Autounfall

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♧ Are you deranged like me? ♧

Ich streckte mich. Schluckte. Fuck. Es fühlte sich an, als würde mir jemand Unsichtbares die Kehle zudrücken, sodass ich zu wenig Luft zum Überleben, aber dennoch zuviel Luft zu Sterben hatte. Wo war ich? ,,Schlafmütze. Auch mal wach?"

,,Fuck." ,,Ja, das würde ich an deiner Stelle auch denken, aber wie wir ja sehen, ich befinde mich derzeit nicht in deiner Situation." Jeremiah gaggerte leise vor sich hin. Der auf den Kopf stehende Jeremiah, so nebenbei bemerkt. Ich hing an der Decke. Falsch herum. Mit dem Kopf nach unten. Vielleicht noch so ein Grund, warum mir das Schlucken so schwer gelang. Und das Atmen. Und Denken. Und sonst alles.

Jeremiah hatte einen dünnen Dolch in der Hand. Er drehte ihn verträumt. ,,Arabella, es hat mich gestern zum Nachdenken gebracht, was du gesagt hast. Dass du mich lieben würdest. Mehr als alles andere in der Welt.'' Genau so hatte ich das nicht ausgedrückt, aber lassen wir ihn mal bei diesem Irrglaube. ,,Dann habe ich mal etwas recherchiert. Dein Bruder ist ermordet worden. Angefahren, Fahrerflucht, nicht wahr?" Ich nickte schwach. Worauf will dieser Idiot raus? ,,Mit etwas Köpfchen konnte man ganz einfach den Fahrer herausfinden. Willst du wissen, wer dein Bruder auf dem Gewissen hat?" Fuck. Fuck. Fuck. Wie hat er das rausgefunden? Wie? Wie ist das bloß möglich? ,,Antworte Liebes. Sofort." Er verspannte gereizt den Kiefer. ,,Ehrliche Antwort? Nein, ich will es nicht wissen. Ich will es vergessen. Mein Bruder verdient Ruhe, so auch ich." ,,Huh. Diese Antwort hatte ich jetzt nicht erwartet. Du überrascht mich jedes Mal auf's Neue Arabella.''

Metallisches Klackern. Der Druck löste sich von meinen Handgelenken. Im nächsten Augenblick knallte ich auf den kalten Steinboden. ,,Jerome, das hat nicht geklappt!" Bitte, was?! Ich sah auf. Jeremiah stemmte unzufrieden die Hände in die Hüften. Sein Bruder stand einfach da. Plötzlich, als könne er sich teleportieren. Dieser hatte einen gutriechenden Wrap in den Händen. Er schmatzte leise, glücklich vor sich hin. ,,Halt mal." Er drückte seinem Zwilling den halb aufgegessenen Wrap in die Hand, wischte seine Hände an seiner schwarzen Jogginghose ab. Jerome in Jogginghose, tagsüber? Träume ich gerade? ,,Arschloch", zischte Jerome seinem Bruder zu, der ungefragt den Rest des Essens verdrückte. ,,Halt die Fresse, ich hab noch nichts gegessen." Wollen die mich verarschen?! Ich hab die letzten 24 Stunden fast nichts gegessen und heule auch nicht rum!

Jerome kniete sich nieder. Zog mich an den Haaren unsanft hoch. Ehe er blitzschnell mich umdrehte, zu sich zog, sodass ich mit dem Rücken an seiner Brust war und mich am Bauch kitzelte. Ich strampelte lachend vor mich hin. ,,Was wird...das...haha!" Wenn ich mich einpinkel, weil er mich so kitzelt, dann kann Jerome die Sauerei wegmachen, das verspreche ich! Doch mein helles, fröhliches Lachen verschwand sofort, als ein schrecklicher, stechender Schmerz meinen Körper durchfuhr.

Ich senkte meinen Blick. Übel. Mir wurde speiübel, als ich es erblickte. Den dünnen Dolch in meinem Bauch, den Jeremiah noch eben in der Hand gedreht hatte. ,,Warum...?" Ich krallte mich an Jerome's Arm fest. Der Schmerz strahlte in alle Teile meines Körpers. Es war, als....Als würde der Schmerz minütlich schlimmer werden. Als würde ich nur noch aus schrecklichen Schmerzen bestehen.

Jeremiah kniete sich vor mich. Er legte seine Hand auf meinen Bauch. ,,Du schaffst das Arabella. Tief einatmen." Ich konnte nicht sprechen, nicht atmen, nicht schlucken. Nichts. ,,Arabella!" Ich versuchte ihn zu fokussieren. Jeremiah blickte ernst drein. Fast schon etwas besorgt. ,,Tief einatmen. Atme wie Jerome", ordnete er bestimmend an. Ich tat einfach das, was Jerome tat. Ich atmete gleich wie er. ,,Jetzt tut es kurz weh." Mit einem schnellen, harten Ruck zog er den Dolch aus meinem Bauch. Kaum verließ das kalte, spitze Metall die Wunde, da entkam mir ein schmerzerfüllter Schrei. Warum brannte das jetzt noch mehr als zuvor?! ,,Ich weiß, ich weiß. Arabella du musst jetzt genau zuhören. Wir bringen dich ins Krankenhaus. Dort musst du das Vertrauen von Dr. Oscar Klane gewinnen. Dr. Oscar Klane, okay? Er muss uns kontaktierten. Das ist wichtig." Ich nickte schwach. ,,Gut. Jerome."

,,Schönheit, durchhalten. Fest draufdrücken. Lächel mal." Jerome versuchte mich aufzumuntern. Zu motivieren, damit ich weiter mache, obwohl es so unendlich schwerfiel. Ich zwang mich zu einem Lächeln ab. Immer mehr warme Flüssigkeit sammelte sich in meinem Mund. Das Atmen fiel immer schwerer. ,,Tuch...?" ,,Was?" ,,Taschen...tuch", hustete ich leise. Jerome reichte mir sofort eines. Die warme Flüssigkeit? Sie war Blut. ,,Bruder, fahr mal schneller, sonst wird aus deinem Plan gar nichts mehr. Ich glaube, Arabella geht bald Hopps." ,,Ich kann nicht schneller fahren, wenn hier kein Platz zum Überholen ist." Jeremiah sah in den Rückspiegel, zu mir. ,,Nicht aufgeben Baby. Gleich sind wir da."

,,Jeremiah, fahr rechts ran. Wir rufen besser den Krankenwagen. Ich glaube nicht, dass wir rechtzeitig ins Gotham General kommen..." ,,Aber..." ,,Was ist dir wichtiger? Dein verficktes Gift oder Arabella?!" Autsch. An Jeremiah's Gesichtsausdruck wurde mir schlagartig bewusst, dass ich immer hinten an stehe. Ich bin nie das Wichtigste für ihn. ,,Jeremiah Valeska, ich prügel dir gleich die Seele aus dem Leib, wenn du nicht anhält!" ,,Wir sind schneller, wenn wir fahren!" ,,Stopp jetzt!" Die zwei brüllten sich gegenseitig an. Warfen sich die bösesten Beleidigungen gegen den Kopf. Bis wir an einer Ampel ankamen, und es mir dann zu bunt wurde. Hier, in diesem Auto ging es nicht um mein Leben. Niemand kümmerte sich um mein Leben. Also musste ich mich selbst darum kümmern.

Ich öffnete die Autotür und zog mich blitzschnell raus. So schnell, dass sie es nicht einmal mitbekamen und weiterfuhren. Hunderte Autos rasten an mir vorbei. Und keiner hielt an, obwohl mein Blut die nasse Straße inzwischen rot färbte. Irgendwann rappelte ich mich so gut es ging auf. Schaffte es wie durch ein Wunder auf die Beine und sprang panisch vor ein Auto. Wenn ich sterbe, dann sterbe ich eben!

Und die Person... konnte gar nicht mehr bremsen. Ich dachte tatsächlich, jetzt wäre es vorbei. Von einem Auto angefahren zu werden.

Ich schlug die Augen auf. Und wurde direkt geblendet. Von Neonlichtern. Wo zur Hölle bin ich bitte? ,,Morgen Sonnenschein." Ich ließ mich zurückfallen. Stieß einen lauten Seufzer aus. Bitte nicht Harvey Bullock. Der existiert noch? ,,Wo bin ich? Lassen Sie mich raten. Arkham?" ,,Nein." Er stand auf. Musterte mich prüfend. ,,Sie befinden sich schon länger nicht mehr in Gotham City. Die Regierung hat Interesse an Ihnen Miss Smith." ,,Länger?" Bullock nickte ernst. Er vergrub die Hände in den Jackentaschen seines Mantels. ,,Sie lagen im Koma. Sie wurden angefahren. Die amerikanische Regierung kann sich jetzt mit Ihnen rumschlagen. Derzeit wird mit der deutschen Regierung besprochen, wo sie von nun ab verbleiben. In welchem Land." Oh nein. Bitte nicht zurück nach Deutschland... Ich will nicht zurück. Ich will bei Miah bleiben. Apropos Miah... Was ist mit dem? Wo ist er? Nein, vor allem wo bin ich? Wo befinde ich mich? Wieviel Zeit ist vergangen? Und wie komme ich hier weg? Wird er mich holen und verrotte ich hier in einer kleinen, schmutzigen, dunklen Zelle?

Love in difficult conditionsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt