{Kapitel 33}

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Das Gespräch mit Neji brachte mich zum grübeln. Es war das erste Mal, dass ich meine Herkunft wirklich zielstrebig hinterfragte. Er hatte Recht, ich war Trägerin des Byakugans. Es fühlte sich gut an mit jemandem darüber zu reden. Obwohl es natürlich Vorteile mit sich brachte, wenn Leute wenig über einen wissen - vor allem im Kampf. Trotzdem sind Geheimnisse immer ein Faktor, den man seelisch mit sich tragen muss. Dabei ist es egal, ob es ein großes oder mehrere kleine sind. Gewicht tragen sie alle mit sich. Es befreite mich ein stückweit, Neji davon zu erzählen. Oder immerhin, dass er es herausgefunden hatte und mich dementsprechend darauf angesprochen hat. Trotzdem gab es noch viele Dinge, die auch er noch nicht durchblickt hat. Es brachte mich zum überlegen, wo ich meinen Ursprung fand. Ich hatte Zugang zum Kekkei Genkai des Hyuuga-Claans - aber nur einseitig. Mein anderes Auge...tja, was war mit meinem anderen Auge?

Ich lag wach in meinem Zelt, eingekuschelt in meinem Schlafsack und überlegte. Mir war relativ warm, nur meine Nasenspitze fiel der Kälte zum Opfer. Nach Nejis und meinem Gespräch entschieden wir uns Kakashi zu wecken, da er nun mit der Wache dran war. Wir beide hatten so lange geredet, dass wir völlig die Zeit aus den Augen verloren hatten. Sogar ein bisschen von Kakashis Wache haben wir letztendlich noch übernommen - wobei man sagen muss, dass wir nicht wirklich aufmerksam waren. Trotzdem konnte er so noch ein wenig länger schlafen. Wir entschieden uns also ihn zu wecken, haben ihm Bericht erstattet und haben anschließend Kakashi's Schlaf weitergeführt. Neji verabschiedete sich mit einem kleinen, müden Lächeln, jedoch hatte sein Blick auch einen leichten Beigeschmack, den ich aber schnell identifizieren konnte. Er erinnerte mich nonverbal daran, dass ich Kakashi und meinem Team, sowie dem Hokage bei meiner Rückkehr von mir und meinen Geheimnissen erzählen sollte. Als wir beide in unseren Zelten verschwanden, ärgerte ich mich ein wenig, dass ich mich für meine blöde Art bei Neji noch nicht entschuldigt hatte - obwohl er für seine Art wohl mehr zu der angespannten Spannung zwischen uns beitrug, als ich es tat. Letztendlich konnte ich ihn ja doch verstehen. Ich meine durch mich wurde vorübergehend sein ganzes Team zerschlagen. Auch, wenn ich da wahrscheinlich nicht direkt die Schuld dran trug, tat es mir schon mächtig leid. Schließlich wollte ich von vorne rein keinen Streit provozieren. Ich hätte Neji gerne noch fragen wollen, was TenTen denn genau für Probleme mit mir hatte, wo ich ihr doch direkt nichts getan hatte. Ich seufzte. All diese Gedanken kreisten in meinem Kopf und bereiteten mir langsam wirklich Kopfschmerzen. Ich fasste mir an meine Schläfen und runzelte meine Stirn. Die Sache mit der Karawane konnte ich durch Neji relativ gut ins Hinterstübchen meines Gehirns versperren. Jedoch fing ich das erste Mal wirklich an, an mich selbst Fragen zu stellen. Ich hatte bisher noch nie den Gedanken gefasst, wer überhaupt meine Eltern waren. Wieso ich in diesem Loch auf diesem Schlachtfeld gefunden wurde. Wieso ich auf meinem linken Auge blind war. Wo ich geboren wurde? Ich zischte. Das machte mich indirekt wirklich sauer. Gleichzeitig verblüffte mich der Gedanke, dass ich vielleicht zum Hyuuga-Clan gehörte. Musste ich doch schließlich, wenn ich das Byakugan besaß, oder? Ich legte meine Hände überkreuzt auf meine Oberarme und streckte meinen Nacken. Neji hatte Recht. Vielleicht konnte mir Tsunade helfen, mehr über mich herauszufinden. Mein Blick wandte sich an meine Unterarme. Es gab noch so vieles, was die anderen noch nicht über mich wussten. Mittlerweile verspürte ich deshalb sogar ein wenig Scham und auch Schuld. Das Zusammenspiel von Schuld und Scham ist mir schon oft über den Weg gelaufen. Schuld und Scham vergifteten teilweise wirklich die Atmosphäre, in der ich mich rumtrieb. Ohne, dass ich wirklich wusste, warum. Ich wusste nur, dass ich bei fast allem, was ich tat, eine gewisse Schuld und eine gewisste Scham verspürte. Mit der Schuld und durch den Scham bekam ich auch eine Portion Druck mitgeliefert. Gerade, als mich Leute um mich herum akzeptierten, drücke ich ihnen neue Dinge rein, die dies vielleicht wieder rückgängig machen könnten - oder die Stimmung mir gegenüber nur noch schlimmer machen könnten.

Wieso habe ich das verheimlicht? Wieso habe ich das nicht schon viel früher erzählt? Was, wenn sich die Leute hintergangen fühlten von mir. Ich schielte auf meine Finger, streckte sie über mein Gesicht und knickte alle Finger in meine Handflächen, außer drei - Shikamaru, TenTen und Neji. Wobei ich mir bei Neji nicht mehr so sicher war. Aus Angst, ließ ich nun alle Finger ich die Höhe schnellen. Zehn. Was wäre, wenn sich die Zahl auf zehn erhöhen würde? Oder sie sich so stark erhöhen würde, dass ich sie nichtmal mehr an zwei Händen abzählen könnte? Ich schüttelte meinen Kopf. Wieso musste ich mich in alles immer so hineinsteigern? Ich versuchte, mich zu entspannen. Immerhin musste ich langsam wirklich mal schlafen. Wir mussten morgen früh weiterziehen, um die entführten Personen und die Kräuter zu finden und zu beschützen. Ich musste kurz grinsen, war kurz stolz auf mich, denn ich hatte mein Ziel immer noch nicht wieder aus den Augen verloren. Neji's Ansprache hatte wirklich etwas gebracht.

Ich drehte mich anschließend auf die Seite und kuschelte mein Gesicht in meinen angewärmten Schlafsack. In ungefähr einer Stunde müsste es bereits etwas heller werden. Vorher wollte ich unbedingt noch etwas Schlaf nachholen. Ich schloss also mit einem lauten Ausatmer meine Augen. Ob Neji wohl auch noch so lange wach in seinem Zelt lag und nachdachte?

...

Meine Augen schnellten durch einen lauten Knall auf. Mein Körper erhob sich schon von fast allein in die Aufrechte, wie ein selbstlaufender Reflex. Ich schaute mich kurz in meinem Zelt um, bevor ich auch schon aus diesem herausstürmte. Draußen traf ich auf Neji und Kakashi, die es mir anscheinend erschrocken gleich taten. Ich blickte in meine Nahe Umgebung und erschrak, als ich bemerkte, dass Sakura nirgends zu sehen war.

Asterisking - Das Sternenkind in Konoha Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt