Kapitel 55

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Molly kam gerade in das Zimmer. „Na, seid ihr fertig?" fragte sie Sirius und mich. Wir nickten und Sirius nahm mir meine Tasche ab. Draußen auf dem Parkplatz stand das gute alte Auto der Weasleys. Ich liebte dieses Auto einfach. Ich verbinde nur gutes damit.

Sirius hielt mir die hintere Autotür auf und zeigte hinein. „Bitte." lächelte er. „Danke." Ich erwiderte das Lächeln, doch so schnell es kam, verging es auch wieder als mich keiner mehr sehen konnte. Sirius strengte sich wirklich an, jedoch ging es mir nunmal nicht gut. Ich war mir noch nicht einmal sicher, ob ich schwanger war, schon war das Baby auch schon wieder weg. Es brach mir mein Herz, es direkt verloren zu haben.

Sirius setzte sich an das Steuer und Molly daneben. Ab und zu fragten sie mich etwas belangloses, aber sonst redeten sie nur mit sich. Es war mir recht, denn ich war in meinen Gedanken. Ich wollte überhaupt nicht zurück und ich wollte auch die anderen nicht sehen. Es war alles so viel auf einmal, dass ich anfing zu zittern. „Alles gut dahinten, Prinzessin?" fragte Sirius, da er merkte dass etwas nicht stimmte. „Ist das jetzt mein neuer Spitzname?" lenkte ich schnell ab. „Ja." lachte er. Ich fand es irgendwie süß. Er gab mir das Gefühl, so etwas wie einen Vater zu haben.

Nach einer Weile kamen wir an Sirius' Haus an. Er parkte direkt an der Straße und hielt mir wieder die Tür auf. „Danke." sagte ich wieder. Er holte meine Tasche aus dem Kofferraum und schwang den Zauberstab. Die Häuser verschoben sich und sein Haus kam zum Vorschein. Jedoch blieb ich wie angewurzelt stehen. „Na los, komm." Molly lächelte mir zu, doch ich wollte da wirklich nicht rein. „Na los." sagte nun Sirius und nahm mich bei der Hand. Ich war gezwungen mit zu gehen.

„Bereit?" flüsterte er mir zu, während Molly die Tür öffnete. Ohne zu antworten ging ich rein. Ich hörte wie die Erwachsenen am Tisch saßen. Jedoch von Fred und den anderen, war keine Spur. „Hey!" rief Remus erfreut. Er stand sofort auf und umarmte mich. „Schön, dass du wieder da bist." Er lächelte mich bemitleidend an. „Hast du hunger?" fragte Molly, doch ich schüttelte den Kopf. „Es ist schön euch alle zu sehen, aber wenn es okay ist, würde ich mich gerne ausruhen." Alle nickten verständnisvoll. „Du hast jetzt übrigens ein eigenes Zimmer, Ron schläft bei Ginny und Hermine." berichtete mir Kingsley mit einem Lächeln. „Danke."

Ich ging mit meiner Tasche nach oben. Ich hörte ein paar Stimmen, doch ich hatte gerade echt keine Nerven für irgendwen. Nicht einmal für Hermine. Ich lief auf direktem Wege in das Badezimmer. Das erste Mal, dass ich alleine war, seitdem Vorfall. Ich setzte mich auf den Boden und lehnte mich an die Badewanne. Alles was ich noch nicht raus lassen konnte, bekam mich auf einmal. Unkontrollierte Tränen flossen. Ich hielt mir meinen Mund zu, sodass mich ja keiner schluchzen hören konnte. Nach ungefähr 10 Minuten des Zusammenbruches, stand ich vor dem Spiegel. „Okay, Lenia. Du bist stark! Du schaffst das. Ob mit den anderen oder ohne. Du bekommst das hin." Motivierte ich mich selbst.

Ich zog mich um und schloss darauf die Tür auf. Ich lief in mein Zimmer und plötzlich erschreckten mich mehrere Gesichter. Ginny, Ron und Hermine standen da und umarmten mich. Ich war total überfordert. „Was soll das?" fragte ich die drei. „Wir freuen uns, dass du wieder da bist." sagte Ginny freudig. „Ihr meint das doch wohl gerade nicht ernst, oder?" Ich merkte, wie ich echt wütend wurde. „Doch, wir dachten-" „Was dachtet ihr? Dass ich euch fröhlich umarme, da ich endlich wieder hier sein kann? Dass ich normal wieder zurückkomme, als wäre nichts gewesen und mit euch eine Party feiere? Ich habe ein Baby verloren. Alles was ich jetzt will ist Ruhe! Verschwindet!" Meine Augen wurden nass. Die drei sahen mich geschockt an und verließen sofort das Zimmer. Hermine blieb kurz stehen und sah mich an. „Du bist normalerweise so verständnisvoll. Was hast du dir dabei gedacht?" fragte ich sie, doch sie sah nur zu Boden und ging raus.

Wieder fing ich an zu weinen und legte mich in mein Bett. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit so etwas unpassendem. Es klopfte an der Tür, nur ganz leicht, doch ich hörte es. Eigentlich wollte ich jetzt keinen Besuch mehr, doch ich antwortete trotzdem. Die Tür öffnete sich und George kam herein. „Hey du." er lächelte mich traurig an. Ich freute mich ihn zu sehen, vor allem weil er so ruhig und anders damit umging. „Hey." antwortete ich ihm leise. Er setzte sich zu mir auf mein Bett. Er fragte nicht wie die anderen "geht's dir gut" oder "wie geht es dir". Er umarmte mich einfach nur, denn er wusste genau, diese Fragen beantworten sich von selbst. „Unglaublich was du durchmachen musstest, Lenia. Aber warum hast du mir denn nichts gesagt?" „George, ich wusste es doch selbst nicht. Ich habe noch nicht einmal einen Test gemacht." Er sah mich erleichtert an, denn wir erzählten uns so gut wie alles und ich denke, es hätte ihn sehr verletzt, hätte er nach dem Test nichts mitbekommen.

„Ich denke du willst jetzt schlafen. Aber einer will dich auf jeden Fall noch sehen." Damit meinte er natürlich Fred. „Ich ihn aber nicht. Ich wollte euch alle eigentlich nicht sehen." „Ich weiß, aber das sollte dir Fred erklären. Ich hol' ihn, okay?" Ich nickte zögerlich und schon ging er los in das Zimmer der Zwillinge, was auch einmal meins war. Eine Diskussion entstand, doch ich konnte nicht hören um was es ging. Eine Weile später kam er aber doch. Ganz langsam und zögernd kam Fred in das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

„Hey, Kleines." Als er das sagte brach ich komplett in Tränen aus. Alles war zu viel. Ich hatte so einen Hass auf ihn, weil er nicht einmal bei mir war, obwohl ich ihn so sehr gebraucht hatte. Schnell kam er zu mir und versuchte mich zu umarmen, jedoch drückte ich ihn weg. „Lass es mich erklä-" Ich unterbrach ihn. „Ich hab' dich gebraucht! Mehr als jeden anderen hier, und du kreuzt keine Sekunde auf! Ich hatte solche Angst." Er strich mir die Tränen aus dem Gesicht. „Ich weiß. Aber lass es mich bitte erklären." Ich nickte enttäuscht und er fuhr fort. „Ich wollte kommen. Wirklich! Aber ich durfte nicht. Moody hat es keinem von uns erlaubt. Nur Sirius und Mum durften bei dir sein. Das hat mir so weh getan und ich habe auch versucht weg zu kommen, aber ich hatte keine Ahnung wo dieses Krankenhaus ist."

Ich war etwas unter Schock, denn warum hätte Moody das nicht erlaubt? Es würde gar keinen Sinn ergeben. „Ich weiß, du fragst dich wahrscheinlich, warum er es nicht erlaubt hat. Er wollte einfach, dass wir uns beruhigen und dass du dich erst einmal ausruhst." Bei diesem Satz platzte ich fast vor Wut. Ich sprang auf und rannte die Treppen hinunter. Hinter mir hörte ich, wie Fred meinen Namen rief, doch es war mir egal. Mir war auch egal, dass das Esszimmer voll mit allen Erwachsenen war. So ließ ich nicht mit mir umgehen.

„Wie konnten Sie das nur tun?" schrie ich Moody an. „Und du Remus, warum hast du nichts gesagt?!" Alle sahen mich verdutzt an. „Jetzt tut doch nicht so, als würdet ihr nicht wissen worum es geht." Ich stellte mich direkt vor Professor Moody. „Sie haben keine Ahnung was ich durchmachen musste. Sie haben keine Ahnung wieviele Schmerzen und wieviel Angst ich hatte. Nach all dem Mist, welcher mir in meinem ganzen Leben zugestoßen ist, war das einer der schlimmsten! Und Sie? Sie erlauben sich, meinem Freund zu verbieten mich zu sehen, der wohlgemerkt genau so ein Teil des Babys war wie ich! Ich hatte keine Ahnung von dem Kind, genau so wie er, aber trotzdem hatte er das Recht bei mir zu sein und das gemeinsam mit mir durchzustehen! Stattdessen haben wir beide gelitten und das, ohne einander, was so schrecklich war, dass Sie es sich gar nicht ausdenken können!"

Wieder flossen die Tränen, aber nicht nur bei mir. Molly weinte und auch Tonks war kurz davor. Fred umarmte mich von hinten. Auch er war voller Schmerz, was ich an seiner Stimme hörte, denn er flüsterte mir beruhigende Dinge zu. „Okay, das reicht, Lenia. Das war gut." flüsterte er. Moody sah beschämt zu Boden. „Wie kannst du mich nur vor allen hier so bla-" Doch Remus unterbrach ihn. „Nein Alastor. Sie hat recht. Keiner von uns hatte das Recht ihm zu verbieten, sie besuchen zu gehen. Das war mehr als nur falsch." Mit diesen Worten war der Abend vorbei.

Komplizierte Wege (Fred Weasley FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt