◇ Do you tear yourself apart to entertain like me? ◇
Mein Blick blieb an der Uhr hängen. Nur noch schnell Insasse 121 das Pflaster draufkleben, die Sachen holen und dann war meine Schicht zu Ende. Dann konnte ich ja mal schauen, was da los war.
Junge, war es kalt. Ich zog meine Mütze tiefer ins Gesicht und pustete in meine ganz kalten Hände, um sie etwas aufzuwärmen, als ich auf die Fähre stieg. ,,Karte Ma'm!" Ich zeigte abwesend dem Kartenkontrolleur mein Jahresticket, ehe ich wieder aus dem Fenster sah. Ach scheiß drauf. Ich verließ das warme Innere der Fähre und trat nach draußen aufs Deck, wo man sich im Sommer, während der Fahrt entspannen konnte. Der kalte Novemberwind schlug mir um die Ohren. Ich sah zum Himmel. Schneeflocken. Neben mir versammelten sich ein paar Leute, die ebenfalls die dunkle Rauchwolke am Himmel anstarrten. ,,Wissen Sie, was da passiert ist?", fragte eine ältere Dame, die höchst wahrscheinlich ihr Enkelkind an der Hand hatte. Die Leute redeten durcheinander, bis ein Mann sich räusperte. ,,Ja. Mein Arbeitskollege lebt da in der Nähe. Er hat erzählt, dass der Mann, der da wohnt letzter Zeit viel Stress mit den Bullen hatte. Laut ihm sei er Ingenieur. Vielleicht hat er die Bombe gebaut." Was für ein Quatsch. Was sollte man denn für einen Grund haben, sein eigenes Zuhause in die Luft zu jagen? Das ist doch dumm.
Ich blieb wie angewurzelt stehen. Die nächstgelegende U-Bahn Station von der Anlegestelle der Fähre ist die am Glockenturm. Also musste ich wohl oder übel am Gotham City Police Department vorbei. Wann immer es ging, machte ich einen großen Bogen um alles, was mit der Polizei zu tun hat. Was man mir, ich glaube, in meiner Situation nicht verübeln konnte. Doch genau jetzt blieb ich stehen. Genau gegenüber des GCPD's. Weil direkt vor den Treppen standen ein Dutzend Menschen in Uniformen. Die hatten den Rücken mir zugewendet. Genauso wie ein Mann in einem Mantel, Anzug und einem Hut. Er schien mit der Polizei zu sprechen, die die Waffen auf ihn gerichtet hatte. Ich zuckte erschrocken zusammen, als es ein lautes Knallen gab und der Uhrenturm in sich fiel. ,,6 Stunden Detective." Der Mann drehte sich um. Und da erkannte ich ihn. Das war der Mann, der noch vor zwei Wochen neben mir gelaufen war, weil er seinen Zwilling verloren hatte. Polizisten, Zivilisten, ja selbst Straßenkatzen rannten zum ehemaligen Turm, der nun in Schutt und Asche lag. Doch meine Aufmerksamkeit galt Valeska. Warum hatte er so weiße Haut? Warum hatte er sich so stark geschminkt? Außerdem, was trug er für Sachen? So Bunte? Er schien mich ebenfalls zu erkennen, denn ein arrogantes, selbstsicheres Grinsen huschte über sein markantes Gesicht. ,,Arabella." Er grüßte mich mit einem Zwinkern. ,,Jeremiah." Und schon lief er los. Seine Anhänger marschierten ihm strikt hinterher. Wie Entenbabys ihrer Mutter. Jeremiah Valeska, die Entenmama.
Als ich Zuhause ankam, schaltete ich sofort den Fernseher an, da irgendwie alle Bürger Gothams auf den Straßen waren. Und das Vormittags, wo die meisten arbeiteten. ,,Gotham City wird aufgrund der Bombendrohung von dem Terroristen Jeremiah Valeska, dem Zwillingsbruder von Jerome Valeska, evakuiert. Alle Bürger Gothams sind aufgefordert sich ans Festland zu begeben. Und das ohne Ausnahme." Warte, WAS?! Bombendrohung?! Evakuierung?! Das ist doch ein schlechter Scherz! Ich muss zu Lee!
Und zwanzig Minuten später war ich beim ,,Doc". Mit meinen gefühlt zwanzigtausend Koffern. ,,Du willst mir ernsthaft verklickern, dass du nicht gehst?" Die hatte sie doch nicht mehr alle. ,,Ich werde die Stadt nicht verlassen Arabella", flüsterte sie leise. ,,Und warum nicht?!" Sie packte mich am Arm und zerrte mich in irgendein Zimmer, vor dem zwei Schlägertypen standen. ,,Warte hier." Dumme Kuh. Während die Dame ihren Ex ,,verarztete", der hier eigentlich eingesperrt war, rief mich jemand an. Jon. Der hatte mir gerade noch gefehlt. Was wollte er denn genau jetzt?! Ich nahm ab. ,,Ja?" ,,Gehst du?" ,,Was ist das für eine Frage? Natürlich. Du?", fragte ich leise und lief nervös auf und ab. Von mir aus konnten Lee und Jon hier verrotten, aber ich bleibe auf keiner zerstörten Insel, wo es kein Strom, fließend Wasser, genug Essen und Internet gibt. I mean, wie sollte ich meine Snapchatflammen mit meinen alten Freunden aus Deutschland halten? Hallo?! Einfach verfallen lassen? Ganz sicher nicht. ,,Ich gehe auch." ,,Mit deiner Familie oder?", fragte ich ihn neugierig. ,,Ja." ,,Warum hast du mich dann überhaupt angerufen?", lachte ich. Logik bei Jon ist da. ,,Weil du mir dennoch wichtig bist Arabella." ,,Aber nur wegen dieser Sache. Sonst bin ich auch nur eine Arbeitskollegin für dich." Stille. Ein Seufzen. ,,Arabella du bist mir wirklich wichtig. Es ist die Wahrheit. Bitte glaube mir." ,,Weißt du was?" Langsam wurde ich wirklich wütend. ,,Schönes Leben dir noch. Du brauchst mich gar nicht mehr anzurufen Jon Young." Ich legte auf und unterdrückte den Zwang mein Handy mit voller Wucht gegen die Wand zu schmettern.
Lee verließ das kleine Zimmer wieder mit ein paar Rollen Papier. ,,Komm mit." ,,Gleich. Geh schon mal vor." Sie zuckte mit den Schultern und ließ mich alleine. Ich beobachtete Gordon. Ein paar Mal hatten wir uns bereits gesehen. Auch wenn ich ihn dafür hasste, was er Lee schon alles angetan hatte, war er dennoch jemand, zu dem ich auf sah. Er war ein Held. ,,Willst du was sagen?", fragte er benommen. ,,Nein, eigentlich nicht." ,,Hast sehr wütend geklungen." Er setzte sich von dem Bett auf. ,,Wie meinst du das?", fragte ich ihn verwirrt. Er starrte mich einige Sekunden an. ,,Arabella das eben hat nur meine Vermutung bestätigt. Du hast eine gefährliche Seite in dir. Du bist nicht so unschuldig, wie du aussiehst." Ich trat noch einen Schritt näher an das Gitter. ,,Du bist psychisch krank." ,,Jackpot!", lachte ich trocken. Wir starrten uns an. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Gordon eins und eins zusammenzählte und mir auf die Schliche kam. Fuck! Ich wandte mich ab und lief schnell Lee hinterher, bevor er noch irgendetwas in die Richtung sagen konnte.
,,Du gehst." ,,Ja, ich gehe", brummte ich, als ich Nygma sah. Dieses aufgeblasene, arrogante Arschloch, dass immer dachte, es sei schlauer als andere. Naja, seine eine Seite zumindest. So hatte es mir Lee auf jeden Fall erzählt. Er hatte ebenfalls eine gespaltene Persönlichkeit. Wie die wohl entstanden war? ,,Was sind das für Pläne?", fragte ich neugierig. ,,Das sind Valeska's Pläne." Was? Mir fiel die Kinnlade runter. ,,Ernsthaft?" Lee und Edward nickten gleichzeitig. ,,Die müsst ihr sofort zur Polizei bringen!" Ich wollte schon danach greifen, denn sie sahen nicht danach aus, als ob sie Anstalten machten, diese der Polizei zu übergeben. Doch Nygma hielt mich am Handgelenk weg. ,,Finger weg." Schutzreaktion. Ich brachte ich mit einem Tritt in die Kniekehlen und einem Schubser auf den Boden. Ich hatte nach meinem Missbrauch viele Selbstverteidigungskurse absolviert. Kein Mann sollte mich mehr anfassen, wenn ICH es NICHT wollte. Nie wieder sollte ein Mann Macht über mich haben. Nygma lag stöhnend auf dem Boden. Und Lee sah mich sauer an, doch das kümmerte mich kein bisschen. Sie kannte diese Angst nicht. Diese Panik wieder angefasst zu werden ohne Einwilligung. ,,Finger weg von mir Nygma." Als er aufstehen wollte, drückte ich ihn mit meinem Schuh wieder zurück. Ich übte etwas mehr Druck auf seiner Stirn aus, wo mein Fuß stand. Er verzog schmerzerfüllt das Gesicht. ,,Nächstes Mal ist was gebrochen. Das schwöre ich Ihnen Mr. Nygma." Ich sah zu Lee, die die ganze Szenerie geschockt mit ansah. ,,Wie ich sehe, wirst du nicht gehen. Von mir aus. Ich schicke dir eine Postkarte aus dem Urlaub."
Die konnte mich doch mal. Lee kann ruhig auf diese Insel bleiben. Ich verschwinde. Doch bevor ich überhaupt in die Bahn zum Festland steigen konnte, rief mich jemand an. Jerry. Der Arzt aus dem Arkham Asylum. ,,Ja?" ,,Arabella bist du noch in Gotham?" Er klang panisch. ,,Ja, warum?" ,,Du bist eine der Letzten. Ich brauche dringend deine Hilfe! Kannst du ins Arkham Asylum kommen? Jetzt sofort?" ,,Wenn es dringend ist, dann ja." ,,Es ist sehr dringend und kann nicht warten. Du bist sehr zuverlässig, weswegen ich dich brache!" ,,Ich mache mich schon auf den Weg."
Ich stellte meine Koffer ab. ,,Der Arkham Transporter fährt gleich los. Hast du alles?" ,,Ja, habe ich." ,,Du schaffst das. Ich weiß es. Danke, danke, danke!" Ich nickte tapfer. Ich war todesaufgeregt. Ich sollte Jeremiah Valeska abholen und alles dazugehörige ausfüllen. Er wurde festgenommen. Vor ein paar Stunden. Meine Bahn hätte eigentlich um 1:35 Uhr in der Nacht fahren sollen. Nun, das würde nichts mehr werden. Dann nehme ich einfach ein Taxi oder Boot. Geht ja auch. ,,Schau mich an Arabella." Ich sah Jerry an. Er strich mir über den Arm. ,,Alles wird gut. Ich weiß, dass du das schaffen wirst." Hm. Da war er sich sicherer, als ich es war.
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Love in difficult conditions
FanfictionArabella Smith ist eine junge, ehrgeizige Krankenschwester, die nachdem sie etwas Schlimmes tat, nach Gotham zog. Dort lernt sie den berüchtigten Jeremiah Valeska kennen und wie sie im Niemandsland überlebt. Während ihr schreckliche Dinge wiederfahr...