Umzug nach Gotham City

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Been in paine like me?

Genau zwei Wochen nach dem superduper Mord von Bella an meinen Eltern kam ich zu einem Entschluss. Arabella Smith musste raus aus Deutschland. Irgendwohin, wo es scheißegal war, wer du warst und woher du kamst. Zuerst dachte ich an New York oder Los Angeles. An so eine richtig geile, hippe Stadt. Aber jetzt mal ernsthaft. Wenn man keinen Geldesel im Keller hat oder Millionär ist, kannst du nicht dahin auswandern. Vor allem nicht mit dem Gehalt einer gerade ausgelernten Krankenschwester. Also musste ich mich nach etwas Preisgünstigerem umsehen. Bis ich dann über ein paar Websites auf Gotham City stieß.

Gotham City. Mein Vater hatte mir immer viel Schlechtes über die Stadt erzählt. Er ist dort aufgewachsen und mit 17 mit meinen Großeltern nach Deutschland gezogen. Warum? Ganz einfach. Mein Opa und meine Oma hatten dort eine kleine Tankstelle, die kein Scherz, jede Woche ausgeraubt wurde. Jede Woche! Das ist nicht normal! Und als sie kein Geld mehr hatten, haben sie all ihre Habseligkeiten geschnappt und sind nach Berlin gezogen.

Okay. Stopp. Ich muss was klarstellen. Sonst beschimpft ihr mich nacher noch als Lügnerin. Mein Papa, von dem ich die ganze Zeit spreche, ist nicht mein biologischer Vater. Mein biologischer Vater kam aber auch aus Gotham City. Er brach den Kontakt zu meiner Mama ab, nachdem ich, das zweite Kind von ihm, geboren war. Dann lernte meine Mama meinen Papa kennen und er wurde für mich zu meinem Vater. Nur weil wir nicht dasselbe Blut haben, heißt es ja nicht, dass wir uns nicht wie Vater und Tochter liebten. Aber zurück zur Haupthandlung! Alles andere über meinen biologischen Vater erfahrt ihr nacher.

Gotham City war jetzt wirklich nicht mein Wunschwohnort. Aber man nimmt, was man kriegt. Laut Wikipedia hatte ich mir eines der schlechtesten Viertel zum Leben ausgesucht, die es gab. Aber fuck off. Ich nehme einfach Pefferspray mit, wenn ich rausgehe. Aber Amerika würde sicherlich richtig cool werden. Ich muss dazu sagen, ich bin in Berlin geboren. In mir steckt eine pure Berlinerin. Aber dennoch bin ich Halbamerikanerin. War aber noch nie dort.

,,6500." ,,Niemals. 3000." Ich verschränkte sauer die Arme vor meiner Brust. Dieses Arschloch von Autohändler wollte mir wirklich nur 3000 Euro für mein Auto geben? Ich hatte es für fast 8000 gekauft! Ja, ihr fragt euch bestimmt, warum ich mein Auto verkaufte. Ganz einfach. Ich hab gelesen, dass in Gotham gerne etwas teurere Autos geknackt werden. Und das wollte ich ganz sicher nicht. ,,6000." Er schüttelte bockig den Kopf. ,,3500." ,,Dafür verkaufe ich nicht, das schwöre ich ihnen." ,,Dann 5500?" Ich überlegte kurz. 1500 Euro unter meinem Wunschwert, aber so wie der dicke Mann aussah, würde er nicht höher gehen. Vorher würde ich eher noch versauern. ,,Na gut. Wir kommen ins Geschäft." Er grinste zufrieden. ,,Dann hole ich mal die Papiere."

Nun war mein Auto weg. Mein Baby. Ich hatte das Auto nicht einmal 1 Jahr besessen! Aber diese 5500 Euro würde ich für meine Wohnung bestimmt noch gut gebrauchen können.

,,Junge Dame, wären Sie so freundlich und würden Sie mir kurz helfen?" ,,Natürlich." Ich hob den Rucksack der alten Dame nach oben auf die Ablage im Flugzeug. Danach ließ ich mich in den Sitz fallen. Die restlichen 10 Stunden verbrachte ich mit dem, was alle auf einem Langstreckenflug tun. Essen, Schlafen, Fernsehen. Naja in meinem Fall vor allem vieeel essen.

Ouh. Enttäuschend. Das war mein erster Gedanke, als ich aus dem Flugzeug stieg. Ich war noch nicht einmal eine Minute in Gotham City und ich spürte sofort, dass das kein Ort ist, an dem man glücklich wird. Man konnte die Vermoderung und Kriminalität fast schon riechen. Naja, Gotham wird ja auch nicht grundlos die kriminellste Stadt der Welt genannt...

Ich hielt ein Taxi an. Der Fahrer sah mich gelangweilt an. Er kaute ein Kaugummi und ließ seinen Blick lüstern an mir herunter wandern. Wäh. ,,Wohin soll es gehen?" ,,Blüdhaven 73th." ,,Fahre ich nicht hin." ,,Was?" ,,Haben Sie richtig gehört Lady. Sie sind wohl Ausländerin. Kleiner Tipp. Diese Gegend von Blüdhaven und die Narrows sind kein Ort für so ein blutjunges Mädchen wie Sie. Nehmen Sie meinen Rat zu Herzen." Und schon war er weggebraust. Danke du Bastard! Und was mache ich jetzt? Wie komme ich nun nach Blüdhaven? Vorhin, bei der Landung, hatte ich doch eine Bahn gesehen...

Jetzt würde nur noch ein Wolfsheulen fehlen. Dann wäre die Szenerie perfekt. Zum Glück war nur ein indisches Ehepaar in der Bahn um diese Uhrzeit gewesen. Keine ekligen Typen. Aber apropos eklige Typen. Dafür waren die jetzt hier zu genügend vertreten. Ich glaube, den meisten jungen Frauen ist das schon passiert. Dass ihnen hinterher gepfiffen wurden oder sie angehupt wurden. Bis zu einem gewissen Punkt war das ja auch normal und aushaltbar, aber das hier... Ich fühlte mich wie ein Stück Fleisch, dass jeder haben wollte. ,,Na schöne Lady?" Ich versuchte all die Bemerkungen und Sprüche zu ignorieren. Endlich! Ich sah das Wohnhaus 73. Eeeendlich! Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Der Vermieter hatte mir den Schlüssel nach Berlin geschickt, damit ich ihn jetzt schon hatte. So wie dieses Wohnhaus aussah, war dieser Vermieter ein mega Abzocker. Ich musste eine hohe Anzahlung zahlen und die Mieten waren auch nicht gerade billig. Aber wenigstens etwas billiger als in Downtown oder Midtown. Wenn man dort leben wollte, braucht man einen Geldscheißer. Und den habe ich leider nicht! Mein Halbbruder aber leider! Aber es kam nicht infrage, dass ich ihm von meinem Umzug erzählte. Auch wenn er in Gotham lebte. Okay, genau genommen wusste er nicht einmal, dass wir miteinander verwandt sind. Er kannte mich nicht einmal. Ich betrat das Wohnhaus. Und es stank nach Pisse. Pisse und Kotze. Alle Wände waren mit Graffitis vollgeschmiert und anderen, undefinierbaren Dingen. Ich will gar nicht genau wissen, was das war. Ich lief langsam die Treppen hoch. Ich zuckte erschrocken zusammen, als etwas knallte. Eindeutig eine Ohrfeige. ,,Du Schlampe betrügst mich nie wieder oder ich mach dich kalt!", brüllte ein Mann wütend. ,,Fick dich, ich zeige dich sonst an!" Ich schüttelte verzweifelt den Kopf. Wo war ich hier bloß gelandet? Oben angekommen schloss ich meine Wohnung auf.

Hier stinkte es zum Glück nicht mehr ganz so. Hier drinnen war es nur stickig. Die Wohnung war zwar viel kleiner, als sie auf den Bildern wirkte, aber wenigstens sauber und mit großen Fenstern. Die Wohnung war bereits mit meinen Möbeln bestückt, die ich schon vorher hier her bringen lassen habe. So fühlte ich mich schon viel wohler. Ich öffnete das Fenster im Schlafzimmer. Ich steckte meinen Kopf heraus. Kalter Wind schlug mir entgegen. Gotham roch dreckig. Dreckig durch all die Drogen, die Prostitution und die Verbrechen. Aber irgendwie gefiel mir dieser Geruch.

Eine Woche später betrat ich das Gotham General. Oh Gott, hoffentlich wird das was... Die suchten hier händeringend Krankenschwestern, weswegen die mich sofort annahmen, als sie sahen, wo ich vorher gearbeitet hatte. Immerhin ist die Charité ein sehr berühmtes Krankenhaus. Hm. Es sah hier nicht gerade modern aus. Eher wie ein Lazarett aus dem zweiten Weltkrieg. In ganz Gotham sah es runtergekommen aus. Aber ich sollte meine Ansprüche hier erst einmal herunterschrauben.

Es war voll hier drin. Viele Patienten, aber ich sah kaum Personal. ,,Entschuldigung? Wissen Sie, wo ich mich hier anmelden muss?" Ich hielt eine junge, etwa 30 jährige Frau, mit schwarzen Haaren an. ,,Ähm. Wegen was?", fragte sie. Sie sah sich ständig um. Sie schien in Eile zu sein. ,,Heute ist mein erster Arbeitstag." ,,Ah! Name?" Sie winkte zu ihr, als sie schnell loslief. Anscheinend sollte ich ihr hinterher... Ich hatte echt Probleme Schritt zu halten, obwohl ich regelmäßig Sport trieb. ,,Arabella Smith. Ich heiße Arabella Smith." Sie hielt abrupt an einer Reihe uralter Spinte an. Sie schloss eins auf und reichte mir einen Stapel Kleidung. ,,Für Sie. Sie können sich da umziehen und wenn Sie fertig sind, kommen Sie wieder zu mir. Ich bin auf der Station für Gynäkologie, Ebene 7." Und schon war die Dame weg. Ach du Scheiße.

Das Outfit war ja mal verdammt merkwürdig. Noch aus den 50igern. Es war ein weißes, kurzes Kleidchen, dass leicht durchsichtig war. Sowas trug ich nie in der Charité. Was war das hier für ein Laden? Zum Glück trug ich heute hautfarbene Unterwäsche. Blau oder gar schwarz, das wäre echt Horror. Muss ich daran denken, wenn ich nächstes Mal Unterwäsche einkaufe, nur noch Hautfarbene kaufe. Sonst haben die Patienten hier viel zu sehen. Vor allem die männlichen.

Verdammt. Was hatte die gesagt gehabt. Ich wusste nur noch was von Gynäkologie. Aber welche Ebene? Die hatte so schnell genuschelt, sodass ich kaum was verstanden habe. Mist, was mache ich jetzt?

Ich knallte mitten in eine harte Brust. Vor lauter Schwung plumpste ich auf den eiskalten Steinboden in Gang. Autsch, das hatte wehgetan. ,,Oh, ich habe Sie übersehen. Entschuldigen Sie." Ein Mann im Arztkittel bot mir seine Hand an. Ich schlug ein und er zog mich wieder auf die Beine. ,,Danke..." Ich wurde ganz rot, als ich ihm ins Gesicht sah. Dieser Mann war unglaublich attraktiv. Er hatte Grübchen, war Mitte dreißig, hatte dunkelbraune Haare und einen Bartschatten. ,,Kein Ding, ich war ja daran Schuld. Ich bin der Oberarzt John Grayson." Er bot mir seine Hand hin. ,,Arabella Smith." Ich schlug ein und realisierte, dass das der Anfang von etwas Dummen werden würde. Etwas ganz Dummen.

Love in difficult conditionsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt