{Kapitel 47}

910 64 4
                                    


Tsunades Blick bereitete mir unwillkürlich einige Sorgen. Ich schluckte, beobachtete die Reaktionen der anderen. Diese schauten jedoch nur brav in ihre Richtung und warteten, bis sie das Reden übernahm. Ich faltete meine Hände angespannt hinter meinem Rücken zusammen und ließ meine Daumen umeinander kreisen, in der Hoffnung, ich würde etwas runterkommen. Sie räusperte sich kurz und ordnete die zahllosen Zettel auf ihrem Tisch, bevor sie uns erneut in die Augen schaute. "Zuerst möchte ich euch noch einmal persönlich zu der erfolgreichen Mission gratulieren. Eigentlich handelte es sich um eine B-Rang Mission, diese hat sich durch den Vorfall in Sunagakure allerdings in eine A-Rang Mission gesteigert. Ihr habt nicht nur das Dorf, sondern auch seine Einwohner gerettet und das rechne ich euch wirklich hoch an", begann sie stolz, was uns alle nur zufrieden zum grinsen brachte. Es fühlte sich gut an, vom Hokage so gelobt zu werden. Das bedeutete auch, dass sie mir gegenüber vielleicht nun noch mehr vertrauen erlangt hat und es nicht bereut, mich auf diese Mission geschickt zu haben. Tsunade fragte nach, ob es Sakura wieder besser ginge, was sie nur tapfer benickte. Tsunade machte ein zustimmendes Geräusch und setzte sich wieder auf ihren Platz, als sie die Hände vor sich auf dem Tisch zusammenfaltete. Sie bat Kakashi noch einmal den Missionsablauf zu revidieren, wobei Neji am Schluss diese Schilderung des Berichts übernahm und die Situation in Sunagakure erklärte, wobei er genaustens auf meine Wenigkeit einging, was mich ein wenig erröten ließ. Tsunade musste nur leicht lächeln und schielte zu mir rüber, sie freute es anscheinend auch, dass Neji und ich fortwährend besser miteinander klar kamen. Kakashi erzählte, was nun mit dem Mann, der Sunagakure zerstören wollte, passieren wird, woraufhin Tsunade bat, sie auf dem Laufenden zu halten.

"Ich möchte dir noch etwas erzählen, Tsunade", durchbrach ich nervös ihren Monolog und wartete dabei auf ihre Bestätigung, dass ich reden durfte. Ich spürte die zufriedenen Blicke meines Teams im Nacken und atmete einmal tief ein und aus, bevor ich zögernd meine Hand an mein Stirnband erhob, welches ich provisorisch, wie Kakashi, über meinem Auge trug. Ich dachte, dass es wohl am einfachsten wäre, ihr von meinem Auge genau so wissen zu lassen, wie ich es auch bei Kakashi, Sakura und Neji tat. Ich zog mir vorsichtig das Band von meinem Auge, schaute kurz vor mich auf den Boden, bevor ich Tsunade nur schüchtern anblickte. Ihre Reaktion war sehr zwigespalten. Zuerst weiteten sich neugierig ihre Augen, bevor sich ihre Miene wieder etwas neutralisierte. Anschließend schien es, als würde sie in einigen Gedanken versinken und nicht mehr so wirklich anwesend sein. Ich wurde jede Sekunde, in der sie nichts zu meiner Aktion sagte, immer nervöser. Auch die anderen warteten gespannt auf eine Reaktion des Hokage, ich hatte das Gefühl, alle hielten ihren Atem an. Tsunade runzelte etwas die Stirn, bevor sie mir wieder streng ins Gesicht schaute und sich anschließend nur fragend ins Nasenbein kniff. Ich zog nur unsicher eine Augenbraue hoch und ließ meine Hände mit dem Stirnband in einer von ihnen an meinen Seiten heruntergleiten. "Also kann es tatsächlich sein...", murmelte sie nur aufgebracht und blätterte anschließend gestresst in ihren Unterlagen rum, bevor sie ein relativ kleines, altes Buch hervorzog und nur aufmerksam begann, erneut darin zu lesen. Ich war sichtlich verwirrt, auch die anderen wurden ein wenig unruhiger. Ihre Aussage machte mir ein wenig Angst, ich fühlte mich wie abgestellt und nicht abgeholt - mir wurde unwohl. Ich hatte ihr doch bereits bewiesen, dass sie mir vertrauen konnte, so wie all den anderen auch. Wieso fühlte ich mich wieder wie am Anfang, als ich in dem Krankenhaus aufgewacht bin? Tsunades Blicke waren hektisch und aufgebracht, als sie teilweise immer mal wieder zu mir aufblickte, als würde sie versuchen, mich mit etwas zu vergleichen. Sie schien sehr distanziert, als sie anscheinend zu einem Entschluss aus ihren Belesungen gekommen ist. Sie wurde ruhig, legte die Unterlagen vorsichtig beiseite, als hätte sie gar nicht erst darin gelesen. Ich schluckte, spürte regelrecht wie mir warm um meine Körpermitte wurde. Sie räusperte sich nur leise und blickte uns amschließend wieder an, was mich mittlerweile nur noch nervöser machte.

"Ich würde gerne noch etwas mit Kinzoku unter vier Augen besprechen...", durchbrach Tsunade anschließend die angespannte Stimmung, woraufhin ich hinter mir nur ein paar lautere Ausatmer hören konnte. Als sich mein Team wortlos aus dem Raum machen wollte, wurde mir die Situation allerdings ein wenig zu unangenehm - ich wollte nicht alleine sein. "Können die anderen nicht bleiben?", fragte ich vorschnell, als Neji gerade dabei war, die Tür zu öffnen, um zu gehen. Tsunade runzelte nur leicht die Stirn. "Mich stört es nicht", ergänzte ich meine Bitte, welche Tsunade mit einem stummen Nicken anscheinend tatsächlich nachvollziehen konnte. Ich wusste zwar nicht, was sie mir nun an den Kopf werfen wollte, allerdings ahnte ich, dass es nichts positives war, aufgrund ihrer Reaktionen auf die Vorstellung meines Auges. Es konnte nichts gutes sein, immerhin veränderte sich Tsunades Wesen mir gegenüber innerhalb von Sekunden, nachdem sie erkannte, was ich die ganze Zeit verstecken wollte. Die ganze Stimmung im Raum wurde kälter. Von dem Lob eben, spürte ich so gut wie keine Nachwirkungen mehr. Neji schloss die Tür nach einem kurzen zögern wieder, woraufhin sich alle erneut auf ihren vorherigen Platz stellten. Ich blickte etwas hilfesuchend zu Neji, der mich nur warm anlächelte und mir so vermitteln wollte, dass alles gut werden würde. Ich verstand nur einfach nicht, was Tsunade mit ihrem Gemurmel meinte. Und das machte mich einfach unfassbar verrückt gerade. Tsunade akzeptierte, dass ich die anderen an meiner Seite haben wollte und setzte sich ganz gerade auf ihren Stuhl, bevor sie nur angespannt ihre Augen schloss.

"Seit dem Tag, an dem du in unser Dorf gekommen bist, haben meine Berater und ich Tag und Nacht in unserer seperaten Bibliothek im Haus des Hokage nach Informationen und Erklärungen für dich und deine Herkunft gesucht", begann sie leise und schien währenddessen tief in Gedanken zu sein. Meine Kehle schnürte sich etwas zu, da mich die Situation wirklich ein wenig überforderte. Auch die anderen blieben totenstill.

"Über den Verlauf der Mission haben wir neue Informationen bekommen, die uns in unserer Theorie gestützt haben...und jetzt, da du mir dein linkes Auge gezeigt hast...", fuhr sie fort und wurde währenddessen sehr ernst.

"Es dauert, dir das alles genau zu erklären, deshalb...", zögerte sie etwas und schüttelte ungläubig den Kopf. "Kinzoku, du bist...", stotterte sie weiter und wurde durch ihre Unschlüssigkeit auch etwas genervt, bevor sie ihre Hände auf den Tisch haute und wir alle aufschreckten - es wurde wieder still.

"Kinzoku, du bist...ein Sternenkind", atmete sie nur leise aus, was den Raum anschließend gefühlt in den stillsten Raum der Welt verwandelte.

Asterisking - Das Sternenkind in Konoha Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt