VIII.

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Nach dem Einsatz kehrten die Vampire und die Shadowhunter wieder in das Hotel Dumort zurück, doch lange bleiben konnten die Nephilim nicht.  ,,Clary, wir müssen gehen." sagte Jace, auf dem Weg zum Ausgang des Hotels.  ,,Meliorn wird gesucht. Wir müssen ihn zurück an den Hof der Elben bringen, wo er beschützt wird." Traurig sah Clary ihren besten Freund an.  ,,Ich wünschte, dass du mit könntest."  ,,Es ist für mich noch viel zu tun hier." erwiderte Simon.  ,,Zum Beispiel meinen Hang zum Morden zu kontrollieren." Clary lachte.  ,,Wir sehen uns wieder." meinte der Frischling.  ,,Früher, als du denkst." bestätigte die Rothaarige. Einen Moment war es still zwischen den Beiden, ehe Clary wieder anfangen wollte, sich zu entschuldigen, doch Simon fiel ihr ins Wort:  ,,Was passiert ist, ist passiert. Ich bin ein Vampir und du ein Shadowhunter. Ich weiß auch nicht, was das bedeuten soll, aber du bist immer noch du, ich bin immer noch ich . . irgendwie . . genug jedenfalls."  ,,Simon..." Die Shadowhunter fiel ihrem Freund um den Hals, woraufhin dieser sie zärtlich an den Armen nahm und wegdrückte.  ,,Lieber nicht mehr knuddeln." sagte er mit einem entschuldigendem Blick.  ,,Ich hab noch nichts gegessen."  ,,Sorry." machte Clary nur, doch Simon winkte ab.  ,,Schon okay." Wieder war es einen Moment still, ehe Clary sich verabschiedete.  ,,Mach's gut, Simon." Mit einem letzten Blick über die Schulter verschwanden die Shadowhunter und der Frischling stand alleine im Raum. Zumindest bis Raphael hinter ihm auftauchte. ,,Willkommen daheim." meinte er. Simon antwortete nicht, also versuchte Raphael es ein zweites Mal:  ,,Wie wär's, wenn ich dir die freien Zimmer zeige und du dir eins davon aussuchst?" Diesmal drehte Simon sich um und nickte.  ,,Ja, klar." murmelte er. Er nahm einfach das erste Zimmer, das Raphael ihm zeigte und setzte sich auf das schwarz weiße Bett. Generell der ganze Raum war in Schwarz und Weiß gehalten, fensterlos und mit einem eigenen Badezimmer.  ,,Sicher, dass du dir nicht noch die anderen Zimmer ansehen möchtest?" fragte Raphael vom Türrahmen aus. Simon nickte.  ,,Ja, ja, das passt schon."  ,,In Ordnung." meinte der Ältere.  ,,Die Sonne wird bald aufgehen, du solltest versuchen etwas zu schlafen. Morgen Nacht kannst du noch ein paar Sachen aus deinem Elternhaus holen gehen. Wenn du Hunger hast, die Küche ist zwei Stockwerke weiter unten. Im Kühlschrank gibt es genug, bedien dich einfach. Generell darfst du eigentlich jeden Raum, bis auf die Privatzimmer natürlich, betreten. Soweit alles gut?" Simon lächelte schwach und nickte.  ,,Gut." meinte Raphael und griff nach der Türklinke.  ,,Falls du noch irgendetwas brauchst: mein Zimmer ist am Ende des Flures."  ,,Okay, danke." sagte Simon. Mit einem 'Buenas Noches' schloss Raphael schließlich die Tür. Schlafen konnte Simon jedoch nicht. Eine Weile lag er in T-Shirt und Boxershorts auf dem Bett, ehe er sich schließlich aufsetzte und seufzte. Er hatte Hunger; was auch sonst! Nach dem er seine Hose wieder an hatte, öffnete er leise die Tür und schlich durch die Flure zwei Stockwerke nach unten, wo er anfing, die Küche zu suchen. Gerade als er in einen Raum hineinging, lief er in eine Person, die gerade den Raum verlassen wollte. Simon stotterte eine Entschuldigung, doch das Mädchen vor ihm lächelte nur. Sie trug einen Hosenanzug, hohe Schuhe und ihre schwarzen Haare waren zu einem unordentlichen Knoten zusammengebunden.  ,,Schon gut." meinte sie.  ,,Ist ja nichts passiert." Simon sah verlegen zu Boden und murmelte:  ,,Okay, na-na dann..." Da stellte sich die Dame etwas aufrechter hin und meinte:  ,,Hey, du bist doch der Frischling, oder nicht?" Er sah wieder auf und blinzelte ein paar mal, ehe er schließlich peinlich berührt lächelte.  ,,Ja- äh- Ja, der-der bin ich."  ,,Simon, richtig? Ich bin Lily." Sie streckte ihm die Hand entgegen, welche er zögerlich ergriff und schüttelte.  ,,Wo möchtest du denn hin?" fragte Lily dann.  ,,Zur Küche."  ,,Oh, die ist auf der anderen Seite des Flurs." meinte sie, berührte Simon im Vorbeilaufen kurz am Arm und sagte:  ,,Komm schon. Ich zeige dir wo." Wortlos folgte Simon der Frau ans andere Ende des Flurs, wo sie in einen Raum mit einer Essecke, drei Kühlschränken und einem durchsichtigen Schrank voller Gläser kamen. Der Raum war komplett in weiß gehalten; weiße Schränke, weißer Tisch, weiße Stühle. Lily nahm zwei Gläser aus dem Schrank und ging zum Kühlschrank.  ,,Null negativ?" fragte sie und warf einen Blick in Simons Richtung. Dieser sah sie nur unschlüssig an, ehe er mit den Schultern zuckte. Die Frau kicherte nur, nahm einen Blutbeutel aus dem Schrank und füllte den Inhalt in zwei Gläser. Eins davon schob sie auf die andere Seite des Tisches und setzte sich auf einen der Stühle. Simon setzte sich ihr gegenüber und nahm das Glas.  ,,Muss seltsam sein." sagte Lily plötzlich. Simon sah sie nur fragend an.  ,,Du warst ja schon mal hier." fuhr die Schwarzhaarige fort.  ,,Als du entführt wurdest. Du wurdest hier von Camille festgehalten und jetzt wohnst du hier. Muss seltsam sein." Simon sah betreten in sein Glas, ehe er einen Schluck nahm und dann sagte:  ,,Ja, naja... Was will man machen?" Die Vampirin nickte nur langsam, seufzte dann aber und meinte:  ,,Na, wenigstens ist Camille jetzt nicht mehr auf freiem Fuß. Wenn Raphael schon früher diesen Clan geführt hätte, wärst du wahrscheinlich gar nicht erst entführt worden. Vor allem jetzt, wo er-" Sie unterbrach sich abrupt selbst, nahm einen Schluck aus ihrem Glas und fuhr dann fort:  ,,-doch einen Zusammenstoß mit den Nephilim besonders vermeiden will." Etwas an der Art, wie sie den Satz abgebrochen hatte, war seltsam, doch Simon hinterfragte es nicht weiter. Er kannte diese Frau schließlich erst seit zirka fünf Minuten; vielleicht war es ja eine schlechte Angewohnheit. So erklärte der Frischling es sich zumindest.  ,,Richtig," meinte Simon.  ,,wegen irgend so einem Shadowhunter, der Unterweltler hasst."  ,,Valentine Morgenstern." stimmte Lily ihm zu, schüttelte dann aber den Kopf und meinte:  ,,Genug von Politik. Erzähl mir etwas über dich." Simon sah sie einen Moment verloren an.  ,,Naja, über mich gibt's eigentlich nichts wirklich Interessantes." murmelte er, doch sein Gegenüber sah ihn nur abwartend an.  ,,Ich . . . naja, ich spiele Gitarre u-und ein bisschen Klavier. Ich hab eine Band mit einer Freundin von mir, sie heißt Maureen. Also die Freundin heißt Maureen, nicht die Band. Der Bandname wechselt eigentlich ständig. Und ich schreibe meine eigenen Songs."  ,,Tatsache?" fragte die Frau, die ihm die ganze Zeit aufmerksam zugehört hatte.  ,,Welches Genre?"  ,,Indie-Rock." Lily nickte.  ,,Glaubst du, du könntest mir etwas zeigen?" Aufgeregt, dass sich jemand für seine Musik interessierte, holte Simon sofort sein Handy aus seiner Hosentasche.  ,,Einen Moment." sagte er, während er versuchte, den richtigen Track zu finden. Als Lily dann schließlich die Kopfhörer in den Ohren hatte, war Simon etwas angespannt. Ob ihr es wohl gefallen würde? Nach ein paar Momenten, gab die Vampirin ihm sein Handy zurück, lächelte und sagte:  ,,Respekt, wirklich. Du hast Talent." Sofort wurde Simon etwas lockerer und bedankte sich lächelnd bei ihr. Beide nahmen den letzten Schluck aus ihren Gläsern, ehe Lily aufstand.  ,,Wie dem auch sei," sagte sie.  ,,Ich werde mich jetzt etwas hinlegen. Die Meetings sind zur Zeit sehr Nerven aufreibend und ich muss endlich aus diesen Schuhen 'raus, bevor ich erneut meinem Tod begegne." Mit einem freundlichen 'Gute Nacht' verschwand sie aus der Küche. Simon sah ihr einen Moment nach, stellte sein Glas neben das von Lily in die Spüle und ging ebenfalls auf sein Zimmer. Lily ist eigentlich ganz nett. dachte er. Vielleicht ist es hier ja doch nicht so schlimm.

 Simon wachte auf, als jemand an seine Tür klopfte. Blinzelnd schlug er die Augen auf und sah sich im Zimmer um. Für einen kurzen Moment war er verwirrt, doch dann erinnerte sich der Frischling, wo er war. Es klopfte erneut, woraufhin Simon aufstand und sich schnell seine Hose anzog. Wieder klopfte es. War wohl doch keine so gute Idee nur in Boxershorts zu schlafen. dachte er sich, während er nach seinem Shirt suchte. Nach einem weiteren Moment öffnete sich die Tür schließlich.  ,,¡Dios!" schnaubte Raphael und schaute dem Frischling von der Tür aus zu, wie dieser unter dem Bett nach seinem Oberteil angelte. Als Simon ihn bemerkte sprang er auf und sah ihn nervös an.  ,,Raphael, guten Morgen."  ,,Morgen." grummelte Raphael nur.  ,,Zieh dir was an und dann komm runter in die Küche." Kaum hatte sich die Tür wieder geschlossen, nahm Simon schnell sein Shirt, zog es sich über und machte sich auf den Weg in die Küche. Dort wartete Raphael schon an den Tisch gelehnt und mit einem Glas voll roter Flüssigkeit in der Hand. Erst beim Eintreten bemerkte Simon das zweite Glas, das auf dem Tisch stand.  ,,Setz dich." sagte Raphael mit einem Lächeln, von dem Simon nicht genau wusste, wie er es deuten sollte. Langsam setzte der Frischling sich auf den Stuhl und sah zum Älteren hoch. Dieser nahm einen Schluck aus seinem Glas und sagte:  ,,Du bist ab jetzt der Botschafter bei den Werwölfen." Es war keine Frage, das hörte Simon ganz deutlich.  ,,Warte, was?" fragte Simon verwirrt.  ,,Wieso ich?"  ,,Na, ganz einfach: Du pflegst einen engen persönlichen Kontakt zu dem Alpha." erwiderte Raphael, trank den Rest seines Frühstücks aus und stellte das leere Glas in die Spüle. Dann drehte er sich um, zeigte auf das Glas, das direkt vor Simons Nase stand und meinte:  ,,Und jetzt trink aus. Wir haben noch knappe zwei Stunden, bis es langsam anfangen müsste zu dämmern. Bevor ich dich hier raus lassen würde ich gerne noch etwas mit dir trainieren." Damit verschwand er aus der Küche. Schnell trank Simon das Glas aus und folgte dem Vampir. Sie gingen in einen Raum, dessen Boden mit Matten ausgelegt war. Nachdem Raphael Simon die Augen verbunden und ihm jegliche Witze darüber verboten hatte, erklärte er ihm, wie er seine verbesserten Sinne nutzen konnte, um ihn zu schnappen. Doch es stellte sich heraus, dass dies schwerer war, als es sich anhörte. Als es schließlich endlich zu dämmern anfing, legte Raphael seinem Frischling die Augenbinde ab und meinte:  ,,Komm, ich geb dir etwas Frisches zum Anziehen." Der Ältere gab Simon eine schwarze Jeans, ein blaues langärmliges Oberteil und eine dunkle Lederjacke.  ,,Geh spazieren." setzte er noch hinterher.   

In The ShadowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt