XXIII.

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Nachdem Simon es geschafft hatte, sich dank seiner Tageslichtler-Fähigkeiten zu befreien, machte er sich auf den Weg, um Raphael zu suchen. Schließlich erreichte er eine Tür, hinter der einige Leute in einem hell erleuchteten Raum saßen. Simons Blick scannte das Zimmer auf der Suche nach Raphael. Schließlich entdeckte er einen jungen Mann vor dem Fenster im goldenen Sonnenlicht stehen.  ,,Raphael, bist du das?" Er rannte zu ihm hin. Erleichterung überkam ihn, als er erkannte, dass es tatsächlich Raphael war. Doch im nächsten Moment realisierte er, dass sie sich in der Sonne befanden; Und zwar beide.  ,,Bist du jetzt ein Tageslichtler?" Raphael drehte sich langsam zu ihm um. ,,Nein." sagte er. ,,Ich bin kein Tageslichtler. Ich bin ein Mensch." Simon sah Raphael einen Moment verwirrt an. ,,Das versteh ich nicht. Was passiert in diesem Raum?" Raphael berichtete von dem Zeug, dass ihm gespritzt wurde und wie er kurz glaubte tot zu sein, bevor er wieder zum Menschen wurde. ,,Das muss das himmlische Feuer sein!" realisierte Simon. ,,Und es ist das aller größte Geschenk für mich." Raphael war kurz davor, vor Freude in Tränen auszubrechen. Simon hatte ihn noch nie so gesehen und er musste zugeben, der glückliche Raphael gefiel ihm viel besser. Da durchbrach eine empörte Stimme ihre Blase der kurzen Glückseligkeit und holte sie in die Realität zurück: ,,Du denkst, das ist ein Geschenk?!" Die rothaarige Frau stand auf und stellte sich den Jungs gegenüber. ,,Ich halte es für Diebstahl!" ,,Iris Rouse?"  ,,Sie haben meine Magie gestohlen, die mich zu der machte, die ich war." fuhr sie unbeirrt fort. ,,Sie haben mir meine Seele gestohlen! Allein der Gedanke die nächsten fünfzig Jahre oder so ohne Magie zu leben! Da sterb ich lieber an echtem Feuer als an dieser himmlischen Seuche. Wenn sie einen im Gard töten geht's wenigstens schnell." Einen Moment hielt Simon schockiert inne, ehe er sich wieder an seine Mission erinnerte.  ,,Ich geh und hol mir dieses himmlische Zeug, um Clary zu retten." Doch da ging die Tür auf und die blonde Halb-Shadowhunter kam in den Raum, in ihrer Hand eine Klinge, die direkt in Simons Richtung zeigte. ,,Hallo, Simon Lewis." sagte sie.  ,,Okay, erwischt." gab Simon zu. ,,Mein Name ist nicht Zeke und ich hab niemanden getötet. Ich brauch das himmlische Feuer, um meine beste Freundin zu retten. Deswegen bin ich hier, glauben Sie mir!" Einen Moment war es still. ,,Ich dachte, ich wäre hier, um Menschen zu helfen." erzählte die Frau schließlich.  ,,Um Gefangene zu rehabilitieren. Doch ich weiß jetzt, dass ich Aldertree nur dabei geholfen hab, eine Massenvernichtungswaffe gegen Unterweltler zu entwickeln." Da wurde Simon hellhörig. ,,Aldertree?" fragte er. ,,Meinen Sie Victor Aldertree?" Die Blondine holte den Elbenring, den sie Simon weggenommen hatte heraus und erklärte: ,,Deine Freundin, Isabelle, hat mich informiert. Er will das himmlische Feuer in die Wasserversorgung einleiten und so jeden Unterweltler in einen Mundi verwandeln." Simon war schockiert, doch zu seinem Glück erklärten sich die Halbelbin, Iris und Raphael dazu bereit, ihm zu helfen. Als die Wärter kamen, um sie aufzuhalten, artete die Situation in einen Kampf aus, jedoch schafften es Raphael, die Blondine und Simon irgendwie ins Labor, wo Simon und Raphael einen Schrank vor die Tür schoben, um sie somit zu blockieren.  ,,Nicht schlecht für einen Mundi!" grinste Simon in Raphaels Richtung, woraufhin dieser ebenfalls stolz grinste und erwiderte: ,,Meine Stärke hab ich vielleicht verloren, aber nicht meinen Kampfeswillen." Die blonde Frau leitete die Selbstzerstörung des Bunkers ein, in dem sich das Meiste des Serums befand. Als der Alarm losging, verschwanden die Wärter, die kurz zuvor noch versucht hatten durch die Tür zu kommen und Raphael gesellte sich zu den Beiden anderen. Während der Countdown lief, drehte Simon sich zu der Blondine um und sagte: ,,Danke . . ." Da fiel ihm etwas auf. ,,Ich kenn nicht mal deinen Namen..." ,,Ich bin Helen." meinte sie. ,,Helen Blackthorn."  ,,Danke Helen." sagte Simon aufrichtig. ,,Wir schulden dir was." Als der Countdown abgelaufen war und das ganze himmlische Feuer, bis auf ein paar Fläschchen, vernichtet war, meinte Helen, sie müsse gehen. Und so standen Raphael und Simon allein im Raum. Simon räusperte sich. ,,Also ..." setzte er an.  ,,Ein Mundi, huh?" Raphael nickte lächelnd. ,,Sieht ganz so aus." Einen Moment wurde es still, ehe Simon fortfuhr: ,,Und . . Und wie läuft das jetzt mit dem Clan?" ,,Darum werde ich mich schon kümmern, keine Sorge." Simon nickte.  ,,Dann bleibst du also in der Stadt?" fragte Simon. Er war nervös. Aber auch aufgeregt. Er würde ihn fragen. Er würde Raphael endlich fragen. Es machte einfach keinen Sinn mehr, es zu leugnen. Simon wusste nicht genau wieso, aber er wusste, er wollte Raphael bei sich haben. Er wollte dieses glückliche Lächeln noch so viele Male sehen und er wollte, dass Raphael wegen ihm so lächelte. ,,Denn wenn du bleibst, dann könnten wir . . Also, wenn du ... Wenn es in Ordnung für dich ist . . . Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder. Privat, meine ich. Also so als . . . Ich weiß nicht . . . Mehr-" ,,Simon..." fiel der Ältere ihm ins Wort. ,,Ich denke, das ist keine gute Idee." Verwirrt sah Simon ihn an. ,,Warum nicht?" fragte der Tageslichtler. ,,Hab ich was falsch gemacht oder - . . . Oh, verstehe. Du stehst nicht auf . . auf Jungs. Das-"  ,,Das ist es nicht." Raphael unterbrach ihn erneut. ,,Ich habe schon Interesse. Nur . . . Simon, ich gehöre jetzt nicht mehr zu dieser Welt. Ich bin jetzt ein Mensch und sobald ich mich bei allen, denen ich Schaden zugefügt habe, entschuldigt habe, werde ich mich aus der Schattenwelt zurückziehen. Ich werde essen, trinken, zur Kirche gehen und alt werden. Ich werde ein menschliches Leben führen. Und du solltest dich nicht von mir runterziehen lassen. Ich will dir nicht zur Last fallen oder riskieren, dass unsere verschiedenen Welten-" Er machte eine kurze Pause und biss sich auf die Lippe. ,,Es wäre besser, wenn wir getrennte Wege gehen." sagte er schließlich. ,,Unsere eigenen Wege." Simon spürte, wie ihm die Tränen in die Augen schossen, hielt sich aber zurück. Nach einem kurzen Moment des Schweigens, nickte der Jüngere schließlich. ,,Okay." sagte er. ,,Wenn du das so siehst." Damit schnappte er sich den letzten Rest des himmlischen Feuers und ging an Raphael vorbei, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Er brachte das himmlische Feuer zu den Shadowhuntern ins Institut, wo Clary, Jace, Alec und Isabelle schon auf ihn warteten. Nachdem sie kurz alles nötige besprochen hatten, ging Simon zurück in seine Wohnung, wo er die nächsten Tage auch erstmal blieb. Er musste ununterbrochen an Raphael denken, also versuchte er sich mit Filmen und Videospielen abzulenken.

Eines Abends wurde er jedoch von einem Klopfen an seiner Tür unterbrochen. Er stellte sein Spiel auf Pause und ging zur Tür.  ,,Beccy!" sagte er überrascht, als er seine Schwester sah. Ein Lächeln breitete sich auf ihren roten Lippen aus. ,,Überraschung!" rief sie aus, ehe sie an Simon vorbei ging und sich etwas seine Wohnung ansah. ,,Was machst du denn hier?!" fragte Simon und schloss die Tür. ,,Ich besuche meinen kleinen Bruder." Erst da bemerkte Simon, wie Rebecca angezogen war. Sie war komplett in Schwarz gekleidet und trug einen langen Umhang. ,,Was hast du da an?" ,,Du weißt nicht, was für ein Tag heute ist?!" Beccy klang schockiert, also dachte Simon fieberhaft nach. Jedoch kam er einfach nicht drauf, also antwortete er einfach: ,,Mittwoch?" Simons Schwester holte ein Vampirgebiss aus Plastik hervor, steckte es sich in den Mund und erwiderte: ,,Es ist Halloween!" Es dauerte ein wenig, bis Rebecca ihren kleinen Bruder dazu überreden konnte, mit ihr Halloween zu feiern, doch schließlich gab Simon nach und er brachte sie in eine Bar für Unterweltler. Nachdem er ihr erklärt hatte, dass die Leute in der Bar nicht verkleidet waren, bestellte er die Drinks und die beiden Geschwister unterhielten sich. Irgendwann taumelte ein Werwolf, der sich wohl nach zu viel Alkohol versehentlich verwandelt hatte, an ihnen vorbei. Beccy sah ihn erstaunt an und fragte: ,,Deine Freundin verwandelt sich in sowas?!" ,,Exfreundin." korrigierte Simon.  ,,Was?!" Beccys Ausdruck änderte sich schlagartig. ,,Du und Maia habt Schluss gemacht?"  Simon nickte. ,,Wann?"  ,,Erst kürzlich."  Seine Schwester warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. ,,Oh, Simon! Wir können auch gehen, wenn du willst." ,,Nein, nein." erwiderte der Jüngere. ,,Wir haben das geklärt. Mir geht's gut. Und jetzt hab ich der Liebe abgeschworen." Rebecca lachte. ,,Komm schon; Du bist der größte Romantiker, den ich kenne!"  ,,Nein, ich mein's ernst, Beccy." erwiderte Simon. ,,Ich bin nicht der selbe Simon wie früher. Es hat sich vieles verändert." Seine Gedanken glitten kurz zu Raphael, jedoch zwang der Vampir sich wieder in die Realität zurück. ,,Okay..." meinte Beccy.  ,,Jetzt mach ich mir Sorgen um dich!" ,,Jetzt komm, Beccy-" ,,Nein, hör zu!" fiel sie ihm ins Wort. ,,Mom und ich wohnen jetzt in Florida. Ich will sicher sein, dass es hier Leute gibt, die auf dich aufpassen."  Raphael hatte auf ihn aufgepasst. ,,Mir geht's gut." sagte Simon mit etwas viel Nachdruck. ,,Sogar besser als gut, ehrlich! Wenn überhaupt sollte ich mir um dich Sorgen machen, da du dich allein um Mom kümmerst." Einen Moment war es still. Simon war so schon traurig und der Gedanke an seine Mom, die glaubte, dass er tot war, half ihm nicht besonders. ,,Wie geht's ihr?" fragte er schließlich. ,,Es geht ihr wieder besser." Rebecca erzählte von dem Jobangebot und Simon freute sich für sie, wurde dann jedoch wieder etwas traurig und seine Schwester tröstete ihn, so wie sie es schon immer getan hatte. Dann wechselte sie kurzerhand das Thema, um Simon auf andere Gedanken zu bringen. ,,Ich kann immer noch nicht glauben, dass deine Exfreundin ein Werwolf ist, ich meine....!" Sie schüttelte leicht den Kopf. ,,Zum Beispiel kenne ich Jocelyn und Clary seit unserer Kindheit und jetzt erfahr ich, dass sie Dämonenjäger sind!" ,,Schattenjäger." korrigierte Simon, doch Beccy ignorierte ihn und fuhr fort: ,,Ist da noch irgendjemand, von dem ich nichts weiß? Ist unser Zahnarzt eine Elfe oder unser Friseur ein Hexer?" Simon grinste. ,,Naja, du hast doch mal im Krankenhaus eine Ausbildung gemacht, richtig?" fing er an. ,,Falls du zufällig eine Catarina Loss kennst: Sie ist eine Hexe." Rebecca sah ihn erstaunt an. ,,Oh und du kennst doch noch den 'Manager meiner Band'?" Beccy nickte. ,,Er ist ein Vampir. Naja, er war. Durch Experimente, die der Rat der Schattenjäger an ihm durchgeführt hatte, wurde er wieder zum Menschen." ,,Wirklich?!" fragte Beccy erstaunt. Simon nickte. ,,Er war der Anführer meines Clans." erklärte er.  ,,Und sozusagen mein Tutor. Er hat mir mit Mom geholfen."

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