Mars griff zu seiner Lanze, die er nach seinem Eintreten an die Wand neben der Türe gelehnt hatte. er reichte sie Venus, die sie mir einem dankbaren Lächeln entgegen nahm; sie musste zwei Hände benutzen.
Sie führte die Waffe an Apollos Kopf, zwischen die goldene Locken in seinem Nacken. Wie es die Tradition vorgab, teilte sie seine Haare in sieben Teile und aus jedem flocht sie einen Zopf eng an seinem Kopf entlang.
Sieben nach der Tradition und sieben nach Apollos heiliger Zahl.
Danach führte sie alle zusammen und band sie mit einem goldenen Band zu einem Knoten nach vorne zusammen.
Es war dasselbe goldene Band, das er schon kurz nach seiner Geburt getragen hatte, das die Leinen um ihn zusammen gehalten hatte. Latona hatte es ihnen für diesen Anlass gegeben, sie hatte es bis heute aufbewahrt.
Venus griff zu dem goldenen Kamm auf dem kleinen Tisch und damit steckte sie vorsichtig den Schleier auf Apollos Kopf fest.
„Fertig. Du siehst wundervoll aus, Liebes", verkündete sie.
„Wurde ja auch von dir zurecht gemacht", kommentierte Mars.
„Oh, halt den Mund."
Er hielt den Mund. Venus holte den Spiegel und hielt ihn vor Apollo, sodass er sich betrachten konnte. Mit dem orange-gelblichen Schleier vor seinen Augen sah alles ein wenig in diese Farben getaucht aus, aber er erkannte alles genug. Venus hatte gute Arbeit geleistet.
Der Schmuck und die edel gegürtete Taille ließen ihn graziös und anmutig wirken (nicht, dass er das sonst nicht auch war, aber sie verstärkten die weibliche Form, die er sich für heute zugelegt hatte, noch), aber nicht so, als würde er angeben wollen. Er mochte es, wie die Ohrringe unter seinem Schleier klimperten und man hin und wieder ein Glänzen erhaschen konnte.
Auch die Frisur hatte eine ähnliche Wirkung. Sie sah wunder schön aus, aber auf die Weise, mit der sie auch eine alltäglich getragene Frisur sein könnte. Nicht zu protzig.
Apollo konnte sich das Lächeln nicht verkneifen, als er seinen Kopf vor dem Spiegel hin und her drehte.
Morgen würde ein schöner Tag werden. Garantiert.
Apollo schritt am nächsten Morgen in seiner Hochzeitstracht die Stufen seines Palastes auf dem Olymp hinunter. Viele waren damit beschäftigt, möglichst unbemerkt alle Vorbereitungen für die Hochzeit zu treffen. Juno war so freundlich gewesen, die Aufgabe zu übernehmen, Jupiter abzulenken. Sie war gut darin, denn beeindruckend genug war sie, wenn sie wütend war. Und darin war sie geübt, sie hatte genug Gründe dafür.
Sie hatte sich davon entschuldigt, an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Sie war zwar eine ihrer Unterstützer, aber erstens hatte sie trotz allem keine große Meinung, Latona zu sehen, und zweitens meinte sie, dass ihr voriges Verhalten Apollo gegenüber, es ihr nicht zustehen lasse.
Apollo nahm es nicht persönlich, er war stattdessen sehr dankbar, dass sie ihnen Jupiter vom Hals hielt.
Vor den Stufen selbst erwartete ihn ein Teil seiner Familie. Seine Schwester koordinierte, wo wer wann sein sollte, Merkur kümmerte sich um die Mitgift, bei der ihm Apollos Söhne, die Korybanten, halfen.
Die Musen hatten es sich zur Aufgabe gemacht, sich um das Wohlergehen der Braut? Zweiter Bräutigam? zu kümmern und schwärmten um Apollo herum, wie eifrige Bienen. Er war es gewohnt, ihn störte es nicht mehr.
Vesta war so freundlich und kümmerte sich um Oleaura. Apollo und Lucius hatten sich für diesen Namen für die kleine Dryade entschieden, er ähnelte dem ihrer Mutter. Lucius hatte natürlich auch viel zu viel zu tun, als dass er sich an seinem Hochzeitstag um sie kümmern konnte und anderen Menschen wollte er die kleine Dryade nicht anvertrauen. Die ersten Blüten begannen, zwischen ihren Haaren zu wachsen. Wenn man sie ein wenig frisierte, konnte man sie für einen Blumenkranz halten, deshalb war es noch nicht problematisch, sie in der Öffentlichkeit zu zeigen. Allerdings durfte auch niemand näher hinsehen, sonst würde es definitiv gesehen werden. Deshalb war sie unter göttlicher Aufsicht.

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Amor vincit omnia
Historical Fiction16 Jahre nach seinem vermeindlichen Tod wacht Apollo aus seinem Koma auf. Er befindet sich wieder auf dem Olymp und muss feststellen, dass seine große Liebe bereits verheiratet ist und ganze vier Kinder hat. Ob er es trotzdem schafft, Lucius wieder...