Trautes Heim, Mord allein

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Are you insane like me?

Wo soll ich starten? Soll ich anfangen mich vorzustellen? Oder doch lieber von meinem alten Leben zu erzählen? Ich habe keine Ahnung, wie man schreibt. Wie man richtig eine Geschichte erzählt. Aber ich habe das Bedürfnis in mir etwas zu erzählen. Meine Geschichte. Meine Geschichte und die von Jeremiah Valeska. Die Welt sieht mich als Monster, dass es verdient hatte zu sterben. Die Welt, die Öffentlichkeit stürzt sich nur auf die Taten der Menschen. Sie interessiert sich nicht für das Leben der Personen. Sie interessiert sich nicht für dein beschissenes Leben. So war das bei mir. Niemand hat sich für mein wahres Wesen, für meine Erlebnisse interessiert. Und das ist viel zu oft.

Wäre mein Bruder noch am Leben, hätte ich ihn bitten können meine Geschichte niederzuschreiben. Aber andererseits hat er es nicht an eigenem Leib erlebt. Er hat nicht erlebt, wie es ist mit so einem Mann wie Jeremiah Valeska zusammen zu sein. Schlichtweg. Niemand anderes kann meine Lebensgeschichte so gut erzählen wie ich.

Ich verlor mein Herz an jemanden, der mich an manchen Tagen mit den Füßen trat und an anderen Tagen auf Hände trug. Ich war nur eine der vielen Freundinnen, Lebensgefährtinnen von ihm. Wahrscheinlich gar nichts Besonderes für ihn. So kam es oft rüber. Aber für mich war er die wahre Liebe. Auch wenn ich wusste, dass er mich zerstörte. Klar, ihr denkt jetzt, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe, wenn ich so etwas Tiefgründiges, so Mitleiderregendes schreibe. Aber ich denke ihr werdet es verstehen. Ihr werdet es verstehen, wenn ihr mein Leben kennengelernt habt. Erst am Ende könnt ihr euch ein Urteil über mich bilden. Ob ich wirklich so ein Monster war oder doch einfach nur eine gebrochene, geschundene Seele? Ich persönlich liebe und hasse es gleichzeitig, wenn man als Leser mitten ins Geschehnis springt. Das werde ich auch machen, denn es bringt nichts, wenn ich euch irgendwelche Daten nenne, die am Ende doch gar nicht wichtig sind. Ihr werdet das Wichtige schon noch herausfinden, ich verspreche es.

Verdammt. Nein, nicht verdammt. Sondern fuck! Bin ich wirklich so dumm und trete in eine Dreckspfütze mit meinen neuen Air Max?! Ja! Mir entfuhr ein wütender Seufzer, angelte meine Sporttasche von der Rückbank und machte einen großen Sprung über die Pfütze. Warum habe ich bei diesem Wetter überhaupt zugestimmt zu meinen Eltern aufs Land zu fahren? Und dann noch meine funkelnagelneuen weißen Schuhe anzuziehen? Ich sprintete wie eine Spitzensportlerin in Sekunden unters Dach meines Elternhauses. Sogar die armen Osterglocken ließen bei dem starken Regen die Köpfchen hängen. Ich klingelte aggressiv Sturm. Es ist arschkalt...

Meine Mutter riss freudig die Tür auf. ,,Hallo Schatz!" Ihr Blick wanderte etwas skeptisch an mir herunter. ,,Du bist nass. Warte ich bringe dir ein Handtuch, bevor du den ganzen Flur volltropfst." Als sie in Richtung Bad lief, verdrehte ich kurz die Augen über meine Mutter. Wenn das keine Putzsucht ist, dann weiß ich auch nicht weiter. Ich weiß, was ich seit meinem Auszug nicht vermisst habe. Diese ständigen Nörgelleien. ,,Danke." Ich rubbelte mich etwas trocken und zog draußen meine Schuhe aus. ,,Hast du mal wieder etwas von Finn gehört?" Argghhh! ,,Mama, ich bin seit 2 Jahren von ihm getrennt! Warum sollte ich dann noch mit ihm sprechen?", fragte ich etwas genervt, als ich drinnen meine Lederjacke auszog. Sie war mein und alles. Weil mein Bruder sie mir geschenkt hatte. Im ganzen Haus roch es schon nach Rollbraten. Nicht mein Lieblingsgericht, aber ich will doch auch nicht unhöflich sein. Wenn Mama und Papa sich extra die Arbeit gemacht hatten und Essen gemacht haben, dann esse ich es auch auf. Ich lief zielstrebig ins Wohnzimmer. Mein Vater saß auf auf dem Sofa. ,,Arabella! Wie geht's dir?" ,,Ganz gut." Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und ließ mich neben ihn fallen. Mein Blick wanderte mal wieder zu den vielen Bildern an der Wand. Von den geschätzten 20 Bildern, die mein Papa professionell geschossen hat, okay man muss auch dazu sagen, er war Fotograf, waren fast alle von meinem Bruder. Es schmerzte immer noch sie anzusehen. Sie hatten fast alle von mir verdrängt. War ja klar...

Love in difficult conditionsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt