{Kapitel 28}

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Als ich glücklicherweise von Neji und Kakashi von dem Kind weggezogen wurde, fiel ich schon fast automatisch einige Sekunden später in Sakura's Arme und war immer noch dabei zu weinen. Ich bekam nicht viel um mich herum mit, ich war viel mehr damit beschäftigt, den Anblick aus meinem Kopf verbannen zu wollen. Wie grausam kann ein Mensch nur sein? Neji und Kakashi klärten wohl gerade, was wir als nächstes machen sollten. Ich hingegen hatte die Puppe immer noch in meiner Hand, quetschte sie in dieser ein. Es bestand kein Zweifel: die Puppe gehörte wohl einmal dem kleinen Mädchen. Aber welcher Untermensch näht ihr die Wunden nach, dem er dem Kind zugefügt hatte? Und wieso hatte er sich dafür die Zeit genommen? Das war doch völlig hirnrissig und total bescheuert. Irgendwie hoffte ich, dass das hier nur ein blöder Traum war, allerdings wurde mir durch die Nähe und die Zuneigung von Sakura bewusst, dass es das eben nicht war. Sie streichelte über meinen Kopf und machte beruhigende Geräusche, die glücklicherweise auch relativ schnell anschlugen.

Ich wünschte wirklich, wir hätten Kiba und Akamaru dabei, die beiden würden durch die Puppe den oder die Angreifer schnell ausfindig machen können und ich könnte mich für das kleine Mädchen rächen.

Rächen?

So etwas hörte ich ja noch nie aus meinem Mund und das war sicherlich auch nicht gut. Ich wollte mich nicht durch meine Gefühle leiten lassen. Eigentlich war ich eher der rational-denkende Typ. Emotionen können vieles gefährden. Ich schüttelte in Sakuras Umarmung leicht meinen Kopf, um das kleine Mädchen zu vergessen. Meine Knie wurden ganz weich, ich konnte mich kaum noch auf dein Beinen halten. Dazu noch dieser komische Geruch, natürlich lagen die Menschen hier nicht erst seit ein paar Minuten. Das Mädchen war sogar schon in der Totenstarre, einige Zeit ist sicherlich bereits vergangen. Ich versuchte mich zusammenzureißen und löste mich kräftezehrend aus Sakuras Umarmung, obwohl ich mich in ihr sehr geborgen und sicher fühlte. Von ihr abgelassen überkam mich dieses Gefühl von Ekel und Wut erneut. Ich blickte zu Kakashi und Neji, die immer noch am reden waren. Neji sah auch nicht gerade begeistert von der Situation aus und kniff sich angestrengt ins Nasenbein, während er dabei leicht die Stirn runzelte. Beide kamen nach einigen weiteren Sekunden wieder auf uns zu.

„Ist alles in Ordnung?", fragte mich Kakashi dann und legte eine Hand auf meine Schulter. Gleichzeitig mit der Berührung nickte ich hastig. Irgendwie wurde mir meine überaus emotionale Reaktion nun unangenehm, so verhielt sich nun wirklich kein Ninja, aber das war ich ja eigentlich auch gar nicht. Ich denke spätestens jetzt sollten alle meine Defizite erkannt haben. Hoffentlich hatte ich mir dadurch nichts versaut. „Ich weiß, der Anblick ist schrecklich. Aber versuch' dich auf das wesentliche zu konzentrieren. Dein Fund hat uns wohl einen Schritt näher an unser Ziel gebracht", erklärte Kakashi dann, was mich tatsächlich etwas aufmunterte. Neji schaute derweil nur zu Boden und schwieg. „Ich habe einige Proben entnehmen können, einerseits von den vermissten Kräutern, aber auch möglicherweise Spuren des Angreifers", erzählte Sakura dann und hob einige ihrer kleinen Röhrchen auf die Augenhöhe von Kakashi. Er nickte nur zufrieden und schaute sich noch einmal kurz in der Umgebung um. „Wir sollten langsam verschwinden. Ich habe Schleifspuren dort drüben auf dem Boden gefunden - ich denke, es handelt sich dabei um die entführten Personen. Wir werden ihnen folgen", stellte Kakashi klar und richtete seine Tasche auf seinem Rücken. Wir anderen schwiegen nur.

Ich war froh, dass wir nun verschwanden. Ich konnte und wollte mir dieses Massaker nicht mehr anschauen. Als Kakashi sich umdrehte, folgte ich ihm sofort, ohne zu zögern. Neji und Sakura taten es mir einige Sekunden später gleich. Ich drehte mich nicht mehr um. In diesem Moment wünschte ich mir, ich könnte wirklich nichts mehr sehen. Aber mit jedem Schritt, den wir uns von dem Fundort entfernten, kam ich wieder etwas zur Ruhe. Die erste Zeit nahmen wir den Fußweg auf dem Boden, und nicht die Baumkronen. Es sollte wohl dem Erholen dienen, physisch und psychisch. Kakashi war währenddessen dabei, den ersten Bericht an Konoha in einem Brief zu verfassen. Er schilderte den neusten Stand und wollte auch wohl ein anderes Team zu der Stelle mit den Karawanen schicken, um den Platz zu säubern und den Menschen eine angemessene Verabschiedung bescheren. Kurzerhand rollte er den Brief zusammen. „Jutsu des vertrauten Geistes!", rief er nun etwas lauter, woraufhin er seine Hand auf den Boden stützte und plötzlich einige schwarze Linien den Boden verzierten. Rauch bildete sich um seine Hand, bis dieser aber auch schnell wieder verflog. Plötzlich erschien dort, wo eben noch Kakashis Hand lag, ein kleiner, brauner Ninja-Hund mit blauer Schürze auf dem Rücken und dem Konoha Stirnband um den Kopf geschlungen. „Hallo, Pakkun", begrüßte Kakashi ihn und hockte sich kurz neben ihm hin. „Freut mich euch zu sehen...huch?", grinste er dann, schaute dann allerdings verwirrt auf mich. Kakashi erklärte ihm kurz die Lage und stellte mich ihm vor.

Er steckte ihm den Brief in eine Art Band, welches um seine Pfote gewickelt war und befestigte es, damit es sich nicht mehr bewegen konnte. Er bat Pakkun, nach Konoha zu rennen und dem Hokage die Nachricht zu überbringen. Er nickte es ab, wünschte uns noch viel Glück bei der Suche und machte sich auch schon auf den Weg - schon war es wieder still. Ich hatte das Gefühl, keiner traute sich auch nur ein Wort über die Sache zu verlieren. Jeder schien in Gedanken zu schwelgen. Mittlerweile hatte ich auch wirklich Angst, vor dem was uns noch bevorstand. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Wir gingen den weiteren Weg relativ langsam an, keiner kam auch nur auf die Idee, sein Tempo zu erhöhen. Als wieder die Nacht drohte, suchten wir uns einen neuen Platz zum übernachten. Ich fragte Kakashi, warum wir denn nicht noch weiterlaufen, so würden wir die Angreifer doch sicherlich schneller einholen. Kakashi jedoch schien sich seiner Sache ziemlich sicher zu sein. „Nachts werden sie genauso Rasten, wie wir es tun. Wir wollen nicht in einen Kampf in der Dunkelheit geraten, immerhin haben wir keine Informationen über sie", erklärte mir Kakashi, was ich natürlich vollkommen nachvollziehen konnte.

Asterisking - Das Sternenkind in Konoha Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt