{Kapitel 19}

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Ich konnte mich nicht bewegen, geschweige denn meinen Körper spüren. Wieder war ich in diesem dunklen Nichts und fühlte mich, als wäre nur mein Geist anwesend. Ich konnte mein Herz klopfen spüren, mit jedem Schlag gegen das innere meines Brustkorbs hörte ich einige Schritte sich mir nähern. Ich wollte mich umschauen, jedoch konnte ich es nicht. Meine Augen starrten geradeaus nach vorn. Die Schritte hörten abrupt auf, wieder war es still. So still, dass ich fast das Blut durch meine Adern pumpen hörte. Ich zitterte am ganzen Körper, konnte nicht aufhören. Doch das Zittern gab mir das Gefühl, zu funktionieren, Herr meines eigenen Körpers zu sein, der gerade unter der Kontrolle meines Verstandes stand. Plötzlich spürte ich einen Schmerz am Brustkorb, dort, wo eben noch mein Herz aufgeregt in seinem Rhythmus pochte. Ich wollte Schreien, jedoch trat kein Ton aus meiner Kehle. Ich sah es blitzen, der Schmerz wurde schlimmer. Ich spürte Kälte, wollte zappeln, mich winden, mich wegdrehen, in der Hoffnung, es würde weggehen - jedoch war ich wie erstarrt. Ich fing an zu schwitzen, ich spürte, wie das Blut aus meinem Körper floss - mir wurde eisig. Kälte durchströmte meinen Körper. Meine Gliedmaßen kribbelten, mein Kopf dröhnte. Ich hörte Gemurmel, als ich mich endlich aus diesem Alptraum befreien konnte.

Sofort hiefte ich mich hoch in eine Sitzposition, stieß mir jedoch den Kopf mit der Stirn voran an etwas hartem, was mich sofort wieder rückwärts ins Bett katapultierte. Ich kniff meine Augen vor Schmerzen zusammen, bevor ich sie wieder leicht öffnete, als der Schmerz etwas nachließ. Mein blindes Auge fühlte sich an, als würde es pochen - oder war es die Narbe? Ich drückte meine Hand gegen sie, in der Hoffnung, das Pochen würde aufhören - leider tat es das nicht. Nun rutschte ich mit der gleichen Hand hoch an meine Stirn, wo mich soeben etwas dumpfes fast wieder in meinen Alptraum zurückgeschleudert hätte. Ich schaute nach vorn, erst jetzt bemerkte ich, dass Kakashi neben mir auf einem Stuhl kauerte und sich ebenso schmerzerfüllt seine Stirn hielt, wie ich es gerade tat. "Na, immerhin bist du wieder wach", jammerte er mit einem lachen und zupfte sich sein Stirnband, was über seinem Auge lag, wieder ordentlich zurecht, da es durch den Stoß an mir leicht verrutschte.

"Ja, und du hättest mich gerade fast wieder zum Schlafen gebracht", antwortete ich nur murrend, tat es ihm mit dem lachen jedoch gleich. "Geht es dir gut? Du hast plötzlich einen total unruhigen Schlaf gehabt. Ich hab' versucht, dich zu wecken, hab' mich dazu etwas nach vorne über dich gelehnt, und da ist es dann auch schon passiert..", erklärte er mir rekapitulierend. Ich schwieg. Eruierte meine Gedanken. Seit heute Morgen der Vorfall mit TenTen war und wir es bei Tsunade klären mussten, durfte ich danach wieder ins Krankenhaus, da ich mich bei der Auseinandersetzung zu stark verausgabt habe. Ich war und bin noch nicht wieder fit, diese Reiberei hat mir wahrscheinlich noch einige Zeit mehr im Krankenhaus verschafft.

Kakashi lehnte sich ein wenig nach vorne und zog eine Augenbraue hoch, da ich ihm bisher noch keine Antwort auf seine Frage gab. "Ich glaube schon", sagte ich anschließend nur trocken und ließ mich wieder gegen mein Kissen fallen. Ich hatte einen Alptraum. Diesen, den ich in den letzten Wochen im Krankenhaus schon öfter erleben durfte. Diesmal jedoch war er viel detaillierter als sonst. Ich hatte viel mehr Gefühl für das Geschehene, ja sogar die Schmerzen fühlten sich real an. Sonst hatte der Traum immer nur etwas gruseliges und doch trotzdem etwas ruhiges. Diesmal war er völlig anders. Viel aggressiver und energischer. Das machte mir Angst - ich schluckte. Kakashi legte seinen Kopf etwas schief und machte ein nachfragendes Geräusch. "Ein Alptraum", ergänzte ich meine vorherige Antwort nur und schloss dafür meine Augen. Kakashi nickte nur leicht. "Mich plagen in letzter Zeit auch immer wieder welche", erzählte er mir anschließend nach einer kurzen Pause, als wolle er mich beruhigen, dass ich nicht die einzige mit solch schwerwiegenden Träumen bin. "Worüber handeln sie?", fragte ich dann neugierig und öffnete meine Augen wieder. Immerhin hatte er damit angefangen, also konnte ich ja auch wohl nachfragen. Er seufzte. "Meine Vergangenheit", antwortete er dann nur knapp und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Ich zog neugierig eine Augenbraue hoch. "Also ist das hier jetzt die versprochene Unterhaltung, in der du mir die Lücke deines Lebenslaufes erzählst?", fragte ich dann grinsend, was ihn sichtlich entspannen ließ.

"Ich denke dafür gibt es passendere Zeitpunkte, als in einem Krankenhaus, meinst du nicht?" Ich schaute mich anschließend in meinem Zimmer um. Erst jetzt bemerkte ich die Geräte, an denen ich angeschlossen war - die Krankenschwestern schlossen sie wohl an, als ich geschlafen habe. Mein Zimmer war ein wenig liebevoller eingerichtet als das erste mal, als ich hier aufgewacht bin. Tatsächlich erkannte ich auf dem kleinen Tisch Blumen, die in einer gläsernen Vase auf diesem thronten. Ich weitete meine Augen etwas. "Was riecht hier so gut?", fragte ich dann nur und schnupperte in die Richtung der Blumen. Kakashi folgte meiner Nase und machte ein verständnisvolles Geräusch. "Das sind Blumen. Sakura und Hinata haben sie vorbei gebracht. Sie sind von den beiden, aber auch von Naruto, Kiba und...Akamaru", lachte er leicht und kratzte sich dabei am Hinterkopf. "Ach, und Mister "ich verdeck mein ganzes Gesicht, weil es das ganze doch noch ein wenig spannender macht" kommt ganz ohne Blumen hierher?", fragte ich dann monoton und verschränkte beleidigt die Arme vor meiner Brust. Kakashi schien verwirrt, er wusste nicht so ganz, was er sagen sollte. Erst als ich anfing zu grinsen, wusste er, dass er Ironie war. Es reichte mir schon voll und ganz, dass er überhaupt hier war und ich nicht so alleine sein musste.

"Fast hätte ich es dir abgekauft", schmunzelte er dann und schaute noch einmal zu den Blumen. "Das ist sehr nett von ihnen", sagte ich dann und lächelte den Blumen entgegen. "Ja, das stimmt. Vor allem Naruto hat es gar nicht eingesehen, dass sie nicht sofort wieder zu dir durften", erklärte Kakashi, was mich ungläubig aufzischen ließ. Kurz war es still. "Und warum bist du hier?", fragte ich ihn dann und wendete meinen Blick ab von den Blumen und hin zu ihm. "Ich wollte warten, bis du wach bist, um gleich mit dir zu Tsunade zu gehen. Du weißt schon, wegen der neuen Team-Bekanntgabe" Ich weitete meine Augen leicht und nickte. "Dann danke, dass du das tust. Ich bin wach, also können wir los", antwortete ich ihm und schob meine Decke etwas beiseite, um aufstehen zu können. Ich zischte etwas vor Schmerzen, allerdings stützte Kakashi mich kurz, sodass ich leichter aufstehen konnte und wir uns auf direktem Weg zu Tsunade machten.

Asterisking - Das Sternenkind in Konoha Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt