Affäre

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◇ Bought a hundred dollar bottle of champagne like me? ◇

,,Leise." John presste mir seine Hand auf den Mund. Doch er stieß nicht weniger zu. Das war pure Quall. ,,Ich glaube, sie ist wieder weg", murmelte er und legte die Hand an meine Brust. ,,Warum...bist du dann überhaupt noch...mit ihr zusammen?", fragte ich grinsend und legte den Kopf auf seine Schulter. ,,Weil das Scheidungsverfahren noch läuft." Und ja. Falls ihr euch fragt, was hier abgeht, ich vögel meinen Boss.

Die dümmste Idee, die ein Mensch je haben kann, aber ich habe mich trotzdem darauf eingelassen. Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist, aber ich habe angefangen für den Oberarzt Grayson zu schwärmen. Ich weiß, richtiges Klischee! Junge, naive, neue Krankenschwester, die sich in den erfolgreichen, reichen und verheirateten Oberarzt verguckt hat. Und John hat mir dann ein paar Wochen nach meinem ersten Arbeitstag schöne Augen gemacht. Und schwupps, die wupps, hatten wir ein Date und direkt Sex gehabt. Diese ganze Geheimnistuerrei ging nun schon 4 Monate. John behauptete zwar immer, dass er sich wegen mir von seiner Frau trennen will, aber ich war nicht so dumm, wie ich vielleicht aussah. Natürlich wusste ich, dass er das nicht tun würde. Er wollte Sex mit mir, weil ich in der Nähe war und in seiner Ehe nichts mehr lief. Und was dachte ich über die ganze Sache? Joa... Verliebt war ich nicht, ich schwärmte einfach nur für ihn. Und durch die ganze Sache mit John konnte ich doch etwas Erfahrung sammeln. Also so sah ich das... Bin ich deswegen schlecht?

,,Arabella." ,,Huh?" Ich sah zu ihm nach hinten. Ich saß auf seinem Schoß, den Rücken gegen seine Brust gepresst. ,,Was war das? Steh mal kurz auf, bitte." Ich sah auf. Überall hörte man Polizeisirenen. Und das in dieser Gegend. John lebte in einem sehr großen Haus in einem sehr guten Teil Gothams. Ich stand langsam auf und lief zum Fenster. ,,Mach mal den Fernseher an", meinte ich zu ihm. Er setzte sich auf und zog die Fernbedienung für den Fernseher zu sich. Er schaltete die Nachrichten an. ,,Die ganzen Insassen des Hochsicherheitstraktes des Arkham Asylums sind geflohen. Darunter auch Jerome Valeska, Scarecrow, Jervis Tetch und Pinguin. Die Polizei fahndet bereits auf Hochtouren nach den Verbrechern." ,,Warum läuft auch nicht auch nur einmal etwas richtig in Gotham City?! Was ist das?!" Jetzt mal ernsthaft. Was muss das Arkham Asylum für ein Drecksloch sein, wenn einfach Serienkiller und wahnsinnige Psychopathen herumlaufen? Wie soll man sich da noch sicher fühlen? Vor allem als junge Frau, die alleine hier lebt? ,,Jetzt beruhige dich doch Arabella. Die finden die schon. Machen sie jedes Mal." ,,Das ist aber Knackpunkt. Sie sollten sie gar nicht finden müssen, denn eigentlich sollten die in Arkham für immer eingesperrt sein." ,,Was machst du?", fragte John mich verwirrt, als ich mich anzog. ,,Ich gehe nach Hause." ,,Aber..." ,,Nichts aber." Ich zog meine Jeans und meinen Pulli schnell an, bevor ich im nächsten Moment schon auf dem Weg nach Hause war.

,,Sag mal, läuft da eigentlich etwas? Zwischen dir und dem Oberarzt? Das habe ich mich schon oft gefragt?", fragte meine beste Freundin, Lee Thompkins am nächsten Morgen, was ein Samstag war. Wir backten zusammen eine Torte für den Geburtstag ihrer Nichte. ,,Tja", lachte ich und zuckte gespielt unwissend mit den Schultern. ,,Komm schon! Sag!", kicherte sie und boxte mir spielerisch zwischen die Rippen. ,,Ich kann nichts sagen Lee." ,,Natürlich kannst du das! Ich werde auch nichts verraten, ich verspreche es hoch und heilig!" ,,Ja. Schon länger..." Ich spürte, wie mir sofort Hitze die Wangen hochkroch, als ich es zugab. Ich würde sicherlich gefeuert werden, wenn das rauskam. ,,Wirklich?" ,,Ja..." ,,Also so richtig? Schlaft ihr miteinander?" Ich nickte. Nun wurde mir ganz heiß im Gesicht. ,,Ach Gott! Erzähl, ist er gut oder schlecht im Bett?" ,,Ganz gut." ,,Ganz gut?", fragte sie mich skeptisch und zog eine Augenbraue nach oben. ,,Ich weiß nicht, was gut und was schlecht ist Lee, ich habe nicht viel Vergleich", lachte ich und strich den Boden mit Sahne voll. ,,Ist der nicht verheiratet?" Jetzt war der Groschen bei Lee gefallen. ,,Das ist das Problem. Deswegen treffen wir uns auch nie so. Also zum Abendessen oder Spazieren oder so. John ist verheiratet." Lee sah mich mit einem gequälten Gesichtsausdruck an. ,,Mädel, lass die Finger von verheirateten Männern. Das endet nie gut, das sage ich dir." ,,Das ist ja auch nur Sex", murmelte ich abwesend. Ich musste das Thema dringend wechseln. ,,Hast du eigentlich schon von dem Ausbruch gehört?"

,,Aber natürlich! Die Nachrichten sind ja voll damit..." ,,Hast du Angst?", fragte ich sie schüchtern. Immerhin wurde sie schon öfters von Valeska gekidnappt. Dieser Typ hatte wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Jerome hatte überall groteske Narben im Gesicht, rote hochstehende Haare und tat mit seinem Anzug auf Businessman, obwohl er ein Psychopath ist. Er hatte sich ja mal sogar das Gesicht angetacktert. Angetackert! Dass muss man sich mal vorstellen! Als Kind habe ich mir mal in den Daumen getackert, weil ich irgendwie gedacht habe, das sei eine gute Idee. Ich weiß noch, wie sehr ich geheult habe, als meine Mutter die Tackernadel wieder rausgezogen hatte. ,,Nein. Habe ich nicht." ,,Warum denn nicht? Ich hätte totale Angst vor dem", murmelte ich leise, als ich die Torte mit Sahne einstrich, während Lee die kleine Zuckerrosen formte. ,,Weil ich nicht sein Fall bin. Wäre ich du, dann hätte ich Schiss. Als ich noch im Arkham Asylum als Ärztin gearbeitet habe, da habe ich mal ein Mädchen auf der Krankenstation behandelt, dass genau wie du war. Sie wurde von Valeska sechsmal vergewaltigt, bevor sie auf mysteriöse Art und Weise tot in ihrer Zelle aufgefunden wurde." ,,Da machst du mir aber Hoffnungen", lachte ich trocken. Es mit einem Wahnsinnigen treiben? Ne danke. Da schlafe ich lieber weiter mit meinem Chef.

,,Haben wir gut gemacht. Schlag ein." Ich gab Lee ein High Five, als wir eine Stunde später vor der fertigen Geburtstagstorte saßen. ,,Warum bist du eigentlich nach Gotham gekommen?" ,,Ach weißt du..." Ach weißte, ich habe meine Eltern gekillt. Was sollte ich denn darauf antworten. Ich hatte schon einmal ein wenig das Thema mit meinen psychischen Erkrankungen angeschnitten, bin aber nie ins Detail gegangen. Vielleicht wurde es mal Zeit. Natürlich würde ich den Mord rauslassen müssen.

,,Meine Eltern starben beide bei einem Autounfall vor ein paar Monaten. Da mein Bruder auch bereits schon tot ist, hatte ich keinen Grund mehr in Berlin zu bleiben." ,,Was ist mit deinen alten Freunden?" ,,Ich hatte nie viele Freunde und nach der Schulzeit verliefen sich fast alle Freundschaften. Vor allem, als ich einigen erzählte, welche Erkrankungen ich habe." ,,Was hast du eigentlich ganz genau?", fragte sie neugierig und sah mich von der Seite an. ,,Ich habe Schizophrenie, bin manisch- depressiv und habe eine dissoziative Identitätsstörung." Lee sah mich wie ein Auto an. ,,Bitte was? Was ist das alles?" ,,Bei Schizophrenie sind das oft wie Phasen. Oder Psychosen. Ich höre Stimmen oder sehe auch Gestalten. Manisch- depressiv bedeutet, dass ich Gefühle ganz verschieden erlebe. Glück ganz stark, aber auch Trauer und Wut ganz stark. Und eine dissoziative Identitätsstörung ist, wenn sich die Seele spaltet. Ich habe mehrere Persönlichkeiten in mir drin." ,,Das ist jetzt ein Scherz oder?" ,,Nein, wirklich nicht. Ich habe das schon seit ich ein Teenager bin. Aber ich nehme Medikamente dagegen ein." Ich zeigte auf den kleinen Medikamentenberg, der sich auf meiner Arbeitsplatte gebildet hatte. ,,Man kriegt davon aber nie etwas mit." ,,Ja das liegt an den Tabletten und ich habe mir sozusagen eine Mauer aufgebaut, wo ich alle Persönlichkeiten und Emotionen einsperren, sodass ich ein recht geregeltes Leben führe." Naja bis auf den Mord. ,,Und wie passiert sowas?" Ich seufzte auf und umklammerte meine Teetasse. Ich musste es jemanden sagen. Die einzige Person, die es wusste ist tot. Mein Bruder.

,,Ich wurde missbraucht. Als 12 Jährige." Lee schlug die Hand vor den Mund. Sie sah mich geschockt an. ,,Oh Gott." Sie legte sofort einen Arm um mich. ,,Ich liebe Gymnastik. Und viele Jahre nahm ich Unterricht in einer sehr renommierten Schule deswegen. Dort hat mich mein Trainer über Monate hinweg missbraucht. Bis ich mir das Bein brach um da nicht mehr hin zu müssen." Boah, es tat verdammt gut das jemanden zu erzählen. Wie ein schwerer Stein, viel endlich von meinem Herzen und ich konnte tief durchatmen. Vielleicht war es doch mal Zeit das mehr Menschen zu erzählen. Auch aus meinem Umfeld, wer weiß?

Love in difficult conditionsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt