Epilog

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♤ Without me, you're just a joke. With me? You're the Joker. ♤

Ich nahm kühl eine Zug an meiner glühenden Zigarette. Sein bewusstloser, muskelbepackter Körper hing kraftlos von der Decke. Bloß schmerzhaft an den Handgelenken befestigt. ,,Was denkst du Puddin? Ich oder du?" Harley hielt mir verrückt strahlend ein schweres Brecheisen hin. ,,Gib her." Es packte mich. Die pure, adrenalinähnliche Mordlust, die durch meine Adern raste. Ungehindert gelassen streifte ich die Lackhandschuhe über meine bleichen Hände.

Seine bemitleidenswerten Schreie hallte durch die leer gefegte Lagerhalle. Noch warmes Blut spritzte an die Wand. Knochen brachen laut knackend. Der Wahnsinn drückte sich in Form eines schrilles, lauten, markerschütternden Lachen aus. Es heiterte mich auf, ja, es belustigste mich, hob meine Laune Jason Todd umzubringen, vielleicht auch weil ich noch etwas zu tun hatte, wovon Harley nicht das Geringste wusste.

,,Wir fanden sie hier, Sir. Der Körper war zwischen dem Betonrand und den Bug des Bootes eingeklemmt. Wir holten sie natürlich raus, weil wir nicht damit rechneten, wer es war..." Der geschmierte Hafenpolizist führte mich in die kleine, leerstehende Kühlkammer, in der normalerweise gefangenen Fisch für den Weitertransport gelagert wird. Und dort lag sie. Völlig unversehrt. Sah aus wie gestern. An ihr waren die letzten 10 Jahre spurlos vorbei gegangen, obwohl sie sich angeblich im Wasser befunden hatte. Unglaublich.

,,Sir, eine Bemerkung. Gestern Abend war noch keine Leiche an dem Ort. Wir glauben, dass sie dort entsorgt wurde. Es ist nämlich unwahrscheinlich, dass ein Körper nach so langer Zeit im Wasser nicht verwest." ,,Was denken Sie? Wo wurde sie aufbewahrt?" Ich schritt an sie heran. Splitterfasernackt lag sie dort. Auf dem dreckigen, blutigen Boden, an dem noch Fischreste klebten. Es war unwirklich. Wieder in ihr schönes, friedliches, so unschuldiges Gesicht zu blicken. Arabella erinnerte mich an einen längst vergangenen Teil von mir. Als ich bloß nur Jeremiah Valeska hieß. Und nicht berühmt berüchtigt als Joker auf der ganzen Welt war. Batmans größten Rivalen. Bruce größten Rivalen. Ja, sie erinnerte mich daran, wie unwissend ich war. Ich hatte die größte aller Waffen direkt vor mir gehabt. Ich war im Besitz der größten und vernichtesten Waffen aller Zeiten, die Batsi für alle Zeit begraben hätte. Und zwar seine große Schwester.

Ich kniete mich nieder. Die schwere Metalltür fiel in die Angeln. Bloß noch sie und ich. Bedächtlich berührte ich ihre porzellangleiche Wange. Scheiße, Arabella... Zehn gottverdammte Jahre...

,,Erstaunlich wie frisch du noch aussiehst. Geradewegs aus meiner schemenhaften Erinnerung hättest du stammen kommen. Du hast mich geliebt. Mehr als Harley je in der Lage gewesen ist, und sie würde schon wirklich fast alles für mich tun. Doch du? Du bist für mich gestorben."

Müde von den schmerzenden Knochen setzte ich mich unüblicherweise auf den schmutzigen Boden, direkt neben die Leiche einer Frau meiner Vergangenheit, die ich ein ganzes Jahrzehnt verdrängt hatte.

,,Arabella Smith. Avers Revers. Du hast den Witz als Einzige verstanden. Ich bin nicht gefühlsunfähig... bloß gefühlsschwer. Apropos Gefühle... Jerome? Erinnerst du dich noch an den Burschen? Meinen Zwilling, der sich lächerlicher Weise in dich verliebt hat? Ein Jahr später, genau an deinem ersten Todestag wurde er aufgefunden. Tot. Er hat sich den halben Kopf weggejagt. Im Arkham Asylum. Dein Bruder? Er war tatsächlich äußerlich kaum beeindruckt, als er von deinem Tod erfuhr. Stattdessen versteckte er seine wahren Gefühle hinter einer lächerlichen Fledermausmaske und nannte sich selbst den Dunklen Ritter. In den letzten Jahren... So viele haben versucht Batman die Stirn zu bieten. Scarecrow, Riddler, Pinguin, Two Face, Poison Ivy, so viele... Doch ich? Mich kann er einfach nicht fallen lassen. Vor einigen Jahren, es kommt mir inzwischen wie eine Ewigkeit vor, da lernte ich im Arkham Asylum eine einfältige, naive und dennoch bildschöne, junge Frau kennen. Sie war Psychiaterin, die ein Praktikum in Arkham machte. Dr. Harleen Quinzel. Sie hat mich an dich erinnert Arabella. Sie ist eine der Besten, wirklich. Doch du? Du warst die Beste."

,,Du warst die Beste, weil du mir mehr gezeigt hast. Mehr als deinen Körper, deine Charakterstärke nicht aufgeben zu wollen. Obwohl ich dich drogen- und alkoholabhängig gemacht habe. Und weißt du was? Zum allerersten Mal in meinem Leben bin ich nicht okay damit. Ganz und gar nicht. Ich hasse es, was ich mit dir gemacht habe. Wir kannten uns kaum, bloß fassungslos kurze 19 Monate. Du hast dich selbst gehasst. Weil ich dir vorgegaukelt habe dich zu hassen. Aber das stimmt nicht. Ich habe die Zeit mit dir genossen. Sehr sogar. Und ich bedauere es, was dir alles wegen mir zugestoßen ist. Trotz allem musstest du sterben. Damit ich zum Joker werden konnte."

Stille, Stille und wieder Stille. Stille, die unerträglich wurde. Uns trennten unüberwindbare Hürden. Sie war tot. Sie war auf der anderen Seite. Während ich noch immer quicklebendig hier saß, obwohl Millionen mir den Tod wünschten. Doch ohne mich, den Joker, gäbe es ihren hochgepriesenen, geliebten Batman nicht. Und ohne Arabella hätte es den Joker nie gegeben. Kurz gesagt, ohne diese eine Person wäre die heutige Welt eine ganz andere.

Vorsichtig strich ich eine der dunklen, langen, nassen Strähnen aus ihrem lieblichen Gesicht. ,,Ich werde dich beerdigen lassen. Das hast du verdient. Neben deinem Vater. Du bist eine Wayne. Du verdienst es eigentlich von mir abgrundtief gehasst zu werden, doch ich kann nicht. Du und Bruce, ihr lagt mir schon immer am Herzen. Meine Wayne werde ich anständig behandeln, so wie es der Prinzessin Gothams gehört."

Verdammt! Ich musste los, Harley wartet sicherlich schon ungeduldig auf mich, auf einem Bärenfell vor dem Kamin. Splitterfasernackt wohlgemerkt. Ich rappelte mich auf, schnipste die Fischreste von meiner teuren Kleidung, ehe ich in Richtung Ausgang lief, um sie alleine zu lassen. Um ihren leblosen Körper seinem jehen Schicksal zu überlassen. Schnell zog ich die schwere Metalltür auf, ehe mich ein leises, kaum für das menschliche Ohr vernehmbares Geräusch, zusammenzucken ließ. Es klang wie ein leises Tapsen. Nasser Fingerkuppen. Ja, wahrlich nasser Fingerkuppen, in denen warmes Blut rauschte. Das durch ein schlagendes Herz gepumpt wurde.

,,Und was wäre, wenn ich nicht neben Dad und dessen verwöhnten Hure von Martha begraben worden wollen würde? Daddy?
Na? Hast du mich vermisst Mr. J?"

Love in difficult conditionsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt