Die beiden standen auf, verließen die Küche und führten die Unterhaltung während eines Spaziergangs durch das Hotel fort.  ,,Aber Clary ist anders."  ,,Dir gegenüber schon, ja." erwiderte Lily.  ,,Aber ist dir mal aufgefallen, wie sie mit Raphael redet? So wie ein Nephilim mit einem Vampir." Simon seufzte.  ,,Ja, kann sein." murmelte er nur, ehe er sich von Lily verabschiedete und es sich in einem der Wohnräume bequem machte. Doch lange sitzen konnte er nicht. Schon nach wenigen Minuten lief er im Zimmer auf und ab und dachte nach. Das Mädchen, in das er schon seit Jahren verliebt war, war wieder single und er dachte wieder nur an diesen verdammten Vampir. Da klingelte sein Handy.  ,,Hey, Clary. Was geht?"  ,,Ich wollte . . . nur deine Stimme hören." erwiderte sie mit einem traurigen Unterton.  ,,Alles okay? Du klingst komisch." fragte Simon daraufhin.  ,,Ja, alles gut. Es ist nur seltsam mit Jace gerade, aber . . wird schon wieder."  ,,Wie geht's deiner Mom?" lenkte Simon schnell vom Thema ab. Darüber hatte er für eine Nacht mehr als genug nachgedacht.  ,,Ich kann gar nicht glauben, dass du sie gerettet hast." setzte er noch hinterher.  ,,Wir müssen sie zwar noch aufwecken, aber sie ist endlich weg von Valentine."  ,,Wann kann ich sie sehen?"  ,,Wie wär's mit morgen Abend?" fragte Clary sofort.  ,,Sie liegt hier auf der Krankenstation. Und Alec feiert Hochzeit, also..." fügte sie noch hinzu, als wäre es nichts.  ,,wär schön, wenn du mit mir hingehst." Simon erstarrte.  ,,Wirklich?" Hatte seine Fray ihn endlich auf ein Date eingeladen?!  ,,Ich-äh-dachte, du wolltest eher mit Jace hingehen." stammelte er nur.  ,,Das- äh . . . steht grad nicht zur Diskussion." erwiderte Clary.  ,,Außerdem bist du derjenige auf der Welt, dem ich mich am nächsten fühle. Bitte!"  ,,Ich komm gern!" meinte Simon aufgeregt.  ,,Aber ich komm wahrscheinlich zu spät. Wegen der Sonne, weißt du..."  ,,Du bist der Beste! Wir sehen uns morgen."  ,,Ja." Damit legte er auf und ging auf sein Zimmer. Bei einem Blick in den Kleiderschrank, fiel ihm jedoch etwas auf. Selbst wenn er zu Hause gewesen wäre, hätte er nichts richtiges zum Anziehen gehabt.

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