{Kapitel 8}

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Einige Tage lag ich noch im Krankenhaus, bevor ich die Erlaubnis bekommen habe, mit einigen Krankenschwestern und Wachen nach draußen gehen zu können, um mal wieder an die frische Luft zu kommen. Irgendwie freute ich mich darauf tatsächlich sehr. Ich habe hier in Konoha noch nicht einmal aus dem Fenster geschaut, wo schlechtes Wetter war. Als wäre Konoha in einer Blase von gutem Wetter gefangen, wo es nichts anderes gibt, als Sonne. Ich hatte die letzten Tage noch einige Gespräche mit Tsunade. Wir haben uns ein bisschen entspannter Unterhalten können - ich habe sie sogar einmal kurz zum Lachen gebracht. Trotzdem war sie für mich immer noch fremd. Gestern warnte sie mich schon fast vor, dass ich mich heute mit Kakashi unterhalten werde. „Um meinen Fähigkeiten wohl etwas besser auf den Grund gehen zu können", sagte sie zu mir. Aber eigentlich fühlte ich mich noch nicht wirklich bereit, dazu mit jemandem darüber zu reden.

Mitten in meinen Gedanken öffnete sich die Tür und ich erschrak wieder ein wenig - daran werde ich ich wohl nie gewöhnen. Es waren zwei Krankenschwestern, die sich angeboten haben, mich nach draußen zu begleiten. Ich nickte leicht. Mir wurde etwas unwohl bei dem Gedanken, draußen die Einwohner zu treffen. Mir war klar, dass ich viele Blicke auf mir spüren werde - kein Wunder. Die beiden Krankenschwestern wollten mich an den Armen greifen um mir hochzuhelfen, jedoch lehnte ich ihre Hilfe dnakend ab. Es schmerzte etwas aufzustehen, jedoch kam ich relativ schnell hoch. Die Schwestern sahen etwas überfordert aus, ich jedoch versuchte es abzulachen und begann meine ersten Schritte zur Tür. Das erste Mal nach dem ewigen Nichts auf eigenen Beinen - wie faszinierend.

Vor meinem Zimmer befand sich ein gefühlt ewig langer Flur. Die Schritte, die ich tätigte, fühlten sich überaus befreiend an. Direkt lief ich los, wollte gar nicht mehr stehen bleiben. Erst ganz langsam, dann etwas schneller - es fühlte sich noch besser an. Wieder wurde ich schneller, ich spürte schon den Windzug an meinem Gesicht durch die Luft, die ich bei dem Tempo verdrängte. Es tat wirklich weh, mich so schnell zu bewegen, jedoch versuchte ich es allerdings zu unterdrücken. Schon jetzt riefen die Krankenschwestern nach mir, dass ich zurückkommen sollte. Stehenbleiben. Pause machen. Ich ignorierte sie, wurde wieder schneller, bis ich fast sprintend am Ende des Flurs ankam. Die Wand kam meinem Gesicht immer näher, die Krankenschwestern schrien, dass ich endlich stoppen sollte. Erst einige Zentimeter vor dem Aufprall kam mein Körper zum erliegen. Meine Beine standen still, meine Arme hingen monoton an meinem Körper herunter, die Wand berührte fast meine Nasenspitze.

„Das war vielleicht knapp, du hättest dich verletzen können!", belehrte mich eine der beiden Krankenschwestern, woraufhin ich nur leicht zu grinsen begann. „Nein, hätte ich mich nicht", sagte ich nur stur und drehte mich zu der Seite, wo der Flur zum Ausgang führte.

Ich spürte, wie ich der Sonne immer näher kam. Die Luft wurde besser, die Stimmen wurden lauter. Die Krankenschwestern führten mich zur Tür, welche sich automatisch öffnete - ich war draußen. Endlich.

Bereits in den ersten Sekunden spürte ich, wie die Stimmen der Menschen leiser wurden. Ich fühlte mich unwohl, ich hatte Recht. Ich spürte die Blicke auf mir - ich sah die Blicke auf mir. Ich sah die Massen an Wachen, die jeden Schritt meinerseits genauestens beobachteten - als wäre ich eine Gefahr. Ich schnaubte wütend aus. Kurz bevor ich mich noch mehr über die momentane Situation aufgeregt hätte, spürte ich, wie jemand auf mich zu kam. Ich drehte meinen Kopf zur Geräuschquelle. Es war der Mann mit den hellgrauen Haaren, den ich schon einige Male in meinem Krankenzimmer begrüßen durfte. Wie war sein Name noch gleich?

Kakashi - der, der mich mit gefunden hat.

Er hatte eine Hand in seiner Hosentasche, in der anderen hielt er ein Buch. Sobald er seinen Stand vor mir gefestigt hatte, schoss es auch schon ohne nachzudenken aus meinem Mund heraus: „Hallo, Kakashi". Sein nicht verdecktes Auge weitete sich etwas, bevor er grinste. „Hallo, ist dir dein Name immer noch nicht wieder eingefallen?", fragte er mich aufmerksam, bevor wir auch schon losgingen, um uns einen Platz zum Reden zu suchen. „Nein", sagte ich nur trocken und genoss die frische und saubere Luft. Jetzt, mit Kakashi an meiner Seite, schauten mich nicht mehr so viele Leute schief von der Seite an. Kakashi strahlte eine gewisse Aura aus, in der man sich sehr wohl fühlte, die anscheinend auch die Leute hier zu beruhigen schien.

„Flirtparadies, also?", schmunzelte ich, weshalb Kakashi verdutzt stehen blieb. „Wie-" „Laut Statistik das meist gelesenste Buch seit ca. einem Jahr. Reines Glück", kam ich ihm nur schnell zuvor, woraufhin sich seine Miene wieder etwas entspannte. Nach einer kleinen Pause fuhr ich fort. „Ich finde es schön, dass mich mit dir nicht mehr so viele Leute anschauen. Ich spüre die Blicke", lächelte ich und genoss immer noch den außerordentlich schönen Tag. Kakashi schwieg. „Einige hier tun sich sehr schwer damit, neue Leute kennenzulernen" „Ich weiß, so wie Shikamaru, nicht?", schnellte ich zurück und schaute ihm monoton in die Augen.

Wir kamen an einem kleinen Abhang an, auf dem unter einem Baum mit rosanen Blüten ein paar Bänke ihren Platz fanden. Kakashi winkte die Krankenschwestern weg, nun waren wir alleine. Wir setzten uns gegenüber voneinander hin und schwiegen uns wieder erstmal an. „Ich freue mich, dass du so aktiv geworden bist, seit ich dich das erste Mal im wachen Zustand im Krankenhaus gesehen habe", fing Kakashi nach der Pause an und grinste. Ich tat es ihm gleich und schaute ihm wieder ins Gesicht. Kakashi observierte mein blindes Auge, das sah ich ganz genau. Und ich ahnte auch schon genau, was seine nächste Frage war.

„Woher-"

„Ich weiß nicht, woher ich die Narbe habe. Aber ich weiß, dass du auch so eine hast, Kakashi", kam ich ihm zuvor und fuhr mit meinem Finger leicht über die Textur meiner Narbe entlang.

Asterisking - Das Sternenkind in Konoha Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt