{Kapitel 44}

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Es war der nächste Tag und ich war schon sehr früh auf den Beinen. Geschlafen habe ich tatsächlich so gut, wie lange nicht mehr, weshalb ich mich wirklich sehr ausgeruht gefühlt habe. Die Sonne war bereits aufgegangen, aber die meisten Bewohner aus Sunagakure schienen noch zu schlafen. Da wir wunderschönes Wetter für unseren Heimweg angesagt bekommen haben, dachte ich, ich schaue mich vorerst noch einmal in Sunagakure um, schließlich wusste ich nicht so recht, wann oder ob ich überhaupt nochmal hierher zurück kommen würde. Also machte ich mich soweit startklar - ging ganz gemütlich duschen, wickelte mir einen neuen Verband um den Kopf und säuberte meine Bänder an meinen Unterarmen, bevor ich mich auch schon wieder in meine Klamotten warf. Ich entschied mich während meines Spaziergangs für das besuchen der Gräber der Menschen, die gestern noch alle friedlich beerdigt wurden, nach dem Unglück. Vor allem wollte ich zum Sarg des Kindes. Denn ich hatte schließlich noch etwas, was ihr gehörte. Ich schlenderte also durch die Straßen Sunagakures, entschied mich absichtlich nicht für die schnelle Variante über die Dächer. Ich war neugierig, wie sich Sunagakure von Konoha unterscheiden würde. Die Leute waren alle ganz anders gekleidet - dem Wetter eben entsprechend. Außerdem flogen mir völlig andere Düfte durch die Nase, selbst wenn es um das Essen ging, setzte Sunagakure wohl auf Individualität. Es war noch relativ ruhig in den Straßen, die meisten Menschen waren noch friedlich am Schlafen. Am Friedhof angekommen, erkannte ich das Grab des Kindes auch schon aus der Ferne. Sofort begab ich mich zu diesem und hockte mich hin, um den Grabstein genauer betrachten zu können. Ich wischte mit meinen Fingern den Dreck weg und kniff meine Augen etwas zusammen, um das Geschriebene besser lesen zu können.

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Yui Nakamura

"Das kostbarste Vermächtnis eines Menschen ist die Spur, die seine Liebe in unseren Herzen zurückgelassen hat"

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Ich seufzte. Sie war noch viel zu jung, um solch ein Leid ertragen zu müssen. Ich kramte aus meiner Tasche die kleine Puppe, welche ich in der Nacht, wo ich Neji's Wache übernommen habe, gefunden hatte. Schluckend lehnte ich sie an ihren Grabstein und blickte sie für eine Weile in Gedanken an, während ich ein paar störende Grashalme, die vor den Grabstein hingen, entfernte. "Das ist sehr großherzig von dir", hörte ich es anschließend nur von hinter mir ertönen. Ich machte mir allerdings nicht die Mühe mich umzudrehen, denn ich bemerkte sofort, dass es sich um Neji handelte. Ich lächelte nur müde und wechselte meinen Fokus in den Himmel. In meinen Gedanken richtete ich ein paar liebe Worte an sie, während ich Neji's fürsorglichen Blick in meinem Nacken spürte. Beim erneuten aufstehen, spürte ich plötzlich einen stechenden und brennenden Schmerz um mein blindes Auge herum. Sofort erhob ich meine Hand an dieses und zischte nur leise, was Neji als Einladung empfand, von seiner etwas entfernteren Position auf mich zuzukommen. Er fasste von hinten an meine Schulter und musterte mich mit einem sorgsamen Blick. "Alles okay?", fragte er mich im nächsten Atemzug und drehte mich in seine Richtung. "Ja", antwortete ich ihm nur zögernd und blickte verlegen zu Boden. Ich wollte ihn nicht schon wieder mit meinen Problemen volljammern, er schien allerdings zu ahnen, dass ich log. Er trat einen Schritt näher und schaute mir nur ungläubig in die Augen. "Deine Narbe?", fragte er dann und erhob anschließend die Hand, um sie zu begutachten zu wollen, allerdings wich ich ihm nervös aus und sagte, dass alles gut mit mir sei. Diesmal wollte ich zeigen, dass ich auch ein fähiger Ninja war, so wie er. Dass ich nicht wegen jeder Kleinigkeit rumheulen musste, dass ich stark war. Ich musste nicht einmal antworten, Neji wusste, dass er recht hatte - meine Körperhaltung verriet es ihm.

"Du bist sicherlich einfach noch nicht wieder ganz fit. Das wird sich bestimmt in der nächsten Zeit legen. Den Rückweg gehen wir langsamer an", versuchte er mich nur aufzumuntern und schaute sich währenddessen meine Narbe etwas genauer von der Ferne an, ob er an ihr irgendetwas erkennen konnte. "Aber sie sieht auch ein wenig gerötet aus...und dein Auge ein wenig gereizt", stellte er anschließend fest und runzelte dabei ein wenig die Stirn. "Mach mir doch keine Angst", lachte ich anschließend nervös, woraufhin er sich direkt entschuldigte und sich ebenso nervös den Hinterkopf kratzte. "Das geht bestimmt bald von alleine weg", ergänzte er und schaute währenddessen auf den Stand der Sonne. "Denkst du, wir können langsam los? Der Kazekage und die anderen warten auf uns", erzählte mir Neji dann und stellte sich ruhig neben mich. Wir beide blickten zusammen ein letztes mal schweigend auf das Grab des Kindes. Ich verabschiedete mich von ihr und hoffte, dass sie nun ihren Frieden finden würde. Neji legte seine Hand nach einigen Minuten auf meine Schulter und drückte etwas zu, während er mich mit einem warmen Blick anschaute. Ich lächelte ihm müde zu, woraufhin wir uns zusammen auf den Weg zum Kazekage machten.

Neji und ich unterhielten uns noch einen Moment, als wir auch schon am Haus des Kazekage ankamen. Ich war sichtlich nervös, Neji hingegen schien total entspannt gewesen zu sein. Drinnen empfing uns einerseits der Kazekage, andererseits ein weiteres Mädchen, sowie ein anderer Junge, ein paar ältere Dorfbewohner und auch Kakashi und Sakura. Ich war sehr glücklich, die beiden wiederzusehen. Sakura sah auch schon wieder viel besser aus, Kakashi schien sehr zufrieden mit uns zu sein. Der Kazekage stellte sich mir mit dem Namen Gaara vor und bedankte sich bei uns für die erfolgreiche Mission und somit die Rettung des ganzen Dorfes. Ich glaube ich bemerkte nicht so wirklich, wie groß die Sache eigentlich war. Gaara wirkte ein wenig verklemmt, er scheute mir wirklich viel Respekt ein. Trotz seines starren Äußeren, erkannte ich auch bei ihm Dankbarkeit und Anerkennung. Er schüttelte jedem von uns die Hand und die Dorfältesten gaben sogar jedem von uns ein kleines Geschenk. Es war ein Ring, worauf das Zeichen von Sunagakure eingraviert war - er war mattschwarz und sah wirklich schön aus. Ich bedankte mich ausgiebig und setzte ihn direkt an den Ringfinger meiner linken Hand, da meine Rechte ja schon mit meinen eigenen Ringen bestückt war.

Asterisking - Das Sternenkind in Konoha Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt