Traum

116 10 0
                                    

◇  You're a part of a machine, you are not a human being ◇

Ich hielt mir die Ohren zu. Presste fest meine Lippen aufeinander. Ein Ton und ich bin tot. Mausetot. Mit zittrigen, blutverschmierten Händen streifte ich die dunkle Perücke ab. Schob mir eine Marlboro zwischen die Lippen, während meine Beine von der kleinen Mauer baumelten. Die Uhr des Glockenturms, der vollkommen in Dunkelheit verschmolzen, bloß schemenhaft unwirklich wirkte, schlug eins. Fuck, fuck, fuck. Wo ist mein Feuer?! Hab ich es verloren? Schnell scannte ich den menschenleeren Bahnsteig ab. Bloß einige Crackies grohlten verheißungsvoll durch den Bahnhof. ,,GCPD! STEHEN BLEIBEN!" FUCK!

Blitzschnell sprintete ich unter die Betontreppen, als die Streifencops den Bahnsteig betraten. Nervös, das Herz fast aus der Brust springend legte ich meine blutige Hand auf meinen Mund. Zwang mich die Luft anzuhalten. Es fühlte sich an, als würde ich gleich platzen. Nicht nur vor Luftmangel, sondern auch vor packender, halszuschnürender Angst. Die Angst, sie ist dein ständiger Begleiter in Gotham City. Sie folgt dir auf Schritt und Tritt. Du kannst ihr nicht entrinnen, selbst mit in den Tod nimmst du sie, ehe du aufhörst zu sein.

,,GCPD! Stellen Sie sich! Wir wissen, dass Sie die Morde im Auftrag für Jeremiah Valeska begangen haben! Nehmen Sie die Hände hoch und knien sie sich nieder!", brüllte der einen Polizist. In seiner tiefen Stimme schwang selbst flatternede Aufregung und juckende Nervosität mit. Doch genau umsetzten Moment, meinerseits glücklicherweise, fuhr die Bahn ein. Kaum zum Stehen gekommen, da sprintete ich unter Beschuss in die vollgesprayte, heruntergekommene Bahn. Doch natürlich? Folgten sie mir. Immer brav ihren Befehlen folgend.

,,Schonmal was von ,,Hearttouching" gehört?", säuselte ich durch das leergefegte Abteil. Das ältere, übermüdete, indische Ehepaar war augenblicklich, panisch in ein anderes Abteil geflüchtet, als sie mich, blutverschmiert und in einem knappen Outfit sahen, was jeglichen Interpretationsraum unterband, zu wem ich gehörte. Wild, durchgepeitscht und frei. So sah ich aus. Auch wenn man, wenn man sich eine, wertvolle Sekunde nahm und genau hinsah, erkannte, dass es hinter der verstörend, heiß- geisteskranken Fassade ganz anders aussah. Ich war müde. Müde sein Betthäschen, seine Handlangerin, kurz gesagt bloß sein billiger Sidekick zu sein, das  er wie ein Spielzeug benutzte und er jedes Mal, wenn er müde von diesem war, bloß fortschmiss. ,,Nicht?" Vorgetäuscht lässig zupfte ich an meinen Haaren. Musterte mich in der Spiegelung der dreckigen Fensterscheiben.

Bloß ein schwarzer, ehemaliger Tennisrock, verziert mit weißer, unschuldiger Spitze und einem ebenfalls schwarzen Korsettoberteil mit weißer Spitze. Ein Strumpfband zierte meine nackten Schenkel. Jeder konnte es sehen, wie auch meinen Hintern, sobald der Wind ging. Dazu abgeranzte, schmutzige Doc Martins, die mir eine Nummer zu groß waren, weil sie einst Ecco gehörten. Die Haare in einen Messidutt, der halb aufging. Das dunkle Make up war verschmiert, hatte mich zum gemeingefährlichen, tollwütigen Panda gemacht. Fremdes, eigenes Blut, Schrammen, Blutergüsse und Narben zierten meinen Körper. Ich hätte auch einem Horrorfilm entspringen können. ,,Hearttouching bezeichnet die Taktik, wie man einen Menschen auf besonders grausame Art und Weise foltert, ehe er daran verstirbt. Und zwar arbeitet man sich langsam zum Herz vor. Immer mehr Haut und Fleischschichten werden entfernt, bis man am noch kurz schlagenden Herz ankommt, ehe es hinausgeschnitten wird. Es gibt interessante Snuff Filme dazu. Haben Sie sicherlich im Archiv, schauen Sie nur mal nach."

Wenige Schüsse, Handgemänge und schmerzende Eier von zwei Schlappschwänzen später, da drängten meine zwei Kugeln unaufhaltsam in ihre Gehirne ein. Erschöpft bückte ich mich, riss ihre Dashcams von ihren leblosen Körpern, ehe ich sie auf dem Boden zertrat. Ich muss nach Hause... Auch wenn mich dort nichts Freudiges erwartet.

,,Ich glaube, ich muss wieder eine Therapie anfangen...", wisperte auch kaum hörbar, tränenerstickt. ,,Du machst gar nichts. Würdest du deinen faulen Arsch einfach hochbekommen, dann wärst du auch nicht depressiv. Denn weißt du, warum du depressiv bist?" Er stieß den Rauch kühl aus seinen Lungenflügeln aus. ,,Weil ich verrückt bin..." Ich vergrub mein nasses Gesicht in meinem Kissen. ,,Das natürlich auch, nein, ich meinte etwas anderes. Du bist depressiv, weil dich dieser Typ vergewaltigt hat. Als Kind. Du fühltest dich nutzlos. Heute fühlst du dich erneut nutzlos. Und damit dies nicht wieder geschieht, musst du einfach deinen Arsch hochbekommen."

Ich schrie schrill auf. Eine kalte Hand presste sich auf meinen Mund. Ein Arm schlang sich von hinten um mich. ,,Wohin wolltest du denn?" Ein metallisch, kühler Waffenlauf wurde gegen die erhitzte Haut meines Kinnes gedrückt. ,,Auf's Klo...", log ich schlecht. ,,Lüge Baby. Du weißt, dass ich Lügen meilenweit riechen kann. Sag, warum schwitzt du so?" Sein schrilles Lachen drang in mein Ohr. ,,Ich...ich wollte das Blut abwaschen... Bitte Miah..." ,,Aber warum denn? Das war doch soviel Arbeit. Außerdem kommt dein Körper mit Blut viel besser zur Geltung." ,,Lass mich bitte los...", flehte ich schwächlich. ,,Leck mich. Du hast zwei Cops unerlaubter Weise erschossen", zischte er gefährlich in mein Ohr. ,,Warum bist du bloß immer so?", fragte ich kaum hörbar, eingeschüchtert. Komplett ausgewechselt schob er mir den BH Träger von der Schulter. Drückte einen liebevollen, sanften, ehrbaren Kuss auf die nackte Schulter. ,,Weil ich dich liebe Arabella."

Love in difficult conditionsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt