Die Familie der Lucianer kam in ihrer Stadtvilla an. Sie wurden von den wenigen paar Sklaven, die sich im Haus befanden, begrüßt. Die Pferde wurden von den Stallburschen sofort ausgespannt, weggestellt und versorgt, die Kinder stellten währenddessen eifrige Vermutungen an, wie der fertig renovierte Teil wohl aussehen würde. Lucius fand, dass diese Stimmung wirklich angenehm war. Nicht viele Leute, nur eine kleine, gemütliche, heimelige Familie. Viel schöner, als es war, mit hunderten Sklaven, die, wie in der Villa am Meer, alle gar nicht ins Haus passten.
„Hach, ich freue mich schon auf das Abendessen. Endlich ohne den Alten dabei", murmelte Lucius zu sich selbst und bemerkte zu spät, dass sein Bruder neben ihm ihn sehr wohl gehört hatte. Er sah ihn von der Seite an, Lucius guckte schnell weg, wieder zurück und dann mussten sie beide lachen. Als sie wieder vernünftig Luft bekamen und die Kinder sie schon schräg ansahen, sagte Antonius schließlich: „Na kommt, gehen wir rein." Und an die Sklaven gewandt: „Macht uns doch bitte etwas Leichtes. Nur eine Vorspeise mit Hauptgang, ich glaube, für einen Nachtisch ist dieser hier zu aufgedreht." Er legte eine Hand auf den Kopf seines Neffen, der schon voller Vorfreude von einem Fuß auf den anderen hopste. Frija beschwerte sich: „Och nein, Spurius! Jetzt hast du mich um meinen Kuchen gebracht. Idiot." „Kein Fluchen unter meiner Aufsicht, junge Dame", ermahnte Lucius. Er wusste ja, dass es nicht ernst gemeint war, aber sie sollte sich das gar nicht erst angewöhnen.
Als sie das Haus betraten und der Treppenaufgang neben dem Atrium so verlockend winkte, bettelte Spurius: „Können wir nicht schon vor dem Essen nach oben gehen? Bitte, das dauert doch sowieso noch." Lucius erwiderte: „Auf keinen Fall. Es dauert sicher noch ein bisschen, bis das Essen fertig ist, aber lange nicht so lange, wie als wenn wir dich von oben wieder herunter bekommen müssten. Kommt nicht in Frage." „Heute gönnst du einem ja wirklich nichts." „Grundsätzlich tue ich das schon, ich lasse euch schließlich herkommen, obwohl noch nicht mal wirkliche Möbel in den Räumen sind. Ich will nur, dass du mir deine Manieren nicht vergisst und Geduld ist eine Tugend, die du beherrschen solltest." Oh, wenn Lucius früher gewusst hätte, dass er mal so reden würde. Er wurde langsam wirklich alt. „Ja, ja, schon gut." „Spurius." „Ja, Vater. Verzeihung."
„Na komm, dafür könnt ihr alle mit mir mitkommen, auf einen Rundgang im Stall. Das Fohlen, das letztens geboren wurde, ist noch nicht so groß geworden." Auf den Gesichtern breitete sich ein Strahlen aus. „Stimmt ja! Ist es niedlich? Ist es flauschig?", rief Siofra. Lucius schmunzelte. „Ja, beides. Na los, geht schon und schaut es euch selbst an. Ich bin mir sicher, die Pferdeknechte können euch auch noch mehr erzählen, als ich." Lucius wollte gerade den Kindern folge, die schon losgelaufen waren, als ihn Antonius kurz anhielt. „Ich werde hier ein wenig Aufsicht halten, wenn es recht ist. Ich gehe schon mal ins Triclinium* und schicke dann jemanden nach euch, sobald aufgetischt wird." „Natürlich, mach das, wie es dir beliebt." Antonius nickte und ging, begleitet von zwei Sklaven, in die andere Richtung.
In den Stallungen wurde das kleine Fohlen schon von vieren ausgiebig geknuddelt, Tiberius hatte die Stute übernommen. Daneben stand einer der Stallburschen, der gerade berichtete, dass es ein sehr aufgewecktes Fohlen mit viel Energie und Ausdauer war, ein guter Rennkandidat also. Lucius entschloss sich, sie doch alleine zu lassen und setzte stattdessen seinen Kontrollgang fort. Hier und da streichelte er mal eine Schnauze oder wechselte ein oder zwei Worte mit einem Pferdeknecht. Es war sehr still und roch nach Heu. Es erinnerte Lucius an die Zeit, die er mit Stirrius, also Apollo, Coenomi und Aurea hier verbracht hatte. Wenn er gewusst hätte, welche Wendungen ihm das Leben noch zu bieten hatte. Vielleicht wäre er vorsichtiger gewesen. Wobei, wie sollte er vorsichtiger mit Apollo sein können? Das könnte er nicht. Sicher nicht.
Aus seinen Gedanken wurde Lucius gerissen, als ein Sklave ihn ansprach. Man rief zum Essen. Spurius nahm seine Aufregung von zuvor wieder auf, Tiberius hatte in der Zwischenzeit ordentlichen Appetit bekommen. So trafen sie alle im Speisezimmer wieder auf Antonius, als gerade die Suppe aufgetragen wurde. Die Jugendlichen stürzten sich auf sie und das Brot, am Ende schaffte Tiberius sogar vier Schüsseln. Auf Platz zwei lagen Antonius und Siofra gleichauf mit dreien. Die Hauptspeise war Schweinefleisch mit gemischtem Gemüse als Beilage, das ebenfalls sehr genossen wurde. Tiberius verlor jedoch seine Position auf Platz eins. Am Ende setzte sich sein Vater gegen ihn durch.
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Amor vincit omnia
Ficción histórica16 Jahre nach seinem vermeindlichen Tod wacht Apollo aus seinem Koma auf. Er befindet sich wieder auf dem Olymp und muss feststellen, dass seine große Liebe bereits verheiratet ist und ganze vier Kinder hat. Ob er es trotzdem schafft, Lucius wieder...