{Kapitel 32}

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Nachdem Neji mir das Siegel auf seiner Stirn zeigte, war meine Gefühlslage nun endgültig durcheinander. Einerseits wegen des Kindes und dem Fakt, dass ich mich von unserem eigentlichen Ziel deswegen hab verleiten lassen, andererseits, weil ich von Neji so viel Input bekam, dass ich es erst einmal in meinem Kopf ordnen musste. Ich sah ihm an, dass er nicht damit gerechnet hätte, dass ich so sensibel darauf reagieren würde. Genau genommen sah es sogar so aus, als täte es ihm ein wenig leid. Er band sich sein Stirnband relativ schnell wieder um den Kopf und schaute nur wieder still schweigend zu den Zelten. Ich versuchte mich zusammenzureißen, für ihn. Ich wusste, dass es nicht sein Ziel war, mich abzulenken. Und ich wollte auch nicht wie eine Mimose wirken - mit diesem Mal war es schließlich das zweite Mal, dass er mich so gebrochen sah und das war mir tatsächlich auch relativ unangenehm. Außerdem ärgerte es mich, dass ich ihm nicht gut zureden konnte, weil ich eben mit mir selbst beschäftigt war. Ich glaube, er hatte auf eine andere Reaktion meinerseits gehofft - schien es mir aber auch nicht wirklich übel zu nehmen. Ich wischte mir mit meinem Oberteil eine kleine Träne aus den Augen, sodass ich ihn wieder klar und scharf erkennen konnte. Nach einem stillen Schluchtzer hatte ich mich schließlich auch wieder eingekriegt. "Wie kommt es, dass du mir das erzählt hast, Neji?", fragte ich dann nur leise und folgte seine Blicken - er lachte bedingt auf. "Ich wollte deine falsche Einstellung zum Schicksal berichtigen", sagte er dann nur. War das etwa ein kleines Lächeln?

Wusste er denn eigentlich noch mit wem er hier redete? Ich war maximal verwirrt. Bis vor kurzem schien er mich noch komplett zu verachten und nun redete er mit mir, als würde er mich tatsächlich ein wenig akzeptieren? Ich seufzte. "Außerdem hat es sich schon immer als hilfreich bewiesen, wenn man weiß, wer einem gegenüber steht", ergänzte er seine Aussage und stütze seine Arme hinter sich auf den Ast, als würde er sich im Mondlicht sonnen wollen. Ich nickte verständnisvoll. Es wollte mir trotzdem nicht aus dem Kopf gehen, wie es zu seinem plötzlichen Sinneswandel kam. "Wieso bist du plötzlich so zu mir?", fragte ich ihn dann nur gerade raus. Er legte seinen Kopf in seinen Nacken, legte ihn anschließend etwas nach links, um mir in die Augen schauen zu können. "Wie gesagt, es ist gut etwas über seine Teamkollegen zu wissen", wiederholte er sich nur. Ich nickte erneut. "Ich kann mich nur leider nicht revanchieren", antwortete ich ihm nur, woraufhin ich ein leichtes, jedoch kurzes Grinsen auf seinen Lippen entdeckte. "Ich denke, ich habe auf dieser Mission schon einiges über dich erfahren dürfen", sagte er dann und kam wieder mit seinem Körperschwerpunkt nach vorne. Seine Worte klangen nach einem Hauch von Ironie. "Das ist immerhin ein Anfang", zuckte er dann mit den Schultern und klopfte sich leicht den Staub seinen hellen Klamotten. "Ja, dass ich ein kleines, emotionales, unerfahrenes Mädchen bin, dass noch einiges lernen muss und so gut wie nichts kann, obwohl sie eigentlich dachte, dass sie das täte" "Hey, das meinte ich überhaupt nicht", versuchte er mich dann zu beruhigen. Neji sprang mit seinen Worten wieder hoch auf seine Beine.

"Ich habe zum Beispiel herausgefunden, dass du eigentlich gar nicht blind bist, Kinzoku", raunte er dann nach einer kurzen Pause.

Ich atmete leicht erschrocken ein - er musste auflachen. "Ich war deiner Blindheit von Anfang an schon stutzig gegenüber, ich brauchte nur ein paar Beweise", schmunzelte er dann etwas, was mich die Arme vor mir verschränken ließ - ich wurde rot. Er hatte die Aktion mit der Puppe also doch bemerkt. Was dachte ich auch, dass es es nicht täte. Er hat perfekte analytische Fähigkeiten und ist ebenso ein rationaler Denker wie ich. "Außerdem kannst du nichts vor mir verstecken. Mein Byakugan sieht alles", ergänzte er dann noch und sprang letztendlich von dem Baumstamm runter. Ich war verwirrt, sprang ihm verdutzt nach. Er verschränkte überheblich seine Arme vor der Brust. "Das einzige, was ich hierbei nur nicht durchblicke ist, warum du das tust und woher du das Byakugan in einem deiner Augen besitzt", fragte er anschließend eher sich als mich, als er meinen Verband am Auge fixierte. Ich schnaubte. "Menschen werden unvorsichtig, wenn sie sich überlegen fühlen", antwortete ich ihm nur auf seine erste Frage und tippte mir dabei leicht an den Kopf.

Er nickte, es schien für ihn Sinn zu ergeben. Ich erkannte sogar einen kleinen erstaunten Blick - als hätte er dieses Denken nicht von mir gedacht. "Wenn es keiner weiß, kann es sich auch nicht rumsprechen. Ich verstehe", sagte er dann nur und hob seine Hand unter sein Kinn, um zu überlegen. "Du solltest dir trotzdem überlegen, ob es vielleicht für dein Team und vor allem für den Hokage nicht wichtig zu wissen ist" Schon wieder hatte Neji irgendwie Recht. Es ist wichtig, dass mein Team weiß, mit wem sie es zutun hatten. Sie müssen mich einschätzen können, um mir zu vertrauen - an mich zu glauben. Ebenso wie Tsunade, die schließlich die Missionen zuteilt. Informationen über eine Person bedeutet, Vertrauen in sie zu haben. So etwas kann bessere Bindungen aufbauen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Neji und ich uns gerade relativ normal unterhalten konnten. Er öffnete sich mir und das gab mir ein ganz anderes Bild von ihm, als das, was ich von ihm hatte, als ich ihn das erste Mal sah. Ich fühlte mich verpflichtet dazu, ihm auch etwas von mir zu erzählen - jedoch konnte ich das ja leider nicht. Aber ich denke, dass er das auch weiß und es mir nicht übel nahm. Ich nickte Neji aufmerksam zu. Er hatte Recht, ich sollte mein Team, Tsunade und somit Konohagakure darüber aufklären.

Auf seine zweite Frage wusste ich jedoch keine Antwort. Ich wusste nicht, woher ich das Byakugan in meinem einen Auge bekam oder von wem ich es geerbt hatte. Rational gedacht müsste es jedoch allerdings heißen, dass ich auch irgendwie zum Hyuuga-Clan gehörte? Ich schüttelte leicht meinen Kopf, um den Gedanken zu verwerfen. Jedoch sah Neji ähnlich in Überlegungen vertieft aus, wie ich es war.

Es stimmte, auf meinem linken Auge war ich blind. Mein Byakugan in meinem rechten Auge war jedoch vollständig funktionsfähig und so konnte ich trotzdem alles auch durch den Verband hindurch beobachten. Es interessierte mich genauso wie Neji, woher es kam und vor allem warum ich nur ein Auge davon besaß. Vielleicht war es deshalb auch keine schlechte Idee, Tsunade davon zu erzählen.

Vielleicht konnte Konoha mir helfen, herauszufinden woher ich kam und wer ich eigentlich bin.

Asterisking - Das Sternenkind in Konoha Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt