Schoßhündchen

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♧ With your face all made up, living on a screen ♧

,,Arabella?" Etwas, nein, besser gesagt, jemand rüttelte sanft an mir. Strich mir durch das Haar, das mir müde, unmotiviert ins Gesicht fiel. ,,Arabella, aufwachen." Die Stimme.... Sie gehört Miah! Wo ist Jerome?! Ich richtete mich schlaftrunken auf. Sein einprägsames Antlitz befand sich vor meinen trockenen, fast zufallenden Augen. Ich weiß, ich hätte ihn mit jeder Faser meines Körpers hassen sollen, doch stattdessen liebte ich ihn mit allem, was ich hatte. ,,Komm mal her Baby." Er zog mich in seine Arme. Erschöpft von allem lehnte ich mich mit dem Kopf gegen seine Halsbeuge. Ein mitleiderregendes Schluchzen drang aus meiner Kehle. Pathetisch, lächerlich und dennoch nötig. ,,Warum tust du mir das immer wieder an Miah...?", wisperte ich tränenerstickt in sein gut riechendes Jackett. ,,Weil sich in meinem Kopf Monster befinden." Eine billige Ausrede. Oder auch eine billige Täuschung seiner Selbst.

,,Nein, Jeremiah. Wir sind alle Monster. Doch du? Du bist das Größte von allen."

Ich schlängelte mich aus seinen starken Armen und stand auf. Entrüstet erledigte ich mich meiner Kleidung, ehe ich mit wenigen Schritten im angrenzenden Bad verschwand. ,,Weißt du Jeremiah? Du bist ein hinterlistiges, manipulatives Arschloch, was dennoch jeden dazu bringt dir zu den Füßen zu liegen."

Und als ich fast eine Stunde später, mit Gelaugenpads auf den Augenringen und in einem großen Handtuch geschlungen kam, da saß er noch immer wie zuvor. Immernoch kerzengerade. Immernoch den Blick starr aus dem Fenster auf mein zukünftiges, nasses Grab gerichtet. ,,Es sollte mir leid tun nicht wahr?" ,,Tut dir aber nicht, hab ich Recht?" Er nickte stumm. Den Blick immernoch an mir vorbei, trotz der Tatsache, dass ich nun splitterfasernackt, halb nass Kleider aus dem Schrank suchte. ,,Ja, du hast Recht. Ich will Mitleid mit dir haben. Ich will, dass es mir leid tut, weil mir ehrlich etwas an dir liegt Arabella. Auch wenn du manchmal nervig bist, ich mag dein flatterhaftes Wesen, deinen schwarzen, schrägen Humor und dein selten gewordenes Lächeln. Das mochte ich schon an dem Abend, als du neben mir, mit einer Schusswunde am Bein, liefst. In manchen Augenblicken, da wünsche ich mir, dass ich einfach die Finger von dir gelassen hätte. Dann hätte ich dich eben nur von der Ferne begutachten können, doch du hättest studieren können. Deinen Traumjob finden, heiraten und was weiß ich im Leben machen. Nach Bali reisen, Yogalehrerin werden oder doch politische Engagement zeigen. Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht einmal, was du im Leben wirklich werden wolltest. Ich kenne ebenfalls nicht deine Lieblingsfarbe oder die Musik, die du gerne hörst. Geschweige denn was von deinem früheren Leben. Du bist quasi ein Fremder und dennoch fühle ich etwas, wenn du um mich bist."

Ich setzte mich neben ihn. Trug die Seele nach außen hin. Sonst nämlich gar nichts. Er musterte mich nichtssagend, ehe er fortfuhr.

,,Ich bin ein teuflisch guter Lügner, es stimmt. Ebenso gut kann ich Menschen manipulieren. Doch Arabella Smith, ein Teil von mir will dir nicht wehtun. Ein sehr großer Teil. Ein Teil, der viel von deinen Gedanken, Überzeugungen und Einstellungen hält. Ein Teil, der sich nicht nur sexuell von dir stark angezogen fühlt. Doch leider überwiegt der stärkere Teil diesen. Den Teil in mir, der jedem wehtun muss. Egal wem. Und das bedauere ich sehr. Sehr. Sehr. Also, wenn du je die Chance wolltest, hier ist sie. Dir steht es frei zu gehen. Dich zurückzuziehen. Sag es und du hörst nie wieder von mir. Naja, nur noch in den Nachrichten... Du kannst gehen. Hier und jetzt und dein Leben leben, was du immer wolltest."

Ich lehnte mich langsam vor. Und legte gefühlvoll meine Lippen auf seine. Der Kuss war warm und prickelnd. Etwas, was ich von ihm nie gewöhnt war. Unsere Zungen tanzten einen ausgefallenen, engen, intensiven Tanz miteinander, ehe ich mich tatsächlich wieder zurückzog. Die Hände an seine Wangen gelegt. Die Blicke verschmolzen miteinander. Ineinander und wurden zu einem. ,,Ich liebe dich Jeremiah. Ich glaube, ich könnte dich nie verlassen. Ja, wir wissen so unendlich wenig übereinander und dennoch fühle ich dasselbe, auch wenn du mich oft verletzt. Übrigens, meine Lieblingsfarbe ist Lila und mein Leben lang arbeitete ich im Gesundheitsbereich, dabei war es immer mein größter Traum Politikwissenschaften zu studieren. Ich wollte politisch in der Welt schon immer etwas ändern." ,,Du liebst mich, sehr?" ,,Unendlich Miahchen." Mein Mund sank erneut auf seinen. Nur wenige Augenblicke später schwang ich mich auf seinen Schoß, setzte mich auf ihn. Sanft wiegte ich meine Hüften, sodass er schnell hart wurde. ,,Ich will dich nicht wieder verletzen Arabella", keuchte er atemlos gegen meine Lippen. ,,Das wirst du nicht." ,,Woher willst du das wissen?" ,,Weil ich es weiß."

Love in difficult conditionsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt